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Mendiger Biobier mit Botschaft

Vulkan Brauerei hat komplette Produktion umgestellt – Sie möchte auch andere Hersteller überzeugen

29.09.22
Mendiger Biobier mit Botschaft

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Egal, ob Helles, Pils oder Pale Ale – am Geschmack der Biere aus der Vulkan Brauerei Mendig hat sich nichts geändert. Auch auf Regionalität schwört das Unternehmen nach wie vor, wie Geschäftsführer Malte Tack weiter versichert. Doch neu ist seit April dennoch etwas: Die Brauerei in der Eifel hat ihre Produkte komplett auf Bioqualität umgestellt.

Auf den Flaschen prangt seither das Label des Verbands Bioland, nach dessen Richtlinien das Vulkan-Bier nun hergestellt wird. Mit ihren Bieren ist die Brauerei fortan Teil einer kleinen Nische auf dem Biermarkt, von der sie noch mehr Hersteller überzeugen möchte.

„Das Thema Nachhaltigkeit, Regionalität, das ist etwas, das seit jeher unser Handeln hier bestimmt“, sagt Malte Tack. Seit 2011 – zuerst noch gemeinsam mit seinem Bruder Hannes Tack – leitet der heute 35-Jährige die Geschäfte der Vulkan Brauerei. Kurze Zeit nach der Übernahme schließt die Brauerei sich der Regionalmarke Eifel an: Mehr als 90 Prozent der Rohstoffe für die Vulkan-Biere kommen aus der Eifel. Anfang 2020 nimmt die Brauerei die eigenen Werte noch einmal unter die Lupe, erzählt Tack. Und stellt sich die Frage: „Wie konsequent sind wir eigentlich?“ Dabei kommen auch die Themen „Bio“ und Rohstoffanbau zur Sprache. Das Unternehmen stellt fest, „dass die Ansprüche, die die biologische Landwirtschaft an sich stellt, gut zu unseren Werten passen“, sagt der Geschäftsführer. Die Brauerei möchte ein Teil davon werden – komplett. „Wir haben gesagt, wenn wir überzeugt sind, stellen wir alles darauf um“, erzählt Malte Tack.

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Gesagt, getan: Die Vulkan Brauerei entscheidet sich für eine Produktion unter den Prämissen des Anbauverbands Bioland. Auch deshalb, weil Regionalität hier eine Rolle spielt, so Tack. „Die Bioland-Rohstoffe dürfen nur in Deutschland und Österreich angebaut werden.“ Und es finden sich für die Braugerste schließlich auch fünf Bioland-Zulieferbetriebe aus der Eifel – die Vulkan Brauerei bleibt der Regionalmarke Eifel treu. „Es wäre für uns keine Option gewesen, auf Bio umzustellen und die Regionalität mit Füßen zu treten“, betont Tack. Der Biohopfen kommt überwiegend aus der Hallertau.

Etwa zwei Jahre dauert die Umstellung auf Biobier. Das, so Tack, liegt vor allem daran, dass es zunächst gilt, Biolandwirte für den Plan der Vulkan Brauerei zu gewinnen, die dann eine entsprechende Menge Gerste speziell für die Brauerei produzieren. „Im Bioland-Bereich ist es so, dass man im Vorfeld mit den Landwirten ins Gespräch geht, sie für die gemeinsame Sache begeistert“, erklärt Tack. Dazu nimmt die Brauerei Kontakt zur Vermarktungsgesellschaft der Kornbauern für ökologisch erzeugtes Getreide auf und setzt sich mit rheinland-pfälzischen Bauern zusammen. „Wir haben mit 40 Landwirten hier getagt – das waren tolle Gespräche.“

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Malte Tack wirft einen zufriedenen Blick auf sein Vulkan-Biobier.

Vor der Bioumstellung bezog die Brauerei Eifelmalz von einer Mälzerei, die von der Regionalmarke Eifel als Lieferant bestätigt ist. Von welchen Feldern in der Eifel die Gerste dafür kam, sagt Tack, wusste seine Brauerei nicht. „Das ist im Bioland-Bereich anders: Da hat man einen Erzeuger, zu dem man plötzlich auch Kontakt hat“, sagt der Geschäftsführer. Man gehe mit den Landwirten eine Geschäftsbeziehung von mehreren Jahren ein. Das Interesse der Biobauern, was aus ihren Erzeugnissen wird, sei groß. Der Hauptlieferant für Gerste ist nun ein Bioland-Bauer aus der unmittelbaren Nachbarschaft: „Er baut jetzt fast 50 Prozent unserer Braugerste nur fünf Kilometer von unserem Unternehmen entfernt an“, erklärt Tack begeistert. Zur Einsaat sei man zusammen auf dem Feld gewesen und habe sich auch sonst mehrfach dort getroffen – „um selbst zu erfahren, wie unser Landwirt arbeiten muss, um bio zu sein“. Auf chemisch-synthetischen Stickstoffdünger und Pestizide werde verzichtet. Gedüngt werde auf natürliche Weise durch Kompostierung. Eine bestimmte Fruchtfolge werde eingehalten, um die Fruchtbarkeit des Bodens zu erhalten. Neu bei den Biobieren hinzugekommen ist die Sorte „Hell alkoholfrei“. Beim Radler wird nun folgerichtig Biolimonade verwendet – mit positiven Folgen für das Mischgetränk: „Das hat dadurch eine große geschmackliche Entwicklung erfahren“, betont der Geschäftsführer. Der Geschmack sei jetzt natürlicher. Ansonsten „ändert sich geschmacklich grundsätzlich erst mal nichts“.

Am Brauprozess habe sich durch die Bioumstellung kaum etwas geändert. „Das liegt vor allem daran, dass wir vorher schon naturbelassene Biere hergestellt haben“, erklärt Tack. So habe die Brauerei bereits zuvor auf eine natürliche Klärung gesetzt und die Biere nicht etwa unter Einsatz des Kunststoffs PVPP gefiltert – was nun durch die Bioumstellung gar nicht mehr erlaubt wäre, so Tack. Naturbelassene, unfiltrierte Biere hätten unter anderem einen intensiveren Geschmack. Denn durch die Filtration würden nicht nur Trübstoffe aus dem Bier herausgeholt, „sondern auch Stoffe, die für den Geschmack wichtig sind“. Was nun auch Bioland-Richtlinien unterliege, seien etwa die Wasseraufbereitung oder die zur Tankreinigung genutzten Produkte. In den ersten drei Monaten seien, heruntergerechnet auf 0,33-Liter-Flaschen, mehr als 1 Million Biobiere verkauft worden. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum bedeute das ein Wachstum zwischen 10 und 15 Prozent. Zwar müsse man dazusagen, dass die Branche die vergangenen beiden Jahre von Corona geschwächt worden sei – „aber insgesamt wachsen wir, obwohl oder gerade weil wir auf Bio umgestellt haben“, sagt Tack. Die Preise seien durch die Bioumstellung je nach Biersorte, Gebindetyp und Kundenstamm um zwischen 10 und 14 Prozent gestiegen.

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Geschäftsführer Malte Tack setzt in der Vulkan Brauerei in Mendig seit April auf Biobier. Die Brauerei braut nun unter den Prämissen des Anbauverbands Bioland. Fotos: Jens Weber, Andreas Walz (1), Adobe Stock/vorstadt design

Von Kunden habe es für die Biobiere „vor allem extrem viel Zuspruch“ gegeben, sagt Tack. Die Zielgruppe der Vulkan Brauerei sei jung und dynamisch, setze sich mit Themen wie der Energiewende auseinander und habe zuvor schon in anderen Bereichen zu Bioprodukten gegriffen. Der Marktanteil von Biobier in Deutschland ist derzeit jedoch gering – laut dem Deutschen Brauer-Bund liegt er bei unter 1 Prozent. Beim Fleischkauf, so Tack, hinterfrage der Verbraucher schon mehr, wie ein Bioschwein im Vergleich zu einem Schwein aus konventioneller Haltung aufgewachsen ist. „Aber im Bierbereich hat er diese Veranschaulichung einfach noch nicht“, sagt der Geschäftsführer mit Blick auf den Anbau der Bierrohstoffe. Die Vulkan Brauerei sehe sich als Botschafterin für die Sache. Sie will sich dafür einsetzen, dass der Bioanteil auf dem Biermarkt auf 2 Prozent anwächst. „Wir machen uns in der Branche dafür stark, dass auch andere Brauereien mit auf den Weg gehen“, betont Tack. Inzwischen werde das Vulkan-Bier sogar klimaneutral gebraut. Bei Modernisierungen in den vergangenen Jahren sei auf energetische Einsparungen geachtet worden und darauf, Wärmerückgewinnungssysteme zu nutzen.

Was sich an Energieverbrauch und CO2-Emissionen nicht einsparen lässt, „das kompensieren wir“, sagt Tack. Derzeit werde der Bau geothermischer Brunnen in El Salvador gefördert. Zudem hat die Brauerei ein Energiemanagement-Projekt angestoßen: Ab Herbst soll die Energie, die in den einzelnen Betriebsbereichen verbraucht wird, über einen Zähler ausgewertet werden: Tagesbedarf, Schwankungen im Tagesgeschäft und Stoßlasten sollen ablesbar sein. Das seien wichtige Informationen für ein weiteres Vorhaben: selbst Energie zu erzeugen – mit Fotovoltaikanlagen. „Sobald das Energiemanagement steht, wissen wir, welche Anlagenstrukturen wir brauchen“, so Tack. Ein Ingenieurbüro sei bereits dabei, die infrage kommenden Dachflächen zu ermitteln. Cordula Sailer

Nachhaltiges Wirtschaften bei Bioland

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Anders als im konventionellen Bereich, darf beim Anbau von Bioland-Gerste kein Kunstdünger zum Einsatz kommen.

Der Anbauverband Bioland erklärt, worin bei ihm der Unterschied auf dem Feld und im Bierglas gegenüber konventionellen Erzeugnissen liegt:

Im konventionellen Bereich, so Bioland, führe der Einsatz von chemisch-synthetischen Stickstoffdüngern und Pestiziden langfristig dazu, dass das Bodenleben verkümmere. „Auf Bioflächen leben hingegen bis zu zehn Tonnen Bodenbewohner pro Hektar“, schreibt die Pressestelle des Verbands. Der Regenwurm sei dafür ein guter Gradmesser. Er lockere den Boden auf und verteile Nährstoffe darin. Im Bioboden komme er 78 bis 94 Prozent häufiger vor als auf konventionellen Flächen. Durch seinen hohen Humusgehalt sei der Bioboden zudem ein besonders guter CO2-Speicher und damit gut fürs Klima. „Ein Biohektar enthält im Schnitt 10 Prozent mehr Kohlenstoff als ein konventioneller Acker und erbringt jährlich eine Klimaleistung von rund 1000 Kilogramm CO2-Äquivalenten“, schreibt die Bioland-Pressestelle. Bioboden nehme durch seine gute Struktur außerdem 137 Prozent mehr Wasser auf als konventioneller Boden. So puffere er extreme Niederschläge oder Trockenperioden ab. „Mehr Ökolandbau ist daher auch angewandter Hochwasserschutz“, betont der Anbauverband.

In Deutschland seien es derzeit 29 Brauereien, die ihr Bier nach den Bioland-Richtlinien herstellten. Wird Bier nach dem Reinheitsgebot gebraut, kommen nur die vier Zutaten Wasser, Malz, Hopfen und Hefe zum Einsatz – künstliche Zusätze sind nicht erlaubt. Was macht Bioland-Bier aus Sicht des Verbands zu einem noch besseren Bier? Die natürlichen Anbauverfahren der Bioland-Betriebe seien besonders schonend für Umwelt, Natur, Arten und Klima. „Für den Anbau von Braugerste, -weizen oder Hopfen dürfen sie, anders als konventionelle Betriebe, keine Kunstdünger oder chemisch-synthetische Pestizide verwenden“, schreibt Bioland. Viele Bioland-Biere seien naturtrüb, benötigten also keine zusätzliche Filtration. Im konventionellen Bereich werde zum Filtern auch der Kunststoff Polyvinylpolypyrrolidon (PVPP) verwendet. „Manche Bioland-Biere werden zwar auch filtriert, dann aber mit natürlichen Stoffen wie Kieselgur – einem Pulver aus Millionen Jahre alten Ablagerungen von Kieselalgen“, erklärt der Verband. red