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Nicht aufgeben

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BBS Heinrich-Haus: Eine besondere Geschichte wird zum literarischen Werk

23.01.21
Nicht aufgeben

Rita Mintgen wollte ein inklusives Kinderbuch schreiben und überzeugte ihren Kollegen Karsten Mohr ihr als Co-Autor mit seinen Erfahrungen zur Seite zu stehen. Foto: Karsten Mohr

Gib niemals auf! Das ist Karsten Mohrs Leitspruch für sein Leben, das selten geradeaus lief und ihn dennoch glücklich macht. Denn er hat immer an sich geglaubt. Mittlerweile sind seine Erfahrungen in ein Kinderbuch eingeflossen, das 2019 erschienen ist.

„Guten Tag, hier ist die Verbandsgemeinde Mendig. Mohr mein Name. Was kann ich für Sie tun?“. Diesen Satz sagt der junge Verwaltungsfachangestellte ziemlich oft am Tag, denn Karsten Mohr ist so etwas wie das telefonische Aushängeschild der Gemeinde, wie er selbst mit einem Lächeln erzählt. Seit fast drei Jahren arbeitet der 32-Jährige hier in der Verwaltung der Verbandsgemeinde. Sein absoluter Traumjob. „Ich habe einen halben Tag zur Probe gearbeitet und hatte ein paar Tage später ein Gespräch mit dem Bürgermeister“, erzählt Karsten Mohr. Er war noch nicht ganz zu Hause angekommen als sein Telefon klingelte und er die Zusage für den Job bekam. Nun ist er für alle Belange rund um das Friedhofswesen zuständig. Dass er jetzt dort arbeitet, ist für ihn nicht selbstverständlich. Denn eigentlich wollte der junge Neuwieder einen ganz anderen Weg einschlagen. Nach der Realschule begann er eine Ausbildung als Chemikant. „Ich war immer ein guter Schüler und hatte große Pläne.“ Ein Unfall vor elf Jahren änderte jedoch sein komplettes Leben. „Bis auf mein Herz war alles kaputt“, fasst er seinen damaligen Zustand zusammen. Fünf Wochen im künstlichen Koma und 18 Monate Krankenhaus folgten. Zurück nach Hause ging es dann im Rollstuhl – Karsten Mohr war ein Pflegefall. Nach ein paar Jahren zu Hause absolvierte er im Berufsbildungswerk (BBW) des Heinrich-Hauses seine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten. In der Schule fand er besonders in seinen Ausbildern Rolf Peters sowie Ralf Engels und seinem Lehrer Thomas Braun wichtige Weggefährten.

In seinem Job fühlt er sich pudelwohl. Die Kollegen akzeptieren ihn so wie er ist. Zu dieser entspannten Atmosphäre trägt Karsten Mohr auch bei, indem er offen auf seine Kollegen und die Besucher „zugeht“ und auch mal einen Scherz über seine Beeinträchtigung macht. Das beeindruckte seine Kollegin Rita Mintgen so sehr, dass die Idee zu einem gemeinsamen Kinderbuch entstand. Sie, die erfahrene Autorin, und Karsten Mohr, der dem Protagonisten Johannes nicht nur seinen Nachnamen lieh, sondern auch all seine positiven wie negativen Erfahrungen in die Geschichte einfließen ließ. Nach etwa einem Jahr intensiver Zusammenarbeit, geprägt von langen Gesprächen, Korrekturen und der Suche nach passenden Illustrationen, erschien das Buch im Sommer 2019. „Ich war unsagbar stolz“, erinnert sich Karsten Mohr. Das erste Exemplar las seine Oma. „An einem Abend! Sie war begeistert und hat es all ihren Freundinnen empfohlen.“ Sobald sich die Corona-Situation wieder verbessert, wollen beide Autoren wieder Lesungen aus dem Buch anbieten. Denn dann kann Karsten Mohr seinen Zuhörern ganz persönlich sagen: „Es ist nicht wichtig, was andere sagen, solange man an sich selbst glaubt und niemals aufgibt. Denn dann kann man mehr erreichen, als man denkt!“
   

Jo und die Unbezähmbaren: Ein jeder ist einzigartig“


Das Buch von Rita Mintgen & Karsten Mohr ist im Papierfresserchen-Verlag und als Kindle-Edition erschienen. Darin
geht es um den etwa zehnjährigen Jungen Jo, der nach einem Unfall im Rollstuhl sitzt und aufgrund eines Umzugs zum wiederholten Mal die Schule wechselt.

Nun stehen ihm einige Herausforderungen bevor: Wird er neue Freunde finden? Wie reagieren seine Schulkameraden auf seine Behinderung? Denn dort an der neuen Schule gibt es eine Gang. „Die Unbezähmbaren“ und die machen es Jo nicht gerade leicht, sondern spielen ihm ziemlich übel mit.