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Wiesbadener Clowndoktoren: Die heilende Kraft des Lachens

Die ausgebildeten Profis vom Verein "DIE CLOWN DOKTOREN e.V" besuchen Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Hospize oder Altenheime, um für Patienten eine Ablenkung zu sein.

29.02.24
Wiesbadener Clowndoktoren: Die heilende Kraft des Lachens

Foto: michael-euler.photography

Freude und Lachen in die Herzen derjenigen bringen, die es am meisten brauchen – das ist die Aufgabe von den Clowndoktoren. Ausgestattet mit roten Nasen, farbenfrohen Kostümen und einem unerschöpflichen Vorrat an Freude, sind sie mehr als nur Unterhaltungskünstler. Die ausgebildeten Profis vom Verein DIE CLOWN DOKTOREN e.V besuchen Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Hospize oder Altenheime, um Patienten, die mit Schmerzen, Angst und Unsicherheit kämpfen, eine willkommene Ablenkung zu sein. 

Verbindung zwischen Humor und Heilung

Die Idee, Clowns in medizinische Einrichtungen zu bringen, mag zunächst ungewöhnlich erscheinen. Doch hinter den bunten Kostümen und schelmischen Späßen verbirgt sich eine tiefgründige Verbindung zwischen Humor und Heilung. Studien haben gezeigt, dass Lachen die Stresshormone senkt, den Blutdruck reduziert und das Immunsystem stärkt. Die humorvolle Form der Begegnung zwischen Clown und Patient unterstützt die konventionelle medizinische Behandlung, indem sie zur psychischen Entspannung beiträgt und das allgemeine Wohlbefinden fördert. 

Die Clowndoktoren sind speziell ausgebildet, um in einer sensiblen Umgebung zu arbeiten. Ihre Ausbildung umfasst nicht nur die Kunst der Unterhaltung, sondern auch ein tiefes Verständnis für die emotionalen und physischen Bedürfnisse der Patienten, mit denen sie interagieren. Sie arbeiten eng mit dem medizinischen Personal zusammen und erhalten vor jeder Visite eine Übergabe, damit sie gut vorbereitet sind und den Patienten und ihren Familien Freude, Abwechslung und Leichtigkeit bereiten. „Manche Kinder gehen erst nach Hause, wenn die Clowns da waren, obwohl die Entlassungspapiere schon bereitliegen“, sagt die Künstlerin und Clowndoktorin, Ruth Albertin. 

Schweizer Künstlerin mit Liebe zum Hunsrück

Foto: michael-euler.photography
Foto: michael-euler.photography

Die gebürtige Schweizerin lebt mit ihrer Familie seit gut zweieinhalb Jahren im Hunsrückort Bell. Über die befreundete Familie Müller, die in der Nähe von Kastellaun den Tierpark Bell betreibt, kam Albertin mit der Region in Kontakt. „Wir haben zuletzt in einer Mietwohnung bei Mainz gelebt und hielten Ausschau nach mehr Wohnraum mit Bezug zur Natur“, erinnert sich die ausgebildete Clownin. „Bell erinnert mich oft an meine Schweizer Heimat. Die Kinder, mein Mann und ich fühlen uns hier sehr wohl.“ Als Clowndoktorin besucht Albertin medizinische Einrichtungen im Umkreis von über 100 Kilometern. 15 Krankenhäuser, zwölf Altenpflege-Einrichtungen und drei Hospize in der Region fahren Albertin und ihre Kollegen des Vereins „DIE CLOWN DOKTOREN e.V.“ regelmäßig an. Der gemeinnützige Verein wurde 1994 in Wiesbaden gegründet und wird mittlerweile von rund 40 Künstlerinnen und Künstler unterstützt. Diese setzen sich mit großem Engagement für das Projekt ein und erhalten für ihre Arbeit eine Aufwandsentschädigung. Die Wiesbadener Clowndoktoren gehören auch zum Dachverband „Clowns in Medizin und Pflege Deutschland e.V.“, der das Projekt deutschlandweit fördert. Über 330 aktive Clowns aus 19 Mitgliedsvereinen sind hier organisiert. Mit rund 19.000 Einsätzen pro Jahr leisten die Künstler einen wertvollen Beitrag, um im in den jeweiligen Einrichtungen für mehr Leichtigkeit und Perspektivwechsel zu sorgen. 

