Anzeige
Trauer oder Depression?

Trauer oder Depression?

04.02.22
Trauer oder Depression?

Foto: Stanislaw Mikulski - stock.adobe

Trauer nach dem Tod eines nahestehenden Menschen geht häufig mit Beschwerden und Einschränkungen einher, die auch für eine depressive Erkrankung typisch sind, zum Beispiel Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Interessenverlust, Schlafstörungen, Appetitverlust, Freudlosigkeit. Trauer und Depression scheinen also zum Verwechseln ähnlich zu sein. Eine sorgfältige Unterscheidung von Trauer und Depression ist jedoch enorm wichtig, damit Menschen mit normalen Trauerreaktionen nicht irrtümlich als an einer Depression erkrankt diagnostiziert werden, aber auch damit Trauernden, die an einer Depression erkranken, nicht die Hilfe verwehrt bleibt.

Sowohl Trauer als auch Depression sind mit seelischem Leid verbunden. Dennoch können Unterschiede ausgemacht werden, was die Qualität und die Dauerhaftigkeit der negativen Stimmungslage angeht. Viele Hinterbliebene berichten, dass der Kummer in Wellen kommt, und wieder abebbt. Bei allem Schmerz bleibt in der Regel die Fähigkeit erhalten, Momente positiver Emotionen zu erleben und in bestimmten Aktivitäten Trost zu finden.

In der Trauer kann das Erleben von seelischem Leid verbunden sein mit einem Gefühl der bejahenden Hingabe an den Schmerz. Die Intentionalität muss sich jedoch nicht nur auf die Bejahung schmerzhafter Empfindungen beziehen. Deren Vermeiden ist häufig ebenfalls bewusstes Bewältigungsverhalten, damit Trauernde sich Auszeiten vom Schmerz nehmen können. Gerade die Fähigkeit, die eigenen Emotionen zumindest teilweise regulieren zu können, d.h. je nach Situation zwischen bejahendem Zulassen und bewusstem Vermeiden von schmerzhaften Gefühlen zu pendeln, gilt als wesentliches Merkmal normaler Trauer. In einer Depression fühlen sich Betroffene der negativen Stimmung weitgehend ausgeliefert.