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Mittelrhein-Verlages: "Lokales besteht auch im Digitalen"

Walterpeter Twer und Olaf Theisen zur Geschichte und Zukunft des Mittelrhein-Verlages - Die beiden Gesellschafter stehen für den wirtschaftlichen Erfolg.

29.09.23
Mittelrhein-Verlages: "Lokales besteht auch im Digitalen"

Dr. Olaf Theisen und Walterpeter Twer: Die beiden Gesellschafter des Mittelrhein-Verlages stehen für den wirtschaftlichen Erfolg. Foto: Jens Weber

Als im zerstörten Nachkriegsdeutschland der Wiederaufbau begann, vollzog sich dieser nicht nur über Häuser, Straßen oder Fabriken. Auch die Fundamente der neuen freien und demokratischen Gesellschaft mussten völlig neu gelegt werden. Dazu zählte zuvorderst eine unabhängige, freie Presse. In Koblenz und am Mittelrhein stellten die alliierten Behörden dafür 1946 eine entsprechende Lizenz für die Gründer der Rhein-Zeitung aus. Die Neugründung florierte trotz aller Schwierigkeiten des Anfangs schnell.

Nur zwei Jahre später, vor genau 75 Jahren, wurde dann mit dem Mittelrhein-Verlag die unternehmerische Hülle geschaffen, unter deren Dach sich neben der Rhein-Zeitung bis heute viele weitere Firmen und Aktivitäten versammelt haben. Gemeinsam trugen und stützten sie sich und verfolgen bis heute erfolgreich ein Ziel: regionalen Journalismus und Serviceangebote zukunftsfähig und für den Norden von Rheinland-Pfalz unverzichtbar zu machen.

Der wirtschaftliche Erfolg des Mittelrhein-Verlages und der Umstand, dass er sich bis heute als krisenfest erwiesen hat, ist maßgeblich handelnden Personen geschuldet. Zum einen den Entscheidungen und Überzeugungen dieser Personen selbst, zum anderen aber auch einer großen familiären Kontinuität und der damit einhergehenden großen Verbundenheit zum Unternehmen, für die diese Personen stehen. 2023, 75 Jahre nach Gründung des Mittelrhein-Verlages, sind dies Walterpeter Twer und Olaf Theisen.

Bei beiden Gesellschaftern ist die Geschichte des Unternehmens über Jahrzehnte auch sehr stark mit der Geschichte ihrer Familien verwoben.

Theisen verweist auf das spezifische Miteinander von Zeitung und Verlag: „Die Bedeutung des Mittelrhein-Verlages für die Rhein-Zeitung erschließt sich bei gleichzeitigem Blick auf die Bedeutung der Rhein-Zeitung für den Mittelrhein-Verlag: Die Rhein-Zeitung muss sich im publizistischen Wettbewerb behaupten, der Mittelrhein-Verlag im wirtschaftlichen, zwischen beiden besteht eine Wechselwirkung, die sich nicht auflösen lässt. Die publizistische Unabhängigkeit der Rhein-Zeitung ist so eng mit der wirtschaftlichen Unabhängigkeit des Mittelrhein-Verlages verbunden wie umgekehrt.“

Walterpeter Twer hat diesen Kurs über 40 Jahre als Geschäftsführer geprägt, als Verleger tut er es bis heute. „Wir mussten manchmal auch Entscheidungen fällen, die schwierig waren und für die wir zunächst auch Kritik einstecken mussten. Es ist sehr gut, wenn man dann verlässliche Partner an der Seite hat, die einmal getroffene Entscheidungen mittragen“, sagt Walterpeter Twer - und meint damit dezidiert Olaf Theisen. Heute, so Twer, seien viele Verlage dem Koblenzer Vorbild gefolgt oder wünschten sich, dies schon früher getan zu haben.

Belege für getroffene Entscheidungen und ihre Wirksamkeit finden sich an vielen Stellen. Längst nicht alle waren kritisch. Im Gegenteil: In vielen drückt sich vielmehr bis heute die Gestaltungskraft und der Gestaltungswille eines starken und unabhängigen Medienhauses aus. Das heute am Autobahnkreuz an der A61 beheimatete Druckzentrum zum Beispiel ist das leistungsstärkste und modernste in weitem Umkreis. Die verschiedenen Tochterfirmen unter dem Dach des Verlages sind gehalten und erfolgreich darin, zusätzliche Kunden zu bedienen. Und die Redaktion kann ebenso wie die Vermarktung im Digitalen auf vielem aufsetzen, was in der Vergangenheit entschieden worden ist, sei es das weltweit erste E-Paper in 1:1-Darstellung oder die konsequente Einführung einer Bezahlschranke für journalistische Inhalte und manches andere.

Das Digitalzeitalter wird viele weitere Themen bereithalten. Die wesentlichen Herausforderungen dürften in naher Zukunft aus den Bereichen Plattformökonomie und KI kommen. Daran ändern auch die rechtlichen Regulierungsbemühungen nichts.

Unsere hergebrachten Finanzierungsformen müssen um Geschäftsmodelle erweitert werden, die es Verlagen wie dem Mittelrhein-Verlag erlauben, neben Print auch im Digitalen mit professionellem Journalismus zu bestehen und damit einen Beitrag zur Urteilsfähigkeit im demokratischen Gemeinwesen zu leisten. Das ist eine bleibende Aufgabe mit zunehmender Bedeutung“, betont Theisen.

Eines aber wird sich auch in der Ära der sozialen Netze nicht ändern: „Entscheidend für unsere Kunden sind die lokalen Inhalte. Damit können wir am Markt bestehen. Die Menschen interessieren sich vor allem dafür, was in ihrem Wohnort oder in seiner Nähe passiert“, sagt Twer. Mit dieser Maxime sei der Mittelrhein-Verlag seit 75 Jahren erfolgreich und werde dies auch weiterhin sein. Lars Hennemann