Anzeige
Bauschäden im Fokus

Bauschäden im Fokus

Schwachstelle Schimmel in Garagen

15.10.22
Bauschäden im Fokus

Foto: Robert Kneschke - stock.adobe.co

Garagen werden entweder in Massiv- oder Fertigbauweise errichtet mit oder ohne zusätzlichem Stauraum für Fahrräder oder Gartenmöbel, gedämmt oder ungedämmt, beheizt oder unbeheizt, als Anbau oder freistehend. Dabei gilt es, (hochpreisige) Fahrzeuge und Gegenstände bis hin zu Oldtimern vor Korrosion zu schützen. Nicht selten kommt es vor, dass sich in einer Garage Schimmel bildet. Gerade in der jetzt kalten und nassen Jahreszeit wird durch das nasse Fahrzeug viel Feuchtigkeit in die Garage eingetragen. Kommen niedrige Innentemperaturen, schimmelfördemde Bauteiloberflächen oder eine nicht ausreichende Belüftung hinzu, so ist die Gefahr von Schimmelbildung sehr hoch.

Zum Fall:

An mehreren freistehenden, seinerzeit in Massivbauweise errichteten und ungedämmten Reihengaragen eines Mehrfamilienhauses wurden in die Jahre gekommene Garagenschwingtore gegen gedämmte Rolltore ausgetauscht. Die hochwertigen und dicht schließenden Tore ließen keine natürliche Belüftung mehr zu, die bei den ausgebauten, alten Schwingtoren ohne Dichtungen noch vorhanden war. Es kam zu Schimmelbildung an der ungedämmten Stahlbetondecke und an Wandflächen.

Zur Ursache:

Bis zu diesem Zeitpunkt gab es an den Garagen keine zusätzlichen Belüftungsöffnungen. Die Innentemperaturen in den Garagen sind ähnlich der jeweiligen Jahreszeittemperatur. In der Winterzeit bei fallenden Außentemperaturen sind auch die Oberflächentemperaturen an Decken und Wänden innerhalb der Garagen sehr niedrig.

Erst gegen Abend nach der Rückkehr von der Arbeitsstelle wird die kalte Garage wieder genutzt. Die Abwärme des Fahrzeugmotors und die eingetragene Feuchte über das Fahrzeug bei Regen- oder Schneewetter führen zu einer massiven Erhöhung der Raumluftfeuchte. Warme Luft ist weniger dicht als kalte Luft; sie wiegt deshalb weniger und steigt nach oben. So kommt es insbesondere an den kalten Decken- und Deckenrandflächen durch die erhöhte Luftfeuchte bei gleichzeitiger Wärmeabgabe des noch heißen KFZ-Motors häufig zu Schimmelbildung, wenn keine ausreichenden Lüftungsmöglichkeiten gegeben sind.

Weitere Gründe können auch defekte Dachabdichtungen oder undichte Dachentwässerungen sein. Gerade bei älteren Garagen ist die Qualität der Abdichtung im Laufe der Jahre nicht mehr gegeben. Garagendächer sollten deshalb in Zeitabständen auf Undichtigkeiten hin von einem Fachbetrieb überprüft werden. Auch undichte, erdberührte Außenwandflächen können eine Ursache von Schimmelbildung sein. Ebenso Laubeintrag oder grobe Verschmutzungen.

An gedämmten und beheizten Garagen kommt es regelmäßig zu Schimmelbildung, wenn beim Einparken kalte Außenluft auf erwärmte Innenflächen trifft und dort die für Schimmelbildung relevante Luftfeuchte von ca. 80% rF. (relative Feuchte) auf der Bauteiloberfläche überschreitet oder gar die 100% -Grenze erreicht und auf der Bauteiloberfläche kondensiert. Deshalb ist gerade in der kalten Jahreszeit auf eine möglichst kurze Toröffnungszeit zu achten.

Zur Lösung:

Poröse Flächen wie Putzflächen oder Oberflächen mit Farbbeschichtungen können mit alkoholischen Reinigem mit 70 Prozent bis 80 Prozent Alkoholanteil (zum Beispiel Isopropanol) oder einem haushalsüblichen Reiniger (kein Essigreiniger) unter Verwendung eines Microfasertuches gereinigt werden. In den Reihengaragen muss für eine natürliche, kontinuierliche Belüftung gesorgt werden in Form von nachträglich herzustellenden Lüftungsöffnungen an der Vorder- und Rückseite der Garagen. Dabei ist auf Insektenschutz zu achten Torhersteller bieten entsprechende Lüftungsmöglichkeiten bereits bei der Torauswahl an bis hin zu sensorgesteuerten Lösungen.

Noch ein Tipp für Oldtimerfans:

Für Oldtimer ist eine kontinuierliche, relative Luftfeuchte zwischen 40 und 50 Prozent in Garagen anzustreben. Dies gelingt aber nur mit hygrostatisch gesteuerten Lüftungssystemen in trockenen Garagen.

Fazit:

Schimmelbildung in Garagen ist vermeidbar, wenn auf eine ausreichend natürliche- oder hygrostatisch gesteuerte Belüftung geachtet wird. Bei besonders hochwertiger Nutzung sind besondere Anforderungen hinsichtlich Trockenheit und Luftfeuchte einzuhalten. (Oldtimer)

Bei beheizten Garagen sollten die Toröffnungszeiten möglichst kurz sein, um ein übermäßiges Erkalten von Bauteilflächen in der Garage zu vermeiden. Wand- und Deckenoberflächen in Garagen sollten möglichst durch Baustoffe mit hoher Schimmelresistenz hergestellt sein (zum Beispiel Kalkzementputz, Feuchtraumplatten, zementgebundene Platten, Fliesen). Schnee auf dem Auto oder Eisklumpen im Radkasten sollten möglichst vor der Garage entfernt werden.

Georg Neu

Öffentlich bestellt und vereidigter Sachverständiger bei der HwK Koblenz Maureru. Betonbauerhandwerk Schwerpunkte: ,,Bauwerksabdichtungen und Erkennung, Bewertung und Sanierung von Schimmelpilzschäden" (TÜV zertifiziert)