Seit 200 Jahren mit der Chormusik verbunden

Hätten Sie es gewusst? Das gemeinsame Singen hat eine lange Tradition in Deutschland. Dass Musik auch glücklich macht, ist besonders in Linz am Rhein schon lange bekannt: Seit 200 Jahren musiziert hier der Männergesangverein - und ist damit einer der ältesten Vereine dieser Art in Rheinland-Pfalz. Das hohe Jubiläum wird 2022 und 2023 ausgiebig gefeiert.

Geburtstagskinder bekommen Geschenke. Vereine hingegen werden bei hohen Jubiläen mit Lobeshymnen überschüttet: Schirmherrin und Ministerpräsidentin Malu Dreyer hebt das ehrenamtliche Engagement der zahlreichen Mitglieder als „Grundpfeiler unserer Demokratie" hervor; Verbandsbürgermeister Hans-Günther Fischer würdigt den hohen „Idealismus, Ausdauer, Treue" und das „starke Gemeinschaftsgefühl" der Sangesfreunde und Landrat Achim Hallerbach ist überzeugt, dass sie „mit ihrem mitreißenden Repertoire" und „Kölsche Töne" Jung und Alt begeistern.

Das größte Geschenk hat sich der Jubelchor in Linz aber selbst gemacht: Ausgerechnet im Jahr des 200-jährigen Bestehens wächst die Zahl der aktiven Sänger auf deutlich über 40 an. Während sich im gesamten Land Chöre wegen des Nachwuchsmangels große Sorgen machen, konnten beim MGV Linz in den letzten Monaten in den Mittwochsproben zehn neue Sänger begrüßt werden. Vorsitzender Norbert Klein sieht das Erfolgsrezept klar im großen Liederschatz des Vereins. Bereits in den 1990er Jahren zählten die Notenwarte mehr als 588 verschiedene Titel. In letzter Zeit kamen kölsche Hits und Schlager dazu. „Auch die steigenden Besucherzahlen bei unseren Konzerten belohnen diesen Schritt, den wir in den letzten Jahren zusammen mit unseren musikalischen Leitern gegangen sind", erklärt Klein.

Neuer Dirigent ist musikalischer Profi

Seit 2022 dirigiert Marco Zimmermann den MGV Linz. Das Studium brachte den gebürtigen Koblenzer erst nach Bonn, dann später auch an die Musikhochschule nach Köln. Die Chorgemeinschaft ist dem Vollblutprofi, der heute in Bad Hönningen zuhause ist, eine Herzensangelegenheit. Bei der Stimmpflege setzt er auf gutbewährtes Handwerk: „Es gibt in der Musik nur eine Wahrheit, die steht auf dem Notenblatt", so der musikalische Leiter des MGV Linz. Alles andere komme mit gutem Training. Bei der Probenarbeit setzt er daher nicht aufs Nachsingen, sondern auf die Harmonie - neben moderner Literatur das Erfolgsrezept des studierten Musikers, der auch Leiter einer Big Band im Raum Köln-Bonn ist. Durch die gute Nachwuchsarbeit bescheinigt der neue Chorleiter dem Männergesangsverein eine gute Zukunft.

Bunter Festreigen noch bis 2023

Aufgrund der Corona-Pandemie wurde der bunte Festreigen des MGV Linz bis ins Jahr 2023 geschoben. Im Sommer konnten sich zahlreiche Besucher bei einer Ausstellung in der Linzer Kunstgalerie am Marktplatz ein eigenes Bild zur langjährigen Geschichte des Vereins machen. So wird die Gründung des Vereins auf einen überlieferten Spendenaufruf für ein neues Klavier auf den 1. Januar 1822 datiert. Vereinskurator Siegfried Bündgen und sein achtköpfiges Team konnten zusammen mit dem Linzer Stadtarchiv nahezu lückenlos die Vereinsgeschichte rekonstruieren. So wurde etwa dem ehemaligen Dirigenten Wilhelm Heinrichs im Jahr 1951 eine besondere Ehre zu Teil: Der Musikpädagoge des heimischen Martinus-Gymnasiums und weitbekannter Komponist wurde vom damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss mit dem silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet - ein staatliche Belobigung, die eigentlich nur Sportlern vorbehalten ist. Abgesehen von einem Mandolinenorchester blieb Heinrich der einzige Geehrte mit dieser Auszeichnung aus der Musikszene.

Im Laufe seiner Geschichte hat der Linzer MGV schon zahlreiche Stars als Mitsänger bei seinen Konzerten begrüßen dürfen, so etwa in den 1950er Jahren Kenneth Spencer. Starsopranistin Felicia Weathers gab gleich dreimal in Linz ein Konzert mit dem Männerchor und auch TV-Star Günther Wevel steht im MGV-Gästebuch. Als die Sonntagskinder aus Köln beim Konzert in Linz am Rhein mitsangen, war auch Anke Engelke mit von der Partie. Auch im kommenden Jahr 2023 ist der Männerchor, getreu seinem Festmotto, „200 Jahre und kein bisschen leise": So hat sich etwa für das Neujahrskonzert Björn Heuser angekündigt. Der Kölner Organisator diverser Mitsingkonzerte war auch Ehrengast einer MGV-Videokonferenz während der coronabedingten Probenpause. Begeistert vom chorischen Frohsinn und dem Gemeinschaftssinn hat der rheinländische Rundfunkstar sein Mitwirken bei den kommenden Konzertauftritten bestätigt - ein musikalischer Hochgenuss, den man nicht verpassen sollte. cm