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Bauschäden im Fokus

Schwachstelle - Sockelschäden an Gebäuden

19.11.22
Bauschäden im Fokus

Foto: HWK Koblenz

Sockelschäden beeinträchtigen nicht nur das optische, äußere Bild auf der Innenseite führen in Form von Schimmelbildung hinter Fußleisten, hinter Küchenzeilen oder an Schrankrückseiten.

Besonders gefährdet sind niveaugleiche Wetterseite, wenn keine entsprechenden Witterungseinflüsse Übergänge auf der Vorkehrungen gegen getroffen wurden wie ausreichend dimensionierte Ablaufrinnen vor Fenster- oder Türöffnungen, ausreichend große Vordächer oder fachgerecht ausgeführte Abdichtungen an Bauelementen.

Sockelschäden zeigen sich meist relativ kurzzeitig nach der Wohnhauserstellung. Sie treten nach Regenfällen, nach dem ersten Winter oder schleichend mit einem immer größer ausgeprägterem Schadensbild auf. Damit einher gehen Rissbildungen, Putzhohllagen und Farbabplatzungen. Sockelputze müssen ausreichend wasserabweisend und widerstandsfähig gegen Witterungseinflüsse und auf dem jeweiligen Untergrund geeignet sein. Jede Sockelabdichtung ist auf die jeweilige Untergrundgegebenheit hin abzustimmen und zu planen.

Zum Fall:

Das Schadensfoto zeigt einen etwa 20 Jahre alten Putzsockel an einem Gebäude mit Mauerwerksuntergrund. Auf der Innenseite führten die Durchfeuchtungen bereits zu Putzschäden auch oberhalb der Fußleiste. Gleichzeitig waren dort Küchenmöbel und Wohnzimmermöbel angeordnet mit Rückwänden aus Pressspan - also schimmelgefährdet.


Auf Rückfrage des Sachverständigen bestand das Schadensbild schon seit mehreren Jahren. Das Gebäude war ohne Keller errichtet. Die schweren Moränekieselsteine des Kiesstreifens berührten noch etwa 10-15 cm oberhalb der sichtbaren Abdichtung den Sockelputz und hatten an mehreren Stellen zu Putzbeschädigungen geführt. Die vorhandene Schutzschicht (Noppenbahn) vor der Bitumenabdichtung (PMBC) endete zirka 5 bis 8 cm unterhalb des Sockelputzes. Der Zwischenbereich war ungeschützt. Der Sockelputz mit Gewebeeinbettung im hinteren Putzdrittel war 10 cm tief in den erdberührten Bereich ausgeführt ohne Putzabdichtung und ohne Haftbrücke auf dem bituminösen Untergrund. Die sichtbar durchfeuchtete Sockelputzfläche oberhalb des Erdreichs war netzartig gerissen.

Zur Ursache:

Der Kiesstreifen ist bis mindestens zur Unterkante der Bodenplatte freizulegen. Der schadhafte Sockelputz ist abzuschlagen und die Bauwerksabdichtung instandzusetzen. Nach ausreichender Trocknung des Mauerwerkes ist ein für das Leichtmauerwerk geeigneter und nach Herstellervorschrift zugelassener Sockelputz aufzutragen. Nach ausreichender Putztrocknung ist die Putzabdichtung an der Putzvorderseite bis mindestens 50 mm über anstehendes Terrain gemäß der Sockelrichtlinie herzustellen. Vor der erdberührten, weichen Bitumenabdichtung (PMBC) ist eine Schutzschicht mit Gleitschicht anzuordnen. Die Moränekieselsteine dürfen die Sockelfläche nicht beschädigen. Nach ausreichender Durchtrocknung des Sockelputzes ist ein geeigneter Silikatanstrich mit Sockeleignung im System aufzubringen.

Die Schadensursachen waren: eine falsche Putzwahl auf dem Leichtmauerwerk, ein im hinteren Putzdrittel zu tief eingearbeitetes Armierungsgewebe, eine fehlende Putzabdichtung, fehlende Kontaktschicht zur Bitumenabdichtung (PMBC), eine zu tiefendende und ungeeignete Schutzschicht aus Noppenfolie auf der veichen Abdichtung.

Zur Lösung:

Der Kiesstreifen ist bis mindestens zur Unterkante der Bodenplatte freizulegen. Der schadhafte Sockelputz ist abzuschlagen und die Bauwerksabdichtung instandzusetzen. Nach ausreichender Trocknung des Mauerwerkes ist ein für das Leichtmauerwerk geeigneter und nach Herstellervorschrift zugelassener Sockelputz aufzutragen. Nach ausreichender Putztrocknung ist die Putzabdichtung an der Putzvorderseite bis mindestens 50 mm über anstehendes Terrain gemäß der Sockelrichtlinie herzustellen. Vor der erdberührten, weichen Bitumenabdichtung (PMBC) ist eine Schutzschicht mit Gleitschicht anzuordnen. Die Moräne kieselsteine dürfen die Sockelfläche nicht beschädigen. Nach ausreichender Durchtrocknung des Sockelputzes ist ein geeigneter Silikatanstrich mit Sockeleignung im System aufzubringen.

Fazit:

Sockelausführungen sind immer den Untergründen entsprechend zu planen und auszuführen. Meist bieten auch Putzhersteller zusätzlich neben Fachverbänden Detailskizzen zur Sockelausführung mit deren Produkten an. Für den Handwerker auf der Baustelle stellen sie eine oft unverzichtbare Hilfe dar aufgrund der Vielfalt anzutreffender Sockelsituationen.

Unverzichtbar ist die Planung und Koordination des Architekten oder Bauleiters, da an der Schnittstelle ,,Gebäudesockel" mehrere Gewerke (Putzer, Maler, Fensterbauer, Außenanlagenbauer) aufeinandertreffen.

Georg Neu

► Öffentlich bestellt und vereidigter Sachverständiger bei der HwK Koblenz Maurer- und Betonbauerhandwerk Schwerpunkte: ,,Bauwerksabdichtungen und Erkennung, Bewertung und Sanierung von Schimmelpilzschäden" (TÜV zertifiziert)