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Angehörige und Freunde als Begleiter in der Trauer

Angehörige und Freunde als Begleiter in der Trauer

 

29.06.22
Angehörige und Freunde als Begleiter in der Trauer

Foto: nenetus - stock.adobe.com

In schwierigen Lebenssituationen, und so auch beim Verlust eines nahestehenden Menschen, sind es in der Regel Familienmitglieder, gute Freunde und Kollegen, die dem Betroffenen zur Seite stehen. In diesem Sinne sind sie ganz selbstverständliche Trauerbegleiter: sie kennen den Betroffenen häufig seit vielen Jahren, sind mit seinen Eigenheiten vertraut, haben schon manch schwierige Situation gemeinsam gemeistert und sind ganz selbstverständlich auch weiterhin auf ihre vertraute Weise für ihn da.

Die soziale Unterstützung, die Menschen in Notlagen bekommen, ist eine wichtige Ressource. Studien zeigen, dass Menschen, die sich durch ihr soziales Umfeld gut unterstützt fühlen, Krisen besser meistern, als Menschen, denen es an solcher Unterstützung mangelt oder fehlt.

Eine nicht zu unterschätzende Form sozialer Unterstützung ist die Übernahme von ganz praktischen, konkreten Dingen, die den Alltag erleichtern, wie z. B. die Kinder von der Schule abholen, Essen kochen oder die Begleitung bei einem Behördenbesuch. Und natürlich ist es auch eine wichtige Form der Unterstützung, einfach nur für den Trauernden da zu sein, keine Angst vor seiner Verzweiflung und seinen Tränen zu haben und ihm einfach nur zuzuhören.

Oft ist auch etwas ganz anderes gefragt, wie eine Trauernde es formulierte: „Zum Weinen brauche ich keinen. Von Freunden wünsche ich mir, dass sie mich zwischendurch mal auf andere Gedanken bringen.“

Menschen reagieren sehr verschieden auf einen bedeutsamen Verlust. Und damit kann das, was ihnen hilft, auch sehr verschieden sein. Eine ganz unmittelbare und grundlegende Form von Unterstützung besteht darin, dass Menschen aus dem Umfeld offen für diese individuellen Unterschiede sind.

Das ist allerdings nicht immer einfach, denn Menschen haben eine mehr oder weniger bewusste Vorstellung davon, was Trauer ist und wie man „erfolgreich“ trauert. Diese Vorstellungen können sich auf verschiedene Dinge beziehen, z. B. die Dauer von Trauer, das Loslassen oder Weiterbestehen einer Bindung an den Verstorbenen, Unterschiede zwischen Mann und Frau, das Ausdrücken von Gefühlen usw.

Geht jemand etwa davon aus, dass es die Dinge nur noch schlimmer macht, wenn man seinem Schmerz Raum gibt, dürfte es ihm eher schwerfallen, zu ertragen, wenn ein Freund oder eine Freundin oft weint. Er wird vielleicht versuchen zu helfen, indem er die trauernde Person aufmuntert oder ablenkt.

Glaubt jemand aber daran, dass Trauer nur bewältigt werden kann, wenn man sich seinem Schmerz bewusst stellt, ihn zulässt und auch ausdrückt, wird derjenige sicherlich einem Trauernden signalisieren, dass Weinen hilft, und ihn sogar dazu ermuntern. Wäre der Trauernde hingegen sehr gefasst, würde ein Angehöriger oder Freund sich wohl eher Sorgen machen und der Person vielleicht sogar ans Herz legen, dass sie ohne ein Zulassen ihrer Gefühle ihre Trauer nicht bewältigen wird.

Ob Trauernde die soziale Unterstützung ihres Umfeldes wirklich hilfreich finden, hängt also stark davon ab, ob sie in ihren Vorstellungen über Trauer übereinstimmen, bzw. ob sowohl die Trauernden als auch die tröstenden offen dafür sind, anzuerkennen, dass Menschen mit einem Verlust unterschiedlich und dennoch „gut“ umgehen. Besonders innerhalb einer Familie, in der alle Mitglieder von einem Verlust ähnlich stark betroffen sind, ist diese Anerkennung unterschiedlicher Bewältigungsstile hilfreich, um sich nicht zusätzlich durch Vorwürfe und Missverständnisse (zum Beispiel: „Du trauerst ja gar nicht richtig“) zu belasten. aeternitas

Trauer = Verlust?

Jeder Mensch erfährt im Laufe seines Lebens verschiedene Arten des Verlustes, die Trauer auslösen. Stirbt ein Mensch, hinterlässt er fast immer Angehörige und Freunde, die sich fragen, wie sie mit dem Verlust fertig werden sollen. Es sind Aussagen wie zum Beispiel: „Ein Teil von mir ist gestorben“, oder „Für mich ist es, als hätte man mir einen Teil meines Herzens herausgerissen“, welche die Mitmenschen erahnen lassen, wie sehr ein solcher Verlust schmerzen kann.

Menschen zeigen als Reaktion auf einen subjektiv bedeutsamen Verlust meist eine ganz natürliche Reaktion: Trauer! Sie wird von vielen Betroffenen äußerst schmerzvoll erlebt, ist aber ein sinnvoller Teil unseres Lebens.

Trauer wird unterschiedlich erlebt

Trauer dient der Bewältigung von Verlusterfahrungen. Sie wird von der Art und Enge der Beziehung, welche die Betroffenen mit der verstorbenen Person verbunden hat, bestimmt. Obwohl die meisten Menschen Trauer als sehr schmerzvoll erleben, überwindet der größte Teil der Betroffenen diese Zeit in aller Regel, unterstützt durch Angehörige und Freunde, sehr gut. Menschen unterscheiden sich darin, wie sie Trauer erleben, wie sie damit umgehen, was sie tröstet und was sie zusätzlich belastet.

Manche wünschen sich in Zeiten der Trauer mehr Informationen darüber, was mit ihnen passiert, oder auch konkrete Unterstützung durch Außenstehende. Andere möchten das nicht. So individuell die Trauerreaktion ist, so individuell ist auch der Umgang mit der schwierigen Lebenssituation.