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Eigenverantwortung, Transparenz und Vertrauen

Eigenverantwortung, Transparenz und Vertrauen

Editorial von Katharina Schlag, Wirtschaftsförderung Kreis Westerwald

20.06.23
Eigenverantwortung, Transparenz und Vertrauen

Foto: fgnopporn-stock.adobe.com

In einem Lied von Silbermond heißt es „Das ist ’ne schlechte Zeit für Optimisten“ und manchmal teile ich diesen Eindruck. Viele Gespräche mit Unternehmen und Partnern drehen sich aktuell um die Themen Energie, Fachkräfte, Bürokratie und „die da oben“. Ich verstehe die daraus resultierende Frustration und habe auch keine Lösung für all die Themen. Statt allerdings vor dem Berg zu kapitulieren, sollten wir uns fragen, wo angefangen wird und welche Hebel bewegt werden können.

Was brauchen wir also?
Wir brauchen den Wunsch zur Veränderung und die Bereitschaft dafür, Dinge aufzugeben und Komfortzonen zu verlassen. Systeme haben die unangenehme Angewohnheit „stabile Zustände“ anzustreben – Veränderung bedeutet aber erst einmal eine Destabilisierung, damit neu sortiert werden kann. Wenn wir diese instabile Phase nicht durchhalten, werden wir nichts nachhaltig verändern.

Wir brauchen das Zutrauen in die Eigenverantwortung und den gesunden Menschenverstand, damit wir nicht glauben, alles regeln und kontrollieren zu müssen. Es ist meist zielführender, Anreize zu schaffen, die es erleichtern „das Richtige“ zu tun und damit die innere Beteiligung zu stärken. Verbote führen hingegen eher zu inneren Widerständen und dem Gefühl der Bevormundung.

Katharina Schlag Foto: Wir Westerwälder
Katharina Schlag Foto: Wir Westerwälder

Wir brauchen Transparenz, damit Entscheidungswege nachvollziehbar werden und sich wieder stärker am großen Ganzen und nicht an Einzel- oder Klientelinteressen orientieren. Ebenfalls erhöht Transparenz die Akzeptanz. Das heißt nicht, dass die Meinung geteilt oder die Entscheidung befürwortet wird, aber es erlaubt eine Beurteilung der Stimmigkeit und Glaubwürdigkeit der Argumentation.

Wir brauchen Rahmenbedingungen und Zielkorridore, die Handlungsspielräume eröffnen. Stecknadelkopfgroße, juristisch regulierte Zielvorgaben konkurrieren mit der kreativen Lösungsentwicklung und der strategischen Richtungsweisung, die jetzt dringend nötig sind.

Wir brauchen Vertrauen in das Unternehmertum und das Wissen, dass ehrliche Nachhaltigkeit, wirtschaftliche Enkeltauglichkeit und werteorientiertes Verantwortungsbewusstsein feste Entscheidungsgrundlagen des Mittelstands sind – nicht nur im Westerwaldkreis. Am dringendsten brauchen wir den Willen zum konstruktiven Dialog. Statt jeden Austausch mit einem Forderungskatalog zu eröffnen, wäre es hilfreich sicherzustellen, dass ein gemeinsames Problembewusstsein und eine einheitliche Wissensbasis bestehen. Nur mit einem identischen Verständnis für die Ausgangssituation können Entwicklungsperspektiven und Leitlinien gestaltet werden.

Last but not least brauchen wir Optimismus und Geduld. Ich bin Optimistin und passionierte Lösungssucherin, weil für mich alles andere – wie Gleichgültigkeit, Aufgeben oder Schicksalsergebenheit – keine Option ist. Auch wenn ich den Weg nicht genau skizzieren kann, weiß ich, dass der erste Schritt getan werden muss und der Rest sich beim Gehen ergibt.

Daher möchte ich abschließend das Silbermondzitat vervollständigen und Sie in diesem Sinne um Unterstützung bitten: „Das ist ’ne schlechte Zeit für Optimisten, die müssen ziemlich einsam sein, also lasst sie uns ein wenig unterstützen, wer will schon gern' alleine sein. So wie es jetzt ist, kann‘s nicht bleiben, der Zeitpunkt ist nicht schlecht – grad' gut genug, Zeichen gibt's genug, wir brauchen Wunder, und wir zwei wär'n für den Anfang schon ganz gut.“

In diesem Sinne, Ihre
Katharina Schlag
Geschäftsführerin Wirtschaftsförderung Kreis Westerwald