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STEPHAN NEUMANN-WEINKOPF

Im Gespräch mit dem Geschäftsführer der Weinkopf GmbH

07.10.23
STEPHAN NEUMANN-WEINKOPF

Für den Geschäftsführer der Weinkopf GmbH können nachhaltige Heizsysteme ihre zukunftsweisende Rolle nur in Verbindung mit einer fachlich versierten Anwendung erfüllen. 

Wie hat sich in Ihrem Betrieb das Wissen über die Technologie der Wärmepumpe entwickelt?

Stephan Neumann-Weinkopf: Wir waren bei den Wärmepumpen schon sehr früh aktiv und es wurden bei uns immer nur Geräte von Herstellern eingesetzt, die in diesem Bereich führend waren. In der Zusammenarbeit mit dem deutschen Unternehmen alpha innotec haben wir in den letzten 20 Jahren zahlreiche Gebäude, von Einfamilienhäusern bis hin zu riesigen Kaskadenanlagen, realisiert. Insgesamt können wir auf über 25 Jahre Erfahrung im Umgang mit der Wärmepumpentechnologie zurückgreifen – und das im Neubau wie auch im Bestand. 

Das heißt, Sie setzen als erfahrener Handwerksbetrieb auch auf die Qualität eines bewährten Herstellers?

Stephan Neumann-Weinkopf: Genauso ist es. Ende der 1990er Jahre gegründet, ist das Unternehmen alpha innotec noch recht jung und ein sogenannter „Hidden Champion“, der im Hintergrund durch seine beständig hohe Qualität überzeugt. Die Wärmepumpen werden in Deutschland produziert und bieten ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis. Ein Vorteil ist es auch, dass dieser Hersteller sich ausschließlich auf Wärmepumpen spezialisiert hat.

Wo, würden Sie sagen, liegen generell Ihre Stärken hinsichtlich der Wahl des jeweils effektivsten Heizsystems für ein Gebäude?

Stephan Neumann-Weinkopf: Neben unserer langjährigen Erfahrung, sicher darin, dass wir uns auch technisch intensiv mit diesem Thema auseinandersetzen. Wir haben eine komfortable Unternehmensgröße und sind ein gut eingespieltes Team. Wir bieten dem Kunden nicht nur die „eine“ Wärmepumpe, die „eine“ Gastherme oder die „eine“ Heizanlage. Wir schauen uns vielmehr jedes Gebäude genauestens an, wobei natürlich auch das Budget und die ökologischen Werte des Kunden eine Rolle spielen. Danach suchen wir die beste Technologie und die jeweils beste Lösung für jedes Gebäude aus. Jede der vielfältigen Wärmequellen (Luft, Geothermie, Flachkollektor, Eisspeicher, usw…) hat in Verbindung mit der Wärmepumpe individuelle Vor- und Nachteile. Unsere Erfahrung erlaubt es uns, diese Parameter für jedes Gebäude auch hinsichtlich der Effektivität genauestens abzuwägen.

Wie läuft ein Planungsverfahren ab, wenn ein Kunde zu Ihnen kommt?

Stephan Neumann-Weinkopf: Zunächst machen wir eine genaue Bestandsaufnahme. Wir prüfen das Gebäude und dessen Bewohner in Bezug auf die Heizlasten und individuelle Heizgewohnheiten. Dann prüfen wir die technischen Voraussetzungen vor Ort, etwa ob die Heizleistung mittels Fußbodenheizung erfolgt, oder welche Heizkörper dort zum Einsatz kommen. Dies führt für uns zu der zentralen Frage, ob eine Wärmepumpe für das entsprechende Gebäude überhaupt effizient ist oder ob sich ein anderes Heizsystem möglicherweise besser eignet. Ist diese Entscheidung gefallen, findet ein konkretes Beratungsgespräch statt. Dabei ist es mir persönlich ein Anliegen, dass der Kunde insbesondere das System Wärmepumpe als Ganzes versteht. Er soll erkennen können, worin die besonderen Herausforderungen in seinem jeweiligen Bestand liegen und wie wichtig es ist, dass er dafür einen erfahrenen Handwerksbetrieb an seiner Seite hat. Übernehmen Sie auch die Antragstellung für die entsprechende Förderung? Stephan Neumann-Weinkopf: Ja selbstverständlich, und auch für diese Thematik besitzen wir eine hohe Kompetenz und sind auf dem aktuellen Stand. Es existiert hier gerade jedoch sehr viel Unsicherheit. Das neue GEG (Gebäudeenergiegesetz) wurde in meinen Augen zu viel in der Öffentlichkeit diskutiert, bevor es spruchreif war. Aktuell finden Gespräche mit den Bundesverbänden statt, bevor das GEG endgültig in Berlin verabschiedet werden wird.

"Stephan Neumann-Weinkopf ist seit 2016 geschäftsführender Gesellschafter der Weinkopf GmbH. Nach seinem Abschluss zum staatlich geprüften Techniker im Fachbereich Energietechnik im Jahr 2011, stieg er 2012 in das Unternehmen seines Schwiegervaters im Bereich von Heizungen und Wärmepumpen ein. In den Jahren 2013 und 2014 übernahm er die Vertriebsverantwortung zunächst für den Heizungs- und später auch für den Badsektor. Durch seine besondere Kenntnis der Wärmepumpe ist Stephan Neumann-Weinkopf stetiges Mitglied im Handwerksbeirat des Bundesverband Wärmepumpe, der u.a. die Politik in Fragen dieser Technologie berät. Als VDI-Sachkundiger für Wärmepumpen gibt er seit 2022 auch in Vorträgen und Keynotes sein profundes Wissen zum Thema Wärmepumpe weiter."

