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Bewerbungsunterlagen: Mut zur Lücke

Was ist wann sinnvoll? Hier sind wichtige Tipps für Einsteiger, Absolventen, Wechsler, Aufsteiger, Rückkehrende, Beinahe-Rentner und Vorstände

29.04.23
Bewerbungsunterlagen: Mut zur Lücke

Das erste Praktikumszeugnis, die Abinote und ausführ- liche Infos zur Diplomarbeit in der Bewerbung eines 55-jährigen Geschäftsführers? Wohl eher nicht. Es gibt Situationen im Leben, in denen das Motto ,,Viel hilft viel" richtig ist. Aber nicht immer. Wann ist was sinnvoll?

Einsteiger:
16 Jahre alt, gerade fertig mit der Realschule - viel Material für den Lebenslauf gibt es da noch nicht. Hier geht es also weniger ums Aussortieren, mehr ums Zusammensuchen. Nebenjobs oder ehrenamtliche Tätigkeiten sollten angehende Azubis deshalb im Lebenslauf immer angeben, im Idealfall mit einer schriftlichen Bestätigung in den Anlagen. Teamfähigkeit oder Disziplin zum Beispiel lassen sich so demonstrieren.

Absolventen
Praktika, Nebenjobs, Auslandssemester und Projekte: Spätestens nach dem Masterabschluss haben viele Studenten eine stattliche Anzahl von Lebenslauf-Stationen beisammen. Die sollte man nicht einfach unsortiert hinwerfen. ,,Den Lebenslauf müssen Sie für jeden Job neu gestalten", sagt Bewerbungs coach Jürgen Hesse. Er rät: Die Bewerbung als Werbeprospekt in eigener Sache begreifen, mit individuell zugeschnittenen Infos.

Wechsler:
Mitte 30, die ersten Stufen der Karriereleiter sind geschafft, neue Aufgaben winken. Spätestens jetzt haben Abizeugnis und Grundschulname in der Bewerbung nichts mehr verloren. „Das ist dann sogar Anti-Werbung in eigener Sache", sagt Hesse. ,,Weil es zeigt, dass Sie keinen Blick für das Wesentliche haben." Konsequent sortierenalso nur die letzten fünf bis zehn Jahre berücksichtigen und Anlagen auf höchstens zehn Seiten begrenzen.

Aufsteigerinnen und Aufsteiger:
Was für reguläre Mitarbeiter gilt, gilt für zukünftige Führungskräfte umso mehr. ,,Da geht es dann nicht nur darum, was sie gemacht haben", sagt Prof. Brigitte Witzer, Coach für Führungskräfte. Sondern auch um das, was sie können." Bewerber sollten also nachweisen können, dass sie sich zum Beispiel mit Innovations- oder Change Management auskennen.

Rückkehrende:
Nicht jeder Bewerber hat mit Mitte 40 mehrere Stationen für seinen Lebenslaufzum Beispiel, weil er sich zwischendurch um die Kinder gekümmert hat. Die Fünf- bis Zehn-Jahres-Regel zum Aussortieren gilt dann nicht mehr, sagt Hesse: Was man vor der Pause gelernt und gemacht hat, gehört in die Bewerbung.

Beinahe-Rentner:
40 Jahre bei einem Unternehmen - das war früher eher die Regel als heute. Wenn man dann plötzlich noch mal auf Jobsuche gehen muss, geht es dann im Lebenslauf darum, eine Entwicklung zu zeigen

Vorstände:
Für die Chefetage gelten wieder andere Regeln - vor allem auf dem C-Level, also bei der Spezies CEO, CFO, CTO und so weiter. ,,Das läuft dann fast nur noch über Netzwerke und Headhunter", erklärt Witzer. Wer sich für solche Aufgaben empfehlen will, braucht also eher keine Bewerbungsunterlagen mehr - sondern Kontakte und Sichtbarkeit, unter anderem auf Konferenzen. Stattdessen geht es um die Persönlichkeit, um Beziehungen und um die Vision von der Zukunft des Unternehmens. Jürgen Hesse