Moderne, elegante und farbenfrohe Mode, ein kleiner Laufsteg, ein ausgewähltes Publikum, und doch war die Modenschau, die vor Kurzem im Neuwieder Modehaus Liberty stattfand und in Zusammenarbeit mit dem Blinden- und Sehbehindertenverein Neuwied und Umgebung organisiert wurde, etwas ganz Besonderes, denn sie richtete sich an Blinde.
Wie wichtig es auch für Menschen mit Sehbehinderung ist, schöne und modische Kleidung zu tragen, weiß Elisabeth Fackert, die seit vielen Jahren den Verein leitet. Wenn diese Mode dann noch in freundlicher und vor allem privater Atmosphäre präsentiert wird, ist die Freude umso größer: „Wir haben uns bewusst entschieden mit Anmeldungen zu arbeiten, da auch der Platz im Modehaus begrenzt ist“, erklärt Fackert, die zehn Frauen zur ersten Modenschau begrüßen konnte.
Insgesamt nahm die Vorbereitung der Veranstaltung knapp vier Wochen in Anspruch, berichtet Fackert, die selbst schon einmal im Modehaus Liberty eine Modenschau besuchte, die ihr so gut gefiel, dass die Idee, eine ähnliche Veranstaltung für Blinde zu organisieren, schnell geboren war. „Ich habe mich dann mit der Geschäftsinhaberin Andrea Budde ausgetauscht und sie war sofort begeistert“, erinnert sich Fackert.
Von Anfang an stand allerdings fest: Eine Modenschau für Blinde läuft anders ab. Und so wurden nicht nur die Stoffe und Materialien genau beschrieben, auch die Kundenberatung erhielt eine ganz neue Bedeutung, und das aus gutem Grund: „Ein blinder Mensch kann mit Farben nicht viel anfangen und ist daher darauf angewiesen, dass Sehende ihn gut beraten, bei der Farbauswahl unterstützen und Empfehlungen aussprechen, was gut zusammenpasst“, erklärt Fackert.
Präsentiert wurden unterschiedlichste Kleidungsstücke, so waren elegante schwarz-weiße Kleider ebenso dabei, wie farbenfrohe Modelle für den Sommer, inklusive Accessoires.
Damit aber nicht nur die Vorstellungskraft durch das Beschreiben der Kleidung angeregt wurde, sondern auch der Tastsinn, hatten die Besucher der Modenschau Gelegenheit, die einzelnen Kleidungsstücke anzufassen und anzuprobieren, was die eine oder andere Kaufentscheidung erleichterte.
Spaß an der Modenschau hatten allerdings nicht nur die Besucher, auch die Models Birgit Fetter und Andrea Krey freuten sich über die positive Resonanz: „Es ist das erste Mal, dass ich so etwas mache und ich bin gespannt, wie es wird“, sagt Fetter zu Beginn der Modenschau. Auch für Krey war das Modeln für Blinde eine besondere Erfahrung: „Ich bin öfter im Modehaus Liberty als Model unterwegs, aber das erste Mal bei einer Veranstaltung dieser Art.“
Für die Deichstadt war die Modenschau für Blinde eine Premiere, zuvor hatte es nur in Nordrhein-Westfalen ähnliche Veranstaltungen gegeben. Umso größer war die Freude, das Format nun auch nach Neuwied zu holen, und wenn die Resonanz auch weiterhin so gut ist, wie sie sich an diesem Abend andeutete, ist durchaus mit einer Wiederholung zu rechnen. Regine Siedlaczek