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Die duale Ausbildung ist ein zentraler Baustein für die Fachkräftesicherung in der Region

Interview mit Kristina Kutting (Bild), IHK Regionalgeschäftsführerin Altenkirchen

10.05.22
Die duale Ausbildung ist ein zentraler Baustein für die Fachkräftesicherung in der Region

Frau Kutting, Sie haben das Amt der IHK-Regionalgeschäftsführerin für den Kreis Altenkirchen im vergangenen Mai angetreten. Wie nehmen Sie die Leistungsfähigkeit der heimischen Wirtschaft wahr – wo liegen die Stärken, wo sehen Sie Schwächen?

Der Landkreis AK hat einiges zu bieten, auch wenn er im bundesweiten Standortranking sicherlich nicht an erster Stelle steht, so ist der Wirtschaftsstandort doch immerhin im oberen Viertel. Wir müssen uns also nicht hinter den Metropolen wie München, Berlin oder Frankfurt, wo die Global Player beheimatet sind, verstecken. Schaut man etwas genauer hin, haben auch einige Großunternehmen, bekannte Mittelständler und Hidden-Champions, die teilweise auch Weltmarktführer in ihrem Bereich sind, ihren Unternehmenssitz im Landkreis Altenkirchen. Dennoch müssen wir weiterhin die Region gerade für Startups attraktiv gestalten, damit diese sich auch zukünftig in unserem Landkreis ansiedeln. Trotz der steigenden Bedeutung des Dienstleistungssektors ist die Industrie eine der Hauptsäulen der Wirtschaft im Landkreis Altenkirchen. Besonders hervorzuheben ist, dass vor allem der Anteil der Beschäftigten im sekundären Sektor (produzierendes Gewerbe) deutlich höher ist als im rheinlandpfälzischen Durchschnitt. Der Standort bietet gerade mit Blick auf die Nähe zu den Ballungsgebieten Köln, Bonn und Siegen günstigen Möglichkeiten der Büroanmietung sowie eine gute Zugverbindung in diese Gebiete und die Nähe an die Autobahn A3. Bei dem Thema Internetverbindung hat die Region sicherlich noch Potential nach oben, daher ist es wichtig, dass wir weiterhin den flächendeckenden Breitbandausbau mit Glasfaser forcieren.

„Die duale Ausbildung ist ein zentraler Baustein für die Fachkräftesicherung in der Region.“

Kristina Kutting, IHK Regionalgeschäftsführerin Altenkirchen

Wie stellt sich aus Ihrer Sicht in Corona-Zeiten die Ausbildungssituation im AK-Land dar?

Die Corona-Pandemie ist insgesamt am heimischen Ausbildungsmarkt nicht spurlos vorbeigegangen. Der Fachkräftemangel in einigen Branchen, gerade im Hotel- und Gaststättengewerbe, ist enorm. Viele Ausbildungsplätze konnten in den letzten zwei Jahren nicht besetzt werden. Gründe hierfür sind zum einen wenige Bewerber*innen oder keine geeigneten jungen Menschen. Nur zu einem kleinen Prozentteil boten die Unternehmen weniger Ausbildungsplätze an, der Trend jedoch ist wieder steigend.

In vielen Branchen bewerben sich auch deutlich weniger Schulabgänger als noch vor ein paar Jahren, was das Azubirekrutierung für Unternehmen noch schwieriger macht. Doch jeder Azubi, der jetzt fehlt, ist in drei Jahren eine dringend gebrauchte Fachkraft weniger. Daher bieten wir als IHK eine Vielzahl an Dienstleistungsangeboten rund um die Themen Arbeitgeberattraktivität, Personalgewinnung, Azubirekrutierung, Erwerbsmigration, Berufsorientierung und Duales Studium an. Die duale Berufsausbildung ist ein zentraler Baustein für die Fachkräftesicherung in unserer Region. Nur mit gemeinsamen gezielten Projekten der verschiedenen regionalen Institutionen können wir dem Fachkräftemangel entgegenwirken, die Entwicklung der Region fördern und somit zu einer Steigerung der Attraktivität für Arbeitsplatzsuchende erzielen.

Die IHK vor Ort engagiert sich stark in der Initiative „Anschluss Zukunft“: Wie dick sind die Bretter, die hier gebohrt werden müssen, und sehen Sie Signale, dass die Verkehrsanbindung des Kreises sich mittelfristig verbessern wird?

Die IHK-Regionalgeschäftsstelle Altenkirchen ist Mitinitiator der Kampagne „Anschluss Zukunft“. Gemeinsam mit mehr als 70 Unterstützern der gewerblichen Wirtschaft setzt sich die Initiative für mehr Mobilität und Verkehrssicherheit im Landkreis Altenkirchen ein.

Ein besonderer Fokus liegt hier vor allem in dem Ausbau der Ost-West-Trasse B8–B414 und B 62, der Verbindung zwischen den Autobahnen A 3 (Köln/Bonn) und A 45 (Siegen). Das Verkehrsinfrastrukturprojekte nicht von heute auf morgen realisiert werden ist verständlich, daher bedarf es eines langen Atems, um solche Projekte zum Ziel zu führen.

Die Kapazitäten des Schienenverkehrs sind derzeit nahezu ausgeschöpft und stellen daher keine praktikable Alternative dar. Ebenfalls fehlt der Region ein gut funktionierender Güterbahnhof. Positiv festzuhalten ist, dass die Ortsumgehungen entlang der B 8 in der höchsten Prioritätsstufe im Bundesverkehrswegeplan festgeschrieben sind. Das vereinzelt Bürgerinitiativen gegen die Realisierung einzelner Ortsumgehungen sind, ist ebenfalls nachvollziehbar. Daher ist es uns wichtig, in einen offenen Dialog mit den betroffenen Ortsgemeinderäten sowie den Vertretern der jeweiligen Bürgerinitiativen zu treten. Demnach muss man sich auch auf einen dreispurigen Ausbau von geeigneten Straßen konzentrieren.

Solche Projekte lassen sich nur realisieren, wenn alle an einem Strang ziehen. Nur so konnten diverse Fortschritte im Hinblick auf den Neu- oder Ausbau gewisser Streckenabschnitte oder Ortsumgehungen erreicht werden. Daher appellieren wir an alle Beteiligten, die Planungen der Ortsumgehungen weiter voranzutreiben, denn für den Landkreis Altenkirchen ist die B 8 in Richtung Bonn unverzichtbar. Hierbei hoffen wir auf Unterstützung aus dem rheinland-pfälzischen Verkehrsministerium sowie der regionalen Landtagsund Bundestagsabgeordneten.