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Neurodermitis – neue Therapieansätze lassen hoffen

Neurodermitis – neue Therapieansätze lassen hoffen

18.12.21
Neurodermitis – neue Therapieansätze lassen hoffen

Foto: Maria Fuchs - stock.adobe.com

Die atopische Dermatitis, so lautet die medizinische Bezeichnung der Neurodermitis, ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die das normale Leben stark einschränkt. Sie kann ihre Anfänge in jedem Lebensalter nehmen und resultiert - so ist nach vielen Jahren der Forschung inzwischen bekannt – aus dem Zusammenspiel von drei wesentliche Faktoren. Ein Kreislauf, bestehend aus einer verminderten Barrierefunktion der Haut, einer Fehlfunktion des Immunsystems und einem dysfunktionalen Biom der Haut befeuert die Erkrankung. Die mangelnde Barriere der Haut lässt Erreger an Stellen vordringen, wo sie nicht hingehören und wo sie ständige Entzündungsreaktionen verursachen. Die Fehlfunktion des Immunsystems verhindert eine adäquate Reaktion auf äußere Eindringlinge und das Hautmikrobiom, das unter normalen Umständen aus einer gesunden Mischung aus Bakterien, Viren und anderen Fremdorganismen besteht, zeigt einen hohen Anteil an Staphylococcus aureus.

Betroffenen erleiden einen erheblichen Verlust ihrer Lebensqualität, denn juckende und schmerzende Hautverletzungen und damit einhergehende Schlaflosigkeit machen das Leben schwer. Seit vielen Jahren werden die Zusammenhänge von Krankheitsverlauf und Lebensführung untersucht, die Erkenntnis ist eindeutig: Auslöser sind häufig allergische Reaktionen, eine Anpassung der Lebensführung, die sowohl Allergene vermeidet als auch Stressfaktoren vermindert, ist hilfreich, kann aber die Erkrankung nicht beenden. Seit einigen Jahren stehen Therapeutika wie Ciclosporin für Kurzzeitherapie und Dupilumab für langfristige Anwendung zur Verfügung. Grundlage einer jeden Therapie ist die Versorgung der Haut mit Feuchtigkeit. Hierdurch können Juckreiz und Entzündungsschübe verringert werden.

Die neueste Entwicklung für Patienten mit mittelschwerer Neurodermitis sind Medikamente auf der Basis von Januskinase-Inhibitoren. Januskinasen sind Proteine des menschlichen Körpers, die zur Steuerung vieler Prozesse notwendig sind. Diese zu unterdrücken (Inhibitor = Unterdrücker) ist eine riskante Vorgehensweise, die genau mit dem behandelnden Arzt abgestimmt werden muss. Hauptsächlich eingesetzt bei der Behandlung von rheumatoider Arthritis, chronischer Darmentzündung und Erkrankungen wie Psoriasis-bedingter Arthritis gilt es, eine Abwägung vorzunehmen, denn die Nebenwirkungen können erheblich sein. Dennoch sind die JAK-Moleküle, die als Rezeptoren für viele Vorgänge im Körper fungieren, der vielversprechendste Therapieansatz. Ihr Einsatz hat in Studien bei nahezu drei Viertel der Teilnehmer zu einer Verbesserung der Symptomatik geführt, daher wird eine temporäre Unterdrückung der Proteine bei entsprechenden Voraussetzungen durchgeführt. Der Wirkstoff Baricitinib wurde Ende 2020 zugelassen und zeigt bei günstigem Nebenwirkungsprofil gute Therapieerfolge. Sogenannte topische, also äußerlich anzuwendende JAK-Inhibitoren sind eine Alternative, sie versprechen ebenfalls gute Ergebnisse bei deutlich geringeren Nebenwirkungen. Für Patienten mit Neurodermitis stehen mit den JAK-Inhibitoren neue Therapien zur Verfügung, weitere Wirkstoffe aus diesem Kreis sind in Vorbereitung. Ihr Einsatz ist Grundlegend wird sich hingegen nichts ändern. Hautpflege/Hydratation, Ernährungsanpassung bei gleichzeitiger ständiger Kontrolle, welche Nahrungsmittel Schübe auslösen und ein wirksames Stressmanagement sind unverzichtbare Bestandteile eines Lebens mit dieser Erkrankung. J.S.