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Gewerbegebiet Halsenbach: In den Ort integriert

Gewerbegebiet Halsenbach: In den Ort integriert

Gewerbegebiet hat einen ganz eigenen Charakter

23.07.23
Gewerbegebiet Halsenbach: In den Ort integriert

Der Inovaparc ist die Heimstadt für zahlreiche kleine und mittelständische Betriebe. Mit dem Auditorium verfügt das Gebäude auch über attraktive Räume für Tagungen und Festlichkeiten. Fotos: Arno Boes

Wo heute in Halsenbach die Kirche steht, gab es wohl bereits vor fast 1100 Jahren einen sakralen Bau. Sicher ist, dass die Gemeinde im vorderen Hunsrück erstmals 1241 urkundlich erwähnt wurde und in der Gerichtsbarkeit der Region wohl eine mittragende Rolle spielte. Heute hat die nahe Stadt Emmelshausen, die sich rund um den 1900 erbauten ehemaligen Bahnhof Halsenbach im Laufe der letzten rund 80 Jahre entwickelte, nicht nur ehemalige Geländeflächen von Halsenbach erworben, sondern sich auch zum Verwaltungszentrum der Region entwickelt. Dennoch ist Halsenbach mitnichten nur ein kleiner Fleck auf der Landkarte, sondern bei vielen Menschen, die zwischen Koblenz und Mainz ihren beruflichen Standort haben, ein beliebter Wohnort und Ausgangspunkt für Freizeitaktivitäten mit einem attraktiven Lebensstandard. Das zeigt nicht zuletzt die Einwohnerzahl, die dank mehrerer in den letzten 50 Jahren ausgewiesen und besiedelten Neubaugebiete von 940 auf 1300 anstieg.

Bescheidene Anfänge

Ein Faktor waren dabei die örtlichen Gewerbeflächen, für die im selben Zeitraum die Gemeinde Nutzer fand und die aktuell auch nach wie vor Interessenten aus der Wirtschaft finden. Ortsbürgermeisterin Rita Lenz, seit 1994 im Gemeinderat aktiv und seit 2014 im aktuellen Amt, erinnert sich an die Anfänge: „Als die A61 gebaut wurde, fasste man in Halsenbach wie auch in vielen anderen Gemeinden entlang der geplanten

Trasse den Entschluss, die Chance für einen strukturellen Wandel zu nutzen. Dies allerdings nicht mit großen Flächen, sondern eher kleinen Unternehmen aus dem örtlichen Mittelstand. Dort, wo heute unsere Gemeinde an der Verbindungsstraße nach Emmelshausen beginnt, gab es damals einen Geflügelhof und kleinere Handwerksbetriebe, umgeben auch von Wohnhäusem. Sie machten den Anfang für die Entwicklung des heutigen Gewerbegebietes entlang der Industriestraße.“

Musikinstrumente mit Weltruf

Einen ersten großen Schritt machte das Projekt mit dem Engagement der Brüder Wilhelm-Erich und Reinhard Franz, den Gründern der Firma WERSI. Ein Unternehmen, das mit seinen elektronischen Orgeln als Bausätze im Laufe der Jahre Weltruf erwarben. In Halsenbach siedelten sie ihren Stammsitz an und zeigten neben der Namensgebung ihres Unternehmens (WER steht für ihren Geburtsort Werlau und SI für die Kreisstadt Simmern) heimatliche Verbundenheit. Sie gründeten den „Inovaparc“, der in seinen beiden Gebäudekomplexen heute noch, nachdem die Firma WERSI längst nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form besteht, für rund 25 mittelständische Unternehmen das Zentrum ihrer Produktion und Geschäfte ist. Ein Schwerpunkt sind dabei Firmen aus dem Bereich Elektronik, IT und Studio-Produktion sowie beratende Unternehmen und Dienstleiter anderer Branchen.

Infrastruktur setzt Grenzen

„Zusammen mit der Verwaltung des Inovaparcs, der im Übrigen auch ein Veranstaltungszentrum mit Räumen für Tagungen und Festlichkeiten beherbergt, setzen wir auf eine gute Mischung der hier vertretenen Branchen“, sagt Rita Lenz. „Die Flächen für eine Ausweitung des Gewerbegebiets hier in Halsenbach sind durch die Hanglage des Geländes sowie die bestehenden Verkehrsstraßen der B327 und der Hunsrückbahn nach Boppard quasi ausgeschöpft. Für große Neuansiedlungen, wie sie etwa in Dörth mit der Firma Schottel möglich waren, fehlen uns die Flächen und strukturellen Ressourcen. Deshalb passt aber die heutige Ausrichtung des in Halsenbach betrieben Gewerbes zum Charakter unserer Gemeinde.“

