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Hüftgelenksarthrose 

Wenn es nicht mehr „rund“ läuft

24.09.22
Hüftgelenksarthrose 

Foto: peterschreiber.media - stock.adobe.com

Etwa fünf Prozent der Erwachsenen in Deutschland über 60 Jahre leiden an einer Hüftgelenksarthrose. Die Erkrankung, auch unter der Bezeichnung „Coxarthrose“ bekannt, zählt zu den degenerativen Prozessen im Körper. Degenerativ bezeichnet die Veränderung von Strukturen im Körper durch Alter, Verschleiß oder schädliche Einflüsse. Dazu gehören im Fall des menschlichen Körpers auch Fehlhaltungen, Überlastungen oder Erkrankungen.

Scherzhaft sagt man ja schon einmal, dass es ein Fehler war, „von den Bäumen herunterzukommen“ und im bewegungsphysiologischen Sinne ist das tatsächlich auch richtig. Der Vierfüßlerstand ist schonender für Hüfte, Rücken und Knie, allerdings hat uns der aufrechte Stand vielfache andere Vorteile verschafft, beginnend mit der Möglichkeit, Feinde früher sehen zu können bis hin zur Tatsache, dass sich seit dem „Herabsteigen“ der Umfang unserer Gehirne signifikant vergrößert hat.

Erkauft haben wir uns diese Vorteile mit einer deutlich veränderten Statik, die insbesondere Hüften und Knie belastet. Die Hüften, bestehend aus den Hüftpfannen, die Bestandteil des Beckens sind und den Gelenkköpfen des Oberschenkels, die, geschützt durch eine Knorpelschicht, ineinander ragen.

Gut geschmiert funktioniert das Gelenk perfekt und ermöglicht uns nicht nur den aufrechten Gang, sondern auch Bewegungsabläufe wie Sitzen, Gymnastik, Laufen und ganz besondere Abläufe wie zum Beispiel beim Schneidersitz.

Durch Fehlbelastung, die viele unterschiedliche Ursachen haben kann, ändert sich am optimalen Verhältnis von Hüftgelenkspfanne und Kopf im Lauf der Zeit etwas. Diese Veränderung geht in der Regel zu Lasten des Knorpels, der verhindert, dass sich die Knochen der beiden Gelenkbestandteile aneinander reiben. Zu den Risikofaktoren gehören neben Fehlstellungen auch Diabetes, Gicht und Vorerkrankungen des Gelenks.

Woher auch immer der Schaden kommt, zu Beginn treten die Schmerzen vor allem morgens (Anlaufschmerz) und dann abends nach langer Belastung auf. Sie werden als dumpf und bohrend beschrieben und ziehen in die Leiste. Im weiteren Verlauf kommt eine Bewegungseinschränkung hinzu und die Schonhaltung führt häufig zu weiteren Problemen.

Eine konservative Behandlung der Coxarthrose ist nur im frühen Stadium sinnvoll und verhindert nicht die Verschlechterung. Die operative Therapie gilt aktuell als die zielführendste Methode der Behandlung, wobei die Weiterentwicklung auf diesem Gebiet zu deutlich verkürzten Rekonvaleszenzzeiten geführt hat. So ist die Implantation eines neuen Hüftgelenks (Totale Endoprothese - TEP) unter bestimmten Voraussetzungen sogar endoskopisch möglich, was die Mobilisation der Patientinnen und Patienten erheblich beschleunigt. Auch wenn die OP-Methodik und die Prothesen einer ständigen Weiterentwicklung unterzogen sind, bleiben natürlich auch bei einer Routineoperation die üblichen Risiken.

Die Langzeitprognosen für Hüftersatz sind gut und werden immer besser, etwa 95 Prozent der implantierten Prothesen sind auch nach 10 Jahren noch voll funktionstüchtig. 75 Prozent der Prothesen überdauern länger als 20 Jahre. Und mit einer Prothese kann man sein Leben wieder ganz normal weiterführen und Sport treiben. Auf den Schneidersitz sollte man hingegen besser verzichten. J.S.