Arbeit mit viel Empathie und Herz

Albertin selbst hat von 2005 bis 2007 eine zweijährige Ausbildung an der „Schule für Clowns“ in Mainz absolviert. Hier lernte sie die Arbeit von Klinik-Clowns kennen und bildete sich eigenständig in diesem Bereich weiter. Sie erklärt: „Eine fundierte Ausbildung ist wichtig, um als Clown authentisch wahrgenommen werden zu können. Jeder Clown ist anders und eng mit der Persönlichkeit des Künstlers verbunden.“ Albertin hat im Verein „DIE CLOWN DOKTOREN e.V.“ die künstlerische Leitung übernommen und betont: „Es gibt ein großes Interesse für diese Arbeit! Darüber freuen wir uns. Klinik-Clowns, die für uns arbeiten wollen, brauchen aber neben einer guten Ausbildung vor allem auch Durchhaltevermögen. In einem Casting-Prozess, der etwa ein halbes Jahr dauert, erlernen die Künstler, alle Fertigkeiten, die sie benötigen, um professionell vorbereitet zu sein. Der Arbeitsbereich Klinikclownerie ist sehr umfangreich und vielseitig.“

Lichtblicke in Momenten der Schwäche

Die Clowndoktoren sind immer zu zweit unterwegs. Zum einen, weil es der Darbietung größere Flexibilität verleiht, zum anderen aber auch, weil der anschließende Austausch miteinander wichtig ist. Albertin erläutert: „Es gibt viele berührende Momente. Man begegnet Kindern, die im Alter der eigenen Kinder sind und die eine schwere Diagnose erhalten haben. Das ist schrecklich unfair. Nicht selten sind es die Eltern, die einfach jemanden brauchen, der sie in den Arm nimmt und zuhört.“ Mit komischen Einlagen, Zauberei, Musik und clownesken Gesprächen geben die Clowndoktoren den Kindern ein Stück Leichtigkeit zurück. 

Auch die Begegnungen mit älteren Menschen bewegen die Künstlerin sehr: „Menschen in Altenpflegeeinrichtungen sind oft einsam und man spürt, dass ihre Bedürfnisse nach Nähe und Wertschätzung meist nicht komplett erfüllt werden können. Dabei haben gerade die Menschen, denen nicht mehr viel Zeit bleibt auf dieser Welt, einen sehr großen Humor. So kommt es zu vielen heiteren Momenten und Tabubrüchen, die diese Arbeit so kostbar machen.“ 

Mit Herz und Humor oder Zielgruppe: Mensch

Die Clowndoktoren sind mittlerweile fester Bestandteil in medizinischen Einrichtungen. Sie besuchen ältere Menschen und Kinder, bieten OP-Begleitung an, engagieren sich in unterschiedlichen sozialen Projekten und sind überall da, wo heitere, berührender Momente gebraucht werden. Sie sind sogar Ansprechpartner für das medizinische Personal. Albertin selbst bietet inzwischen deutschlandweit „Humor-Schulungen“ für Pflegekräfte an, in denen sie Tools vermittelt, um in einem herausfordernden Arbeitsalltag in der eigenen Kraft zu bleiben. Sie erklärt: „Es geht nicht darum, Witzigkeit zu vermitteln, sondern einen Perspektivwechsel aufzuzeigen und die Resilienz jedes einzelnen zu stärken.“ In einer Umgebung, die oft von technologischer und medizinischer Komplexität dominiert wird, zeigen die Clowndoktoren immer wieder, dass Menschlichkeit und Mitgefühl unverzichtbare Heilmittel sind. Das große Engagement der Clowndoktoren kann von jedem einzelnen unterstützt werden. Der gemeinnützige Verein freut sich über jede Spende, damit ihre Arbeit auch in Zukunft weiterbestehen kann.

Weitere Informationen:
DIE CLOWN DOKTOREN e.V.
Oranienstraße 23
65185 Wiesbaden