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Barrierefreiheit schaffen

In den eigenen vier Wänden nachrüsten

19.11.22
Barrierefreiheit schaffen

Foto: wittayayut - stock.adobe.com

Als unser aller Eltern und Großeltern bauten, machte sich kaum jemand Gedanken darüber, dass man im Alter von einer barrierefreien Bauweise profitieren würde. Gerade in den ausgehenden 50er und 60er Jahren ging es vorwiegend darum, Häuser zu bauen, die ein Stückweit den wachsenden Wohlstand unserer Gesellschaft repräsentierten, es wurde großflächig gebaut, denn das Thema Energieknappheit sollte erst im darauf folgenden Jahrzehnt erstmalig zum Thema werden. Mittlerweile bewohnen viele jüngere Menschen die Häuser ihrer Eltern und Großeltern und auch wenn vielerorts Renovierungen und Sanierungen vorgenommen wurden, geschah dies doch vorwiegend aus energetischen Gründen. Barrierefreiheit wird aber neben der Energieeffizienz mehr und mehr zum Grund für Umbauten.

Wie kann ich barrierefrei umbauen?

Auch wenn es für viele aktuell noch keinen persönlichen Grund geben mag, um das Thema Barrierefreiheit anzugehen, wenn man ohnehin schon einmal die Schaufel" ansetzt, kann man gleich auch schauen, welche Möglichkeiten es gibt, Umbauten so zu gestalten, dass sie Hindernisse beseitigen. Hier bieten sich vor allem Umbauten im Sanitärbereich an, denn gerade bei Wohnhäusem aus den beschriebenen Jahrzehnten sind Badsanierungen häufig notwendig. Auch wenn für den einen oder anderen die auberginefarbene Kacheln gerade wieder modisch an Bedeutung gewinnen mag, Leitungen und Badezimmereinrichtung haben sich inzwischen so sehr weiterentwickelt, dass die Anforderungen an ein modernes Bad anders sind als noch vor 40 Jahren.

Türen

Wer barrierefrei umbauen will, der sollte die Breite der Türen im Wohnbereich überprüfen. Ab 80 Zentimetern gilt eine Tür als ,,barrierefrei", allerdings schafft es ein Rollstuhl erst ab einer Breite von 90 Zentimeter durch die Öffnung. Daher sollte man, wenn sich die Türöffnung verbreitern lässt, auf die 90 Zentimeter optieren. Eingangstüren sind in der Regel breiter als Zimmertüren, allerdings haben einige ältere Modelle Schwellen, die für Rollstühle Hindernisse bedeuten. Wer sich mit dem Eingang befasst - und da finden sich häufig Treppen im Außenbereich, die erst einmal mit einer Rampe überwunden werden müssen der sollte schauen, ob solche Schwellen gleich mit beseitigt werden können. Das Gleiche gilt für den Weg in den Garten oder auf die Terrasse. Kleine Rampen zum Nachrüsten erleichtern hier den Übergang, sind aber für Rollstuhlfahrer mit viel Kraftaufwand verbunden. Insbesondere ältere Menschen können daran scheitern, also ist der Einbau einer barrierefreien Tür sinnvoll.

Foto: kionostock.adobe.com
Foto: kionostock.adobe.com

Raumaufteilung

Wer sich mit barrierefreiem Wohnen befasst, der sollte offen sein für unkonventionelles Denken. Ja, der Raum an der Hausecke war immer das Büro und das Eltemschlafzimmer befand sich immer im ersten Stock, aber bevor man einen Treppenlift installiert gilt es, alle anderen Möglichkeiten auszuloten. Räume anders aufzuteilen und ihre Funktion zu verändern ist selbst dann möglich, wenn neue Leitungen und Abflüsse verlegt werden müssen. 

Das ist in einigen Fällen sogar günstiger als ein Treppenlift und macht aus einem zweigeschossigen Haus ein Wohnhaus auf einer Ebene. Wem ein solches Umdenken gelingt, hat zumeist die Unterbringung einer möglichen Pflegekraft gleich mitgeschaffen.

Manövrierraum und technische Hilfen

Rollstuhlgerechte Türen sind eine Sache, wenn diese Tür aber in einen Raum ohne Manövrierfläche führt, nutzt die schöne Tür gar nichts. Wer barrierefrei umbaut, sollte allen Platz nutzen, der vorhanden ist. Ein Rollstuhl hat einen Wendekreis" von etwa 1,5 Meter, diese Fläche sollte in jedem Raum unbebaut oder unbelegt vorhanden sein, damit sich Rollstuhlfahrer ungehindert bewegen können. Die Beschäftigung mit dem vorhandenen Mobiliar bietet sich an dieser Stelle an. Der Weg in einen Keller ist für Menschen, die auf Rollatoren oder Rollstuhl angewiesen sind, unüberwindbar. Hier stellt sich die Frage, ob es eine Möglichkeit gibt, einen Raum im Erdgeschoss umzuwidmen und dort zu lagern, was sonst im Keller zu finden ist. Ist das nicht möglich, gibt es immer noch die Option des Treppenlifts, der zwar mit hohen Kosten verbunden ist, aber Bereiche zugänglich macht, die sonst unerreichbar wären.

Bei allen Projekten rund um die Barrierefreiheit gilt jedoch eine Grundfrage: Braucht man tatsächlich den Stauraum, oder sind die Gläser von Tanta Martha, die man seit 20 Jahren nicht mehr genutzt hat, oder die Bücher, die man seit dem Lesen nicht mehr angerührt hat, reif für den Flohmarkt? Downsizing ist die Devise und einen Haushalt, der von Altlasten befreit ist, kann man anschließend fast atmen hören.

Reden wir über Geld!

Fraglos verursacht der barrierefreie Umbau einer Wohnung oder eines Hauses Kosten. Die schultert man in der Regel zum größten Teil selbst, dennoch gibt es Fördermöglichkeiten, die man sich ansehen sollte. Bei allen Förderungen ist es wichtig, vor Beginn der Maßnahmen den Antrag zu stellen, sonst beantragt man um sonst.

Die Mittel für den Investitionszuschuss 455-B der KfW sind ausgeschöpft, das Programm 159 bietet aber einen Kredit in der Höhe bis 50000 Euro zu günstigen Konditionen an, der für Umbauten zur Barrierefreiheit zweckgebunden ist.

► Informationen finden sich unter www.kfw.de

► Auch die ISB Rheinland-Pfalz bietet zinsgünstige Kredite für barrierefreies Umbauen an. www.isb.rlp.de 

► Hinweise zu allen Fördermöglichkeiten findet man auf den Seiten des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitales unter www.mastd.rlp.de/de/unsere-themen/wohnen/foerdermoeglichkeiten/