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Local Heroes der Rhein-Zeitung: Eine Frage der Perspektive

Was Objektivität für die Redakteurinnen und Redakteure der Zeitung bedeutet: Die Rolle von Qualitätsmedien in Zeiten von Falschnachrichten und Social Media

29.09.23
Local Heroes der Rhein-Zeitung: Eine Frage der Perspektive

Objektivität im Journalismus heißt auch, dass man die Perspektive aller Protagonisten sehen muss. Fotos: Jens Weber

Local Hero. Schon wieder so ein englisches Wort, werden Sie denken. Muss das sein, werden Sie uns fragen. In diesem Fall lautet die Antwort: Ja. Denn Local Hero ist mehr als nur eine englische Wortkombination, die wörtlich übersetzt Lokalmatador bedeutet. Local Hero beschreibt das, was wir sind. Es beschreibt, wo wir sind, was wir wollen und wie wir denken. Wir denken von der lokalen Ebene aus, dann folgen Rheinland-Pfalz, Deutschland und die Welt. Es ist unsere Philosophie, die wir Tag für Tag leben. Wir denken regional, ohne provinziell zu sein.

Wir das sind 120 Redakteurinnen und Redakteure im gesamten Verbreitungsgebiet, das das ganze nördliche Rheinland-Pfalz umfasst. Wir sind lokal und regional verankert - wie Sie, unsere Leserinnen und Leser. Genauso wie Sie wollen wir wissen, was in unserer Heimat, unserem Lebensmittelpunkt geschieht. Wir greifen relevante Nachrichten auf, erklären sie, ordnen ein, kommentieren und analysieren. Morgens am Frühstückstisch gibt es die Printausgabe mit vertiefenden Nachrichten und Hintergründen. 24 Stunden lang aktuell mit crossmedialen Inhalten informiert rhein-zeitung.de die Leserinnen und Leser.

Die journalistische Arbeit besteht sowohl auf der lokalen, regionalen, nationalen und internationalen Ebene im Bewerten von Nachrichten. Die Nachrichtenführung debattiert jeden Tag mit der Chefredaktion und dem regionalen Themenmanagement darüber, welche Schlagzeilen es auf die Titelseite schaffen. Was hat gesellschaftliche Relevanz? Was trifft die Lebenswirklichkeit der Menschen in unserem Verbreitungsgebiet? Was bewegt sie? Worin liegt ein berechtigtes Informationsinteresse?

Ihr müsst doch objektiv berichten“, hören unsere Redakteurinnen und Redakteure oft, wenn sie sich mit kritischen Leserinnen und Lesern unterhalten. Will man ehrlich sein, muss man sagen: Objektivität in Medien gibt es nicht. Objektivität ist ganz oft eine Frage der Perspektive. Wenn wir zum Beispiel über eine langwierige Baustelle in einer Kommune sprechen, dann erklärt der Bürgermeister das Problem anders als das zuständige Bauunternehmen oder die Behörde, die eine entsprechende Straßensperrung angeordnet hat. Und wenn Sie die Anwohner befragen, die sich über Umwege ärgern, werden Sie wieder andere Argumente zu hören bekommen. Wirklichkeit ist also meistens recht kompliziert. Ihr auf die Spur zu kommen, ist unser Ehrgeiz und es ist unser Handwerk.

Die Philosophin Hannah Arendt hat gesagt: „Wahrheit gibt es nur zu zweien.“ Bezogen auf eine Gesellschaft, könnte man sagen: Wahrheit gibt es nur, wenn alle von einer Entscheidung Betroffenen zu Wort kommen. Die Lösung für den Anspruch der Objektivität liegt also darin, ein Thema aus mehreren Perspektiven zu beleuchten und viele Blickwinkel gelten zu lassen.

Die Lösung liegt übrigens auch in der Quellentreue. Wer hat was in welchem Kontext zu welchem Zeitpunkt gesagt? Diese Transparenz ist in Zeiten inflationärer Falschnachrichten wichtiger denn je. Das Internet wurde in den Anfängen als das demokratischste Medium überhaupt gefeiert. Wenngleich es ein hohes Potenzial zu gleichberechtigter Partizipation hat, ist doch die Gefahr des Missbrauchs mindestens ebenso hoch. In den sozialen Netzwerken kann jeder Ereignisse posten, Meinungen kommentieren und weiterverbreiten. Doch immer mehr Nachrichten im Internet - Artikel, Bilder oder Videos - sind gefälscht und manipuliert. Trotzdem werden sie häufig völlig unkritisch aufgenommen und millionenfach geteilt. Viele Nutzer können nicht zwischen seriösen und unseriösen Quellen unterscheiden und die Glaubwürdigkeit einer Nachricht beurteilen. „Das stand doch im Internet“, heißt es dann zur Begründung. Aber: Soziale Netzwerke ersetzen keine Qualitätsmedien. Ohne Qualitätsmedien ginge die Unterscheidung von Fakt und Fake, richtig und falsch verloren - und damit die Fähigkeit zur politischen Urteilskraft. Ohne Qualitätsmedien wäre die Demokratie verloren.

Deshalb braucht es Local Heroes - im Verbreitungsgebiet der Rhein-Zeitung und überall auf der Welt.
Birgit Pielen