 Um die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu beschleunigen, fordert die Bundesregierung, dass bis 2030 sechs Millionen Wärmepumpen verbaut sein sollen. Was wünschen Sie sich hier von der Politik, da Sie diese Ziele ja vor Ort umsetzen müssen?

Stephan Neumann-Weinkopf: In erster Linie wünsche ich mir Klarheit. Das Problem ist in meinen Augen, dass viele Aspekte in diesem Bereich im Moment noch nicht gut durchdacht und deshalb in der Praxis nicht umsetzbar sind. Man hat das Gefühl, dass die Wärmepumpe auf Biegen und Brechen durchgezogen werden soll. Sie ist jedoch nicht in jedem Fall geeignet. In den vergangenen zwei Jahren wurden im Markt viele Wärmepumpen in Gebäude unter Bedingungen verbaut, wie sie dort schlicht nicht hingehören. Darunter leidet letztlich auch der Ruf dieser Technologie.

Wünschen Sie sich insgesamt mehr Innovation und noch mehr öffentliche Förderung in diese Richtung?

Stephan Neumann-Weinkopf: Die Hersteller arbeiten schon sehr stark an innovativen Lösungen und man merkt, dass durch diesen Boom gerade viel geschieht. Waren vorher nur ein oder zwei Innovatoren am Markt, versucht nun jeder Akteur, den Anschluss zu halten. Wir werden jedoch vor allem im Bereich des Mehrparteienhauses ein Problem bekommen. Für die noch existerenden Gasheizungen und Gas-Etagenheizungen existieren aktuell noch kaum sinnvolle technische Lösungen. Diese Gebäudetypen werden im GEG (Gebäudeenergiegesetz) auch nicht genug berücksichtigt.

Aktuell wird der Fachkräftemangel im Heizungssektor rege diskutiert. Wie ist denn die Personalsituation in Ihrem Betrieb?

Stephan Neumann-Weinkopf: Auch wir suchen natürlich nach Fachkräften, denn das Potential, sich zu vergrößern, ist im Moment so hoch wie nie. Wirklich engagierte und weiterbildungsorientierte Fachkräfte sind schwierig zu bekommen. Auch dank unserer langjährigen Mitarbeiter kommen wir jedoch sehr gut zurecht. 

Herr Neumann-Weinkopf, welche Rolle spielt Ihre Branche für die Energiewende?

Stephan Neumann-Weinkopf: Eine sehr große, denn sie ist der „Flaschenhals“ in der Umsetzung. Gute und verantwortungsvolle Handwerksbetriebe sind für mich der Motor der Energiewende. Das hat die Politik auch schon erkannt. Die Erweiterung der Produktionskapazitäten ist das eine, daran arbeiten die Hersteller auch gerade, das zweite Problem ist jedoch der bereits angesprochene Fachkräftemangel. Diesem mit verkürzten Ausbildungszeiten oder spezialisierten Kurzausbildungen entgegenzuwirken, davon halte ich nicht viel. Schon vor Corona beschäftigten sich nur 20 Prozent der Heizungsbauer generell mit Wärmepumpen. Diese Kapazitätszahlen lassen sich nicht so einfach und auf die Schnelle erhöhen. Es führt dazu, dass die Qualität leidet – und die Wärmepumpe verzeiht nur sehr wenige Auslegungsfehler!

Ist die Wärmepumpe für Sie eine der wichtigsten Technologien der Zukunft?

Stephan Neumann-Weinkopf: Ja, unbedingt. Wir müssen jedoch, wie gesagt, in der Berufsausbildung die Wärmepumpe viel stärker forcieren. Hier sind auch die Handwerkskammern gefragt, die leider in diesem Bereich sehr träge agieren.

Wie definieren Sie das Thema Nachhaltigkeit in Bezug auf Ihre Branche?

Stephan Neumann-Weinkopf: Was die Heizsysteme angeht, ganz klar in Richtung erneuerbare Energien. Da stehen nach jetzigem Stand für mich die Wärmepumpe und die Holzpellets sehr gut da. Bei den Holzpellets ist es sehr wichtig, auf eine nachhaltige Produktion und Lieferkette zu achten. Entgegen vieler Mythen wird in Deutschland kein einziger Baum für einen Pellet gefällt. Hier muss viel mehr aufgeklärt werden. Die Energieträger Gas und Öl sehe ich überhaupt nicht mehr. Bei Solarthermie (heißes Wasser durch Sonne) kommt es auf das Gebäude und dessen spezielle Umstände an. In Bezug auf die Wärmepumpe finde ich persönlich Solarthermie in nur ganz wenigen Ausnahmefällen sinnvoll. Da bin ich eher ein Freund der Photovoltaik, also Stromerzeugung, weil deren Energie mit der Wärmepumpe vervielfacht werden kann und auch im Haushalt viel universeller nutzbar ist.