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Der neue Intendant will Qualität und Geld nach Neuwied bringen

Der neue Intendant will Qualität und Geld nach Neuwied bringen

28.02.22
Der neue Intendant will Qualität und Geld nach Neuwied bringen

Foto: Rainer Claaßen

Lajos Wenzel ist seit der Spielzeit 2019/20 Intendant am Schlosstheater in Neuwied, und hat hier seither schon einiges bewegt. Während sein Vorgänger Walter Ullrich diese Position 40 Jahre lang bekleidete, verabschiedet sich Wenzel schon im Sommer des kommenden Jahres wieder aus der Deichstadt. Das Angebot des Trierer Theaters war zu verlockend.

Doch die Voraussetzungen, dass der von ihm eingeschlagene Kurs fortgesetzt wird, stehen gut, denn ein kompetenter Nachfolger wurde bereits gefunden: René Heinersdorff wird ab dem Sommer 2023 als neuer Intendant starten.

Er ist ein sehr erfahrener und bekannter Theatermann: 1994 gründete er das Boulevardtheater Theater an der Kö in Düsseldorf. Außerdem ist er noch als Geschäftsführer für das Theater am Dom in Köln, das Theater im Rathaus in Essen sowie die Komödie im Bayerischen Hof in München verantwortlich. Wer nun glaubt, dass Neuwied für den 58-jährigen Rheinländer nur ein Nebenschauplatz sein wird, irrt sich. Die Verantwortung für die anderen Häuser will er sich jeweils mit Co-Geschäftsführern teilen, um am Schlosstheater zukünftig seinen zentralen Standort zu finden.

Bei einem Termin im Januar stellte er sich sowohl den Mitarbeitenden des Theaters als auch einigen Pressevertretern vor. Und hinterließ einen positiven Eindruck. So ist er beispielsweise zuversichtlich, dass er durch die verschiedenen Spielstätten Synergien schaffen kann. Seine gute Vernetzung könnte dazu beitragen, dass die Tourneen, die ja ohnehin fester Bestandteil des Konzeptes der Landesbühne sind, noch ausgebaut werden, und an andere Spielstätten führen. Auch für die Werkstätten des Theaters, die nach seiner Aussage bundesweit einen sehr guten Ruf genießen, möchte Heinersdorff eine noch bessere Auslastung erreichen.

In der sechswöchigen Ausschreibungsphase gingen über 40 Bewerbungen beim Theaterrat ein. Mit sieben Personen gab es ein persönliches Gespräch – und mit zweien dann noch mal eine ausführliche Vorstellung. Darin überzeugte Heinersdorff offensichtlich, denn die Wahl traf das Gremium einstimmig. Neben seinen überzeugenden Konzepten dürften dabei die intensiven Erfahrungen mit privaten Theatern eine Rolle gespielt haben. Bei der Vorstellung wurde unter anderem die Hoffnung in den Raum gestellt, dass er als Intendant kein Geld verschwenden wird, sondern eher dafür sorgen kann, dass Mittel ins Schlosstheater fließen.

Einen intensiven Bezug zu Neuwied hat der Theatermann bisher noch nicht – aber er kennt die Stadt schon von diversen Besuchen . Auch im Schlosstheater hat er schon verschiedene Produktionen gesehen. Auf die Perspektiven angesprochen wirkt Heinersdorff sehr zuversichtlich – und macht einen interessanten Vergleich:

In Scarborough – ein gutes Stück außerhalb von London – gibt es das „Stephen Joseph Theater“. Es ist dafür bekannt, dass dort außergewöhnliche Inszenierungen ausprobiert werden, die dann später auf den ganz großen Bühnen in London und am Broadway Erfolge feiern. „Eine ähnliche Perspektive kann ich mir für das Schlosstheater auch vorstellen. Sicher nicht mit internationaler Anbindung – aber sicher können wir hier Dinge aufbauen, die dann bundesweit für Aufsehen sorgen“ erklärt Heinersdorff. Neuwied könnte so zu einer Pilgerstätte für andere Theater werden.

Das lokale Publikum soll aber auch nicht vergessen werden – weiterhin soll das Repertoire zu etwas mehr als der Hälfte aus Komödien bestehen. Da bei soll, wie auch bei den ersteren Stücken die ganze Bandbreite ausgeschöpft werden. Auch zur Fortsetzung des Engagements für Kinder- und Jugendtheater bekennt sich der neue Intendant ganz eindeutig – er kann sich sogar vorstellen, Stücke für ganz kleine Kinder von unter drei Jahren zu entwickeln. Nur für aufwändigere Musiktheaterproduktionen fehlt in Neuwied der Platz. Hier könnten sich aber Möglichkeiten zur Kooperation mit anderen Kulturinstitutionen wie der Villa Musica und der Landesmusikakademie ergeben – die waren schon angestoßen worden, sind aber aktuell durch die Pandemie etwas in Vergessenheit geraten.

Der erste Eindruck, den René „Robby“ Heinersdorff in Neuwied hinterlassen hat ist sehr positiv. Die Chancen, dass er an die erfolgreiche Arbeit von Lajos Wenzel anknüpfen kann stehen gut. Aber bis dahin dauert es ja noch über ein Jahr. Rainer Claaßen