Warum steigt die Zahl der Rückenschmerzpatienten kontinuierlich an?
In der Frühzeit der menschlichen Entwicklung und bei Völkern, die auch heute noch aus Jägern und Sammlern bestehen gibt es kaum „Zivilisationskrankheiten“ wie Diabetes, Übergewicht und Rückenprobleme. Den ganzen Tag damit beschäftigt, Nahrung zu suchen, legt zum Beispiel ein Nomade des Volkes der Hadza in Afrika täglich viele Kilometer zurück – und stärkt damit die Muskulatur von Beinen, Rücken und Füßen. Im Gegensatz zu den Hadza geht ein Mensch im Homeoffice aktuell zuweilen keine 1000 Schritte am Tag, stattdessen sitzen wir für lange Zeiten unbeweglich auf unseren Bürostühlen. Der Stützapparat unseres Körpers wird nicht gefordert – Muskulatur baut sich ab.
Aber nicht nur das ist Ursache für Rückenprobleme, denn der Grundstein wird meistens schon in der Kindheit gelegt. Die Füße eines Kindes spielen eine große Rolle bei der späteren Rückengesundheit. Besteht die Möglichkeit, gefahrfrei barfuß zu laufen, sollte man das ermöglichen, wann immer es geht, hochwertiges Schuhwerk mit guter Sohle ist eine Investition in die Rückengesundheit des Kindes, die im späteren Leben ausgezahlt wird.
Ein Schmerz – viele Gründe
Viele Faktoren spielen bei anhaltenden oder wiederkehrenden Rückenproblemen eine Rolle. So schaffen Übergewicht und damit verbundene Bewegungsarmut eine fatale Spirale, die unweigerlich zu zum Teil chronischen Schmerzen führt. Falsche Bewegungsabläufe können ebenso zu dauerhaften Rückenschmerzen führen wie falsches Heben und Tragen. „Der Rücken“ ist, das erkennt man deutlich, nicht nur zentral im Körper gelegen, er ist auch nicht isoliert vom Rest des Menschen zu betrachten. Der gesamte Bewegungsapparat hängt zusammen und beeinflusst sich wechselseitig.
Raucher verlieren mit jeder gerauchten Zigarette Feuchtigkeit im Körper, diese fehlt in den Bandscheiben, die eine wichtige Pufferzone zwischen den Wirbelkörpern bilden. Einseitige und zu starke Belastung der Bandscheiben führt zu deren Zerstörung und dem Austritt der Gallertmasse in ihrer Mitte. Aus einem Puffer, der Schmerz verhindern soll, wird ein Störfaktor, der die Nerven im Rücken einklemmt und neben Sensibilitätsstörungen auch Funktionsstörungen bis hin zur Querschnittslähmung verursacht.
Was kann man gegen Rückenschmerzen tun?
Wer unter akuten Rückenschmerzen leidet, für den ist eine fundierte Diagnostik der wichtigste Schritt. Auch internistische Erkrankungen wie Rippenfellentzündungen, Gallenkoliken oder Nierensteine strahlen zuweilen in den Rücken aus und verursachen dort Schmerzen. Hier ist eine Abklärung sehr wichtig. Wenn klar ist, was die Ursache für die Probleme ist, kann man auf konservative Weise mit physikalischen Therapien Linderung verschaffen. Bei Nervenkompressionen, also Nerveneinengungen und den damit verbundenen Ausfällen, hilft häufig nur eine Operation, bei der das ausgetretene Bandscheibenmaterial entfernt und somit mehr Platz für den Nerv geschaffen wird.
Ungeachtet aller Therapien können wir selbst einiges tun, damit es erst gar nicht zu den genannten Problemen kommt. Gewichtskontrolle steht am Beginn. Bei Übergewicht sollte unter ärztlicher Aufsicht das Gewicht langsam gesenkt werden. Dabei ist regelmäßige Bewegung wichtig. Menschen, die am Schreibtisch arbeiten, können dies auch an einem Stehtisch tun – nach einer Eingewöhnungsphase stärkt die Arbeit im Stehen die Rückenmuskulatur und mindert die Gefahr von Rückenschmerzen. Ausreichende Flüssigkeitszufuhr antialkoholischer Getränke sollte zur Regel werden, das hilft nicht nur gegen Rückenprobleme, sondern ist auch grundsätzlich für den Körper wichtig. Mit Sport als Ausgleich zum beruflichen Stress und Bewegungsarmut zu beginnen, ist ein wichtiger Schritt hin zum gesunden Rücken. Dabei muss es nicht zwingend Rückengymnastik sein, regelmäßige Bewegung beugt mehr als nur Rückenproblemen vor. Neben dem Walken und Laufen sind vor allem Sportarten wie Yoga, Pilates und Tai Chi bei Personen, die häufig mit Rückenschmerzen zu tun haben, sehr hilfreich. J.S.