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Coworking Spaces – Arbeitsorte der Zukunft im ländlichen Raum

Bedarfsanalyse zeigt Potenziale im Landkreis Altenkirchen

10.05.22
Coworking Spaces – Arbeitsorte der Zukunft im ländlichen Raum

Foto: Agentur für Arbeit

Täglich pendeln etwa 25000 Menschen¹ aus dem Landkreis Altenkirchen in Nachbarkreise und die umliegenden Ballungszentren. Ein starkes Verkehrsaufkommen, hohe Kosten und eine enorme Belastung für Mensch und Umwelt sind die Folgen. Parallel dazu ermöglicht die fortschreitende Digitalisierung -getrieben durch die Coronapandemie - immer mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die eigene Tätigkeit mobil auszuüben. Die Welle neuer Arbeitsformen wie Home Office, mobiles Arbeiten oder Coworking Spaces schwappte daher in den letzten Jahren zunehmend von städtischen auch auf ländliche Regionen über.

Ein Coworking Space entspricht einem Ort, an dem Menschen unterschiedlicher Branchen gemeinsam, aber nicht unbedingt miteinander, arbeiten. Vor allem in ländlichen Regionen finden sich vermehrt Leerstandsimmobilien, die mit entsprechenden Konzepten, wie zum Beispiel einem Coworking Space, wiederbelebt werden können. Im Vergleich zum Home Office bietet ein Coworking Space die erforderliche technische Infrastruktur (Konferenzvorrichtungen, Drucker) und vollausgestattete Büroräume, um deren Funktionstüchtigkeit sich die Nutzerinnen und Nutzer nicht selbst kümmern müssen. Auftretende Störungen wie im Home Office existieren nicht und es findet die für viele Menschen oft notwendige räumliche Abgrenzung zur Arbeit statt. Vor diesem Hintergrund führte die Wirtschaftsförderung Kreis Altenkirchen in der zweiten Jahreshälfte 2021 eine Bedarfsanalyse zum Thema Coworking Spaces im Landkreis Altenkirchen durch. In der ersten Phase der Analyse konnten Bürgerinnen und Bürger über zwei Monate an einer Onlineumfrage teilnehmen. 273 Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden befragt, darunter auch 38 Unternehmen. Insgesamt fiel das Ergebnis positiv aus, denn die deutliche Mehrheit der Befragten würde einen Coworking Space mindestens mehrmals im Monat nutzen, 59 Prozent sogar mehrmals die Woche. Ein Potenzial für den Landkreis Altenkirchen ist daher insgesamt gegeben. Rund 49 Prozent der Befragten nehmen täglich einen Arbeitsweg von mindesten 30 Minuten und bis zu zwei Stunden auf sich und fallen damit in die Zielgruppe der Berufspendlerinnen und Berufspendler. Für die andere Hälfte sind vor allem weiche Faktoren für die Nutzung eines Coworking Space entscheidend. Neben der vorhandenen technischen Infrastruktur wie zum Beispiel Scanner, Kopierer und Drucker, stufen die potenziellen Nutzerinnen und Nutzer insbesondere einen funktionierenden Internetzugang, ausreichend Parkplätze im nahen Umfeld sowie Klimafreundlichkeit als wichtigen Bedarf an ihre Arbeitsumgebung ein.

Auch die Arbeitgeberseite steht – entgegensetzt der Wahrnehmung eines Großteils der Arbeitnehmenden gegenüber ihrem Unternehmen – der Nutzung eines Coworking Spaces mehrheitlich offen gegenüber. So sind sich lediglich zwölf Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sicher, dass das Unternehmen für die Nutzung des Coworking Spaces zahlen würde. Dagegen sind 96 Prozent der Arbeitgeberinnen und Arbeitnehmern bereit, sich an den Kosten zu beteiligen. Diese große Diskrepanz zeigt auf, dass die Unternehmen dem Thema viel offener gegenüberstehen, also von der Belegschaft erwartet. Auch die Ergebnisse der zweiten Phase der Bedarfsanalyse, bestehend aus 17 individuell geführten Interviews mit Unternehmen inner- und außerhalb des Landkreises, spiegelt diese Erkenntnis wieder. Als Voraussetzung zur Nutzung sind vor allem die Gewährleistung der Datensicherheit und die Einhaltung der Arbeitsstättenverordnung für Unternehmen wichtig. Kritisch wird der Umgang mit betriebsinternen Informationen gesehen. Ein Problem das mithilfe von Telefonkabinen oder zur Verfügung stehenden Einzelbüros gelöst werden kann.

Die langfristige Perspektive von Coworking Spaces lässt sich nicht mit Gewissheit vorhersagen, dennoch hat die Befragung gezeigt, dass viele Menschen nicht dauerhaft alleine in den eigenen vier Wänden arbeiten möchten. Als Vorteil stehen der Austausch und die Vernetzung branchenübergreifender Berufsgruppen im Vordergrund. Zusätzlich bietet die Errichtung eines Coworking Spaces im Landkreis Altenkirchen vor allem für Berufspendlerinnen und Berufspendler die Möglichkeit, flexibler zu arbeiten und lange Arbeitswege zu vermeiden. Die Bedarfsanalyse soll als Basis für weitere zukünftige Projekte im Kreis, zum Beispiel zur Belebung von Leerstandsimmobilien, dienen.

Wir als Wirtschaftsförderung Kreis Altenkirchen verstehen uns daher als Bindeglied zwischen interessierten Investoren, Betreibern und Nutzern. Aktuelle Gespräche lassen kurz- bis mittelfristig auf die Errichtung eines Coworking Space im Landkreis Altenkirchen schließen.

¹ Vgl. Pressemitteilung Agentur für Arbeit Neuwied vom 18. März 2022