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„Irgendwann muss es ja irgendwie weitergehen …“

„Irgendwann muss es ja irgendwie weitergehen …“

Führerscheinausbildung der Fahrschule Hargittay ruht derzeit

09.02.21
„Irgendwann muss es ja irgendwie weitergehen …“

Attila und Marianne Hargittay an ihrem funkelnagelneuen Fahrschulauto, einem VW Golf 8 mit Automatikgetriebe. Diese Investition war erforderlich, weil es ab 1. April 2021 möglich ist, die Fahrerlaubnisprüfung für Klasse B auf einem Fahrzeug mit Automatikgetriebe zu absolvieren, ohne dass dann die Fahrerlaubnis auf das Führen solcher Fahrzeuge beschränkt wird. Foto: FSH

Meisenheim. Seit 16. Dezember stehen die Fahrschulautos der Fahrschule Attila Christian Hargittay still. Die Corona-Bekämpfungsverordnung, die in vielen Bereichen einen Lockdown verursacht, ist in Rheinland-Pfalz dafür verantwortlich. In Hessen und manch’ anderen Bundesländern ist das nicht so. Der Fahrlehrerverband Rheinland will die Unterschiede juristisch klären lassen. Den Vorstoß des Fahrlehrerverbandes findet Attila Hargittay von der Fahrschule Hargittay in Meisenheim absolut berechtigt.

Bei aller Einsicht für die Einschränkungen zur Pandemiebekämpfung sei nicht zu verstehen, weshalb andernorts Fahrschulautos rollen dürfen, in Rheinland-Pfalz jedoch nicht. Seit gut acht Wochen sind die Schulungsräume in Meisenheim, Bad Sobernheim und Lauterecken verwaist, die Fahrzeuge werden kaum noch bewegt. Zwei festangestellte Fahrlehrer sind wie schon beim ersten Lockdown, der vom 16. März bis 15. Mai galt, in Kurzarbeit. Als die Fahrschule ab Mai wieder ausbilden durfte, entwickelten Attila und Marianne Hargittay mit ihrem Team entsprechende Hygienekonzepte für den theoretischen und praktischen Unterricht. „Statt zweimal in der Woche haben wir jeden Abend theoretischen Unterricht angeboten, damit wir bei maximal zehn Personen im Schulungsraum allen Fahrschülern die Ausbildung ermöglichen konnten. Die Fahrstunden erfolgten einzeln, es wurden Masken getragen und nach jedem Fahrerwechsel das Auto desinfiziert. Wir haben diese Phase gut gemeistert ohne einen einzigen Coronafall in unserer Fahrschule“, erklärt Attila Hargittay. Einige junge Menschen konnten in dieser Zeit ihren Führerschein erlangen.

Dann kam am 16. Dezember der zweite Lockdown, der bis 14. Februar verlängert wurde. Besonders schade war nicht nur für Attila Hargittay, sondern auch für einige Fahrschüler, dass der zweite Lockdown einen Tag vor einer Prüfung mit mehreren Führerscheinanwärtern in Kraft trat. „Die Fahrschüler waren gut vorbereitet und haben sich darauf gefreut, noch vor Weihnachten ihren Führerschein in Händen halten zu können – dazu kam es dann leider nicht mehr“, bedauert Hargittay.

Am 1. März 2002 eröffnete Fahrlehrer Hargittay seine Fahrschule in Meisenheim und Lauterecken. Am 1. Mai 2002 übernahm er die Fahrschule von Fahrlehrer Horst Herrmann. Bereits ein Jahr später erwarben Attila und Marianne Hargittay die Immobilie in der Untergasse, in der sich die Fahrschule und die privaten Räumlichkeiten der Familie Hargittay seither befinden. In Bad Sobernheim kam am 5. Oktober 2008 eine weitere Filiale dazu. Die Gassen von Meisenheim kennt Attila Hargittay allerdings schon seit 1994, als er noch Fahrlehrer in der damaligen Fahrschule Hey war.

Trotz der schwierigen Situation – wenig Einnahmen, aber Ausgaben und Investitionen in neue Fahrzeuge – bleiben Hargittays optimistisch. „Wir haben zum Glück überschaubare Rücklagen gebildet, auf die wir nun zurückgreifen können und erzielen Einnahmen aus den Online-Anmeldungen. Doch auch diese Mittel sind endlich und der Lockdown darf nicht ewig weitergehen“, gibt Marianne Hargittay zu bedenken. Ihr Mann Attila findet: „Wir können froh sein, dass wir in der Mitte von Rheinland-Pfalz leben und nicht an der Grenze zu Hessen beispielsweise, wo die Fahrschüler nach Hessen ausweichen und dort ihren Führerschein machen.“ Für den Fall, dass die Corona-Einschränkungen bald etwas gelockert werden, hat er bereits vorgesorgt und einen großen Posten FFP2-Masken geordert. Seine Hoffnung: „Irