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Leine Sprecherin der AOK Heilbronn-Franken: Früh vorbeugen

Viele Azubis klagen bereits über erste gesundheitliche Beschwerden. Deshalb integrieren immer mehr Betriebe in ihre Ausbildungen Gesundheitsfördermaßnahmen. So zum Beispiel die Bausparkasse Schwäbisch Hall.

29.04.23
Leine Sprecherin der AOK Heilbronn-Franken: Früh vorbeugen

Foto: K-Angle - stock.adobe.com

,,Viele Auszubildende sind übergewichtig und klagen schon regelmäßig über Rückenbeschwerden", berichtet Leine Sprecherin der AOK Heilbronn-Franken. Deshalb integrieren immer mehr Betriebe in ihre Ausbildungen Gesundheitsfördermaßnahmen. So zum Beispiel die Bausparkasse Schwäbisch Hall. Sie baute bereits vor zehn Jahren ein ,,Azubi-Fit" genanntes Trainingsprogramm in ihren Ausbildungsplan ein. Mit dem Ziel: Die Azubis sollen lemen, sich körperlich und geistig fit zu halten - noch bevor sie die ersten Zipperlein plagen. ,,Denn dann lassen sich die meisten Zivilisationskrankheiten nicht mehr vermeiden", erklärt Pöhlmann, die das Programm mitkonzipiert hat. Zum Beispiel viele Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Erkrankungen des Bewegungsapparats.

Ähnliche Initiativen gibt es inzwischen in zahlreichen größeren Unternehmen - unter anderem bei Bosch und Daimler. Doch noch immer gilt: ,,Viele Betriebe beklagen zwar, die Azubis würden körperlich und geistig immer unbeweglicher. Doch recht wenige tun etwas dagegen."

Azubis sind häufiger krank

Dabei wäre dies sinnvoll. Denn Azubis fehlen im Schnitt häufiger krankheitsbedingt als ihre älteren Kollegen. Und eine Studie ergab: Fast jeder dritte Azubi hat schon zu Beginn der Ausbildung regelmäßig Rückenschmerzen. Und das wird mit zunehmendem Alter schlimmer. Was ist, wenn die Azubis von heute 40 oder gar 60 Jahre alt sind? Diese Frage beschäftigt immer mehr Unternehmen - auch weil ihre Belegschaften älter und junge Fachkräfte rar sind.

Für die meisten Jugendlichen und jungen Erwachsenen gilt: Sie sind gesund. Viele verhalten sich aber nicht so, dass sie gesund bleiben. Dabei lassen sich zwei Gruppen von Jugendlichen unterscheiden. Die einen sind in ihrer Freizeit sportlich sehr aktiv. Die anderen hingegen bewegen sich kaum. Und dass viele Jugendliche lieber Fertig-Pizzen als Salat essen, ist kein Geheimnis", ergänzt Gesundheitsberaterin Brechtel. Diesem Fehlverhalten versuchen die Betriebe mit ihren Gesundheitsförderprogrammen entgegenzuwirken gemäß der Maxime: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.

Körperliche und geistige Fitness fördern

,,Früh mit der Gesundheitsförderung zu beginnen, ist auch betriebswirtschaftlich sinnvoll", betont ein Experte für menschengerechte Arbeitsgestaltung beim Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation, Stuttgart. ,,Denn wenn Mitarbeiter häufig erkranken, kostet das die Betriebe mehr als Entspannungskurse und Rückengymnastik anzubieten."

Bei ihren Förderprogrammen für Azubis setzen die Unternehmen unterschiedliche Schwerpunkte. Gemeinsam ist ihnen jedoch: Neben der körperlichen soll die geistige Fitness gefördert werden. Das ist wichtig", erklärt die Leiterin der Personalbetreuung und -marketing bei Schwäbisch Hall. ,,Denn bei den meisten Erkrankungen spielt der Faktor Stress eine wichtige Rolle. Was eine Person als Stress erlebt und wie sie darauf reagiert, ist aber sehr subjektiv."

Besonders gut kommen nach ihrer Erfahrung bei den Azubis Fördermaßnahmen an, die eine „Lifestyle-Komponente" enthalten - zum Beispiel Kurse wie Inlineskating oder Schnupperstunden in Fitnessstudios. Für die klassische Betriebssportgruppe hingegen fühlen sich die Azubis zu jung Also sollte man spezielle Angebote für sie entwerfen. Lukas Leist


"Ausbildungsschmiede" von China in den Westerwald

Junger Metallbauer (Gestaltung) gestaltet Übernahme

Von Schwarzeneck (Bayern) über China nach Lochum (Westerwald).

Nur noch kurze Zeit und er hat aus gelernt. Die Rede ist von Felix Braungardt, 22 Jahre jung, na, fast 23. De Chef des Auszubildenden ist Stefan Zydek. Das aber nicht mehr lange Verschlungene Pfade, die sich dann am Ende des Tages fügen.

Doch der Reihe nach.

Der gelernte Metallbildhauer Stefan Zydek hat in Lochum in seiner Schmiede schon immer Lehrlinge ausgebildet, wie er sagt. ,,Seit 25 Jahren bilde ich aus und in der Regel habe und hatte ich keine Schwierigkeiten, Nachwuchs zu bekommen." Dabei handelt es sich um die Ausbildung zum Metallbauer, Fachrichtung Gestaltung, mit einer Dauer von dreieinhalb Jahren. Im Prinzip ist es die gleiche Ausbildung, die auch die Metallbauer, Fachrichtung Konstruktion, durchlaufen.

Im Kammerbezirk der Handwerkskammer Koblenz ist es, wie auch in ganz Deutschland, schwierig, diesen Beruf zu erlernen. Gerade auch was den theoretischen Teil an der Berufsschule anbelangt.

Metallbauer Konstruktion ja Kein Thema. Metallbauer mit der Fachrichtung Gestaltung, eher nein.

Der Beruf des Metallbauers Gestaltung ist so speziell, dass es nur wenige Ausbildungsbetriebe gibt, so wie den von Stefan Zydek. ,,Dass es so wenige Ausbildungsbetriebe gibt, hängt auch damit zusammen, dass die Nachfrage von Jugendlichen nach diesem Beruf so gering ist." Außerdem sei der Beruf fast überflüssig geworden in einer modernen Gesellschaft, in der das Allermeiste maschinell hergestellt wird. Nur der Wunsch nach Unikaten und Selbstgefertigtem sichere die Nachfrage auf Kundenseite. Und die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen? Wer will es schon laut, zu kalt, zu heiß, zu unkomfortabel haben während seiner Ausbildung und danach?

Das muss man wollen, so wie Felix.

Damit Zydeks Lehrling die bestmögliche theoretische Ausbildung erhält, ,,schickt" er ihn zum Blockunterricht nach Göppingen (bei Stuttgart), an die dortige Gewerbeschule.

In eine Klasse, die Metallgestaltung als Fach hat. Eine von wenigen bundesweit. 17 Schüler sind in der Klasse und nur ein Mädchen. Zydek ,,schickt“ ihn nicht nur dorthin, sonder bezahlt ihm neben Prüfungen auch Kost und Logis. Und die Schule unterrichtet nicht nur allgemeine Fächer wie Mathe, Deutsch und Englisch allerdings fachspezifisch ausgerichtet sondern hat auch eine eigene Werkstatt, wo die Auszubildenden die Theorie in der Praxis anwenden dürfen. Felix kommt gebürtig aus der Oberpfalz, Bayern, nahe der tschechischen Grenze, aus einer Handwerkerfamilie. Der Tante durfte er bei ihrer Tätigkeit als Goldschmiedin über die Schulter schauen, seine Mutter ist als Innenarchitektin und Schreinerin tätig. Nach der Mittleren Reife erlernt Felix seinen ersten Beruf als Fremdsprachenkorrespondent.

Mit 18 zieht es ihn in die große, weite Welt und er arbeitet im entwicklungspolitischen Freiwilligendienst für ein Jahr als Englischlehrer in China. Noch von China aus bewirbt er sich bei Stefan Zydek für eine Ausbildung als Metallbauer Gestaltung, also Kunstschmied. Ein Praktikum in der Schulzeit bei einem Kunstschmied in seiner Region hatte ihn auf den Geschmack und den Gedanken gebracht.

Wie ist Felix an den Kontakt gekommen?

,,Das waren verschlungene Wege. Aber über einige Ecken und Kontakte fand ich Stefan und seine Schmiede im Westerwald", erzählt der junge Mann. d,,Ich habe Stefan eine Mail geschrieben und zwei Wochen nach meiner Rückkehr aus China stand ich bereits im Praktikum in Lochum." Und nur wenige Monate später im November 2019 - war er offizieller Azubi. Die internationale Erfolgsgeschichte" wird aber mit der bestandenen Prüfung im Februar noch nicht zu Ende sein. Die Theorie hat Felix schon erfolgreich absolviert, den praktischen Teil mit der Kammerprüfung und dem Gesellenstück, findet in Göppingen statt.

Sein Gesellenstück: ein Raumteiler aus geschmiedetem Bambus.

Irgendwann im vergangenen Jahr saßen Felix und Stefan zusammen und sprachen über eine mögliche Nachfolge. ,,Felix machte sich so gut als Typ und Lehrling, dass es einfach naheliegend war", erklärt Stefan Zydek. Mit Martin, der seit 20 Jahren schon in der Schmiede arbeitet, hat Felix als zukünftiger Chef schon seinen ersten Mitarbeiter. Die offizielle Übergabe wird im April 2024 sein. Doris Kohlhas

Stefan Zydek

Viele Berufe haben sich im Laufe der Zeit gewandelt, so auch der Beruf des Schmieds, dessen (beruflicher) Alltag sich in vielen Bereichen angenehmer gestaltet. Dort, wo heute ein elektrisches Gebläse zum Einsatz kommt, schwitzte früher der Lehrling, um mit körperlichem Einsatz den Blasebalg zu betätigen, der das Feuer zum Lodem brachte. Durch die Industrialisierung hat sich das Bild des Schmieds noch weiter verändert. Gehörte es früher zu den primären Aufgaben eines Schmieds, sich um landwirtschaftliche Geräte und Haushaltsgeräte, allenfalls noch um die Kirchen, zu kümmern, tritt heute zu den Gebrauchsgegenständen die handwerkliche Formgebung hinzu.

In der Kaiserzeit wurden dann vermehrt Schulen und Bahnhöfe gebaut. So trat die Gestaltung dieser Gebäude immer stärker in den Vordergrund. Zum Praktikablen gesellte sich das Pittoreske oder ersetzte es bisweilen.

,,Nach dem zweiten Weltkrieg war es gar nicht so angesagt, Schmied zu sein. Denn die Industrie erfand immer bessere und schnellere Wege. Diese technische Lösungen haben das klassische Handwerk beeinflusst", erklärt der Metallbildhauer. ,,Heutzutage ist es so, dass der Individualismus und der Wunsch nach Handgemachtem zum Glück wiedererwacht sind. Das Schmiedehandwerk erlebt ein kleines Comeback wie Phönix aus der Asche und betont die Wichtigkeit und die Aufgaben des Gestalters", freut sich der 63-Jährige.

,,Eine althergebrachte Bearbeitung gepaart mit zeitgemäßem Design und Gestaltung sorgen für neuen Reiz und Ausdruckskraft", so seine Arbeitsweise.


Bildungszentrum für Technik in Göppingen

Das kleine aber feine Bildungszentrum für Metallgestaltung am ,,großen Bildungszentrum für Technik", der Gewerblichen Schule Göppingen, fühlt sich der Tradition des Schmiedens und einer zeitgemäßen Auffassung von Metallgestaltung verbunden. Seit Jahren bringt sich das dreiköpfige Gestalterteam darüber hinaus aktiv in den Auf- und Ausbau einer neuen Tradition für Metallgestaltung mit ein. Dies belegen zahlreiche Unterrichtsprojekte sowie Gesellen- und Meisterstücke. Zudem wird eine enge und produktive Zusammenarbeit mit der Landesfachgruppe Metallgestaltung im Unternehmerverband Metall Baden-Württemberg gepflegt.


Aufgaben und Tätigkeiten kompakt Metallbauer Gestaltung

Metallbauer/innen der Fachrichtung Metallgestaltung fertigen und montieren Bauteile wie Gitter, Geländer, Metalleinfassungen und -verzierungen oder auch Gebrauchsgegenstände. Meist stellen sie Einzelstücke her, sei es nach Kundenwunsch oder nach eigenen Entwürfen. Dabei be- und verarbeiten sie Baustähle, legierte Stähle und Kupferlegierungen.

Sie schmieden das Metall, härten, glühen, treiben, biegen, löten, nieten und schweißen es. Schließlich behandeln sie die Oberflächen der Erzeugnisse zum Schutz vor Korrosion. Bei Bedarf montieren sie die fertiggestellten Werkstücke vor Ort. Mitunter reparieren Metallbauer/innen auch Schmiedeerzeugnisse oder restaurieren diese.