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Wenn Holz zum roten Faden im Leben wird

Heinz Scholz fertig seit Jahrzehnten kunstvolle Intarsien

21.06.24
Wenn Holz zum roten Faden im Leben wird

In filigraner Feinstarbeit fertigt Heinz Scholz seit Jahrzehnten kunstvolle Intarsien. Fotos: Regine Siedlaczek

Jeder Mensch hat in seinem Leben einen roten Faden, der ihn leitet und führt. Im Fall von Heinz Scholz heißt dieser rote Faden „Holz“, denn seit seiner Jugend fertig der mittlerweile 90-Jährige aus Feldkirchen kunstvolle Intarsien, mit denen er in den vergangenen Jahrzehnten mehr als 200 Ausstellungen bestückte. 

Doch wie kommt man auf die Idee, sich auf diese filigrane Art und Weise mit Holz zu beschäftigen? Scholz kennt die Antwort: „Ich habe schon als Kind gern gezeichnet, und durch meine Schreiner-Lehre ist meine Begeisterung für das Material Holz weiter gewachsen.“ Letztendlich war es aber seine Mutter, für die er zum Weihnachtsfest 1949 eine Schmuckschatulle mit Einlegearbeit fertigte, die sein Talent erkannte und ihn motivierte, seinen künstlerischen Weg weiterzugehen. Und dieser war nicht immer leicht, denn bis unzählige Kunstwerke sein eigenes Haus, zahlreiche Ausstellungsräume, Hotels und die vier Wände unterschiedlicher Privatpersonen schmückten, musste Scholz auch Rückschläge in Kauf nehmen. So arbeitete er nur ein Jahr als Schreiner: „Mein damaliger Chef konnte sich einfach keinen weiteren Angestellten leisten“, erinnert sich der 90-Jährige. Es folgten harte Nachkriegsjahre, unzählige Arbeitsstellen und letztendlich der Umzug von Bayern nach Neuwied. 

An seinem Werk vom Schloss Neuschwanstein hat Heinz Scholz fünfeinhalb Monate gearbeitet. 
An seinem Werk vom Schloss Neuschwanstein hat Heinz Scholz fünfeinhalb Monate gearbeitet. 

Dort arbeitet Scholz lange Zeit bei Rasselstein, bevor er zum Rundfunk- und Fernsehtechniker umschulte, seine Liebe zum Holz ging ihm aber auch in dieser Zeit nie verloren: „Ich habe privat in jeder freien Minute, an jedem Wochenende an meinen Intarsien gearbeitet“, erinnert sich Scholz, für den das Leben im Jahr 1960 eine schicksalhafte Wendenahm: „Ich hatte einen schweren Motorradunfall, der dazu führte, dass ich meinen rechten Arm nicht mehr richtig einsetzen konnte“, berichtet Scholz, der sich noch immer an die schwere Zeit erinnert, die nach dem Unfall folgte. Darüber nachgedacht, seine künstlerische Tätigkeit aufzugeben, hat er allerdings nie. „Ich habe über ein Jahr lang Therapie bekommen, damit ich zumindest meine Hand wieder nutzen konnte.“ Und diese Anstrengungen haben sich ausgezahlt, denn auch wenn der Arm bis heute streikt, war es ihm doch möglich, die Motorik seiner Hand soweit wieder herzustellen, um sich weiterhin seiner künstlerischen Arbeit zu widmen. 

Seither sind unterschiedlichste Werke entstanden: Seien es Europakarten, zahlreiche abstrakte Muster und Formen, Burgen, Landschaften, Naturschauspiele oder sogar Comicfiguren. Besonders stolz ist Scholz allerdings auf seine Intarsienarbeit vom Schloss Neuschwanstein. Es ist mit einem Umfang von 75 mal 100 Zentimeter eines der größten Werke: „Ich habe ohne Unterbrechung an sieben Tagen die Woche an diesem Werk gearbeitet und es in nur fünfeinhalb Monaten fertiggestellt“, berichtet Scholz, der in seinem Arbeitsbereich mehr als 150 eingefärbte Hölzer sowie rund 70 Naturhölzer lagert, die aus ganz Europa, Indien, Afrika oder auch Südamerika stammen: „Ich müsste noch über 20 Jahre leben, um alles zu verbrauchen“, resümiert Scholz. 

Für den 90-Jährigen steht fest: Das Fertigen von Intarsien ist mehr als nur ein schönes Hobby, es ist eine Leidenschaft, die ihn sein ganzes Leben begleitet hat: „Wenn ich meine Kunst nicht hätte, wäre ich schon lange nicht mehr da, sie ist für mich wie die Luft zum Atmen.“ Regine Siedlaczek