Besonders ist dabei, dass zwischen den einzelnen Firmengeländen auch weiterhin Wohnhäuser stehen, die schon lange vor den Firmen dort waren. Manchmal werde ich von Gästen, die erstmals nach Halsenbach kommen, gefragt, wieso man ein optisch eher wenig einladendes Gewerbegebiet ausgerechnet direkt an den Wohnbereich am Ortseingang gelegt habe. Das ist dem Bestandsschutz dieser Wohneinheiten geschuldet. Und aufgrund der geografischen Gegebenheiten im Ort war es nicht möglich, andere Standorte für die Untemehmen zu erschließen“, so Lenz.

Eine gute Mischung aus Handel, Dienstleistung und Produktion

Trotz dieser Umstände sind aber offenbar viele der dort zu findenden Gewerbetreibenden mit ihrem Standort durchaus zufrieden und nutzen intensiv vorhanden Möglichkeiten für Anbauten und Modernisierungen. Dazu gehört u.a. die Firma W+S Monnerjahn GmbH, ein Bauunternehmen als Spezialist für Fertigteile aus Stahl- und Spannbeton. Mit der Brodt Recycling GmbH findet sich eine Firma, die mit ihren Leistungen nicht nur auf dem eigenen Gelände als Sammelplatz für Bauschutt und wiederverwendbare Materialien eine umweltrelevante wichtige Dienstleistung bietet, sondern auch weit über die regionalen Grenzen hinaus durch ihr dafür ausgelegtes Transportangebot tätig ist.

Auf spezielle Reinigungs- und Entkalkungsmittel konzentriert sich die IBEDA-Chemie Klaus P. Christ und liefert von Halsenbach aus ihre Produkte weltweit. Weitere Untemehmen u.a. aus den Branchen Handwerker- und Baubedarf, Getränkeversorgung, Garten-, Spielplatz- und Grundstücksbau sowie Dienstleiter für den Automobilbereich runden das in Halsenbach vorhandene gewerbliche Portfolio ab. Mit einem italienischen Unternehmen, das in Halsenbach elektrische Roller und Kleinfahrzeuge fertigt und vertreibt, konnte vor einigen Jahren auch der Leerstand eines Gebäudes beendet werden, das früher durch die WERSI, später dann durch die Deutsche Post genutzt wurde. Die ist inzwischen in den Inovaparc umgezogen.

Sicherer Bestand ist Option für die Zukunft

Und wie sieht's es um die Zukunft der gewerblichen Aktivitäten in Halsenbach aus? Da besteht für Ortsbürgermeisterin Rita Lenz wenig Anlass für Sorgen: „Wir sanieren gerade mit erheblichem Aufwand die Haupteinfahrtstraße nach Halsenbach und damit auch zu den Gewerbebetrieben. Das wird die Zufahrt gerade für größere Transportfahrzeuge, wie sie etwa für die großen Betonfertigteile oder das Recyclingmaterial benötigt werden, deutlich verbessern. Mit ihrer 24h-Tankstelle und dem Handelsbetrieb für den Landwirtschaftsbedarf bietet die Raiffeisen wichtige Eckpfeiler für den Bedarf und die Infrastruktur rund um Halsenbach.

Derzeit wird die Breitbandverkabelung mit Lichtwelle für die Wohngebiete ausgebaut, auch für die gewerblich genutzten Gebäude ist das in Planung.“ Und bei den Einnahmen für die Gemeindekasse durch die Gewerbesteuer sieht Lenz den Ort auch gut aufgestellt: „Wir liegen mit den Einnahmen, Ausgaben und den gesetzlich vorgegebenen Abgaben an das Land im allgemeinen Durchschnitt aller Kommunen. Wir können insgesamt die Kosten für die öffentlichen Einrichtungen wie Grundschule, Kindertagesstätte und Gemeindehaus sicher bestreiten und den jährlichen Haushalt ausgeglichen gestalten. Angesichts der vielen finanziellen Probleme andere Kommunen können wir damit mehr als zufrieden sein.“

Wenn man es so ausdrücken will, fing in Halsenbach das Gewerbezeitalter mit Geflügel und Orgeltönen an. Was sich daraus in den letzten rund 50 Jahren entwickelte, passt einfach zu der Gemeinde im vorderen Hunsrück und ihrem Umfeld. Nicht überdimensioniert und üppig, dafür bodenständig und solide - so kann man den heutigen Zustand des in den Ort integrierten Gewerbegebietes charakterisieren. Und das ist in der heutigen Zeit kein zu verachtendes Zeugnis für die kommunale Entwicklung (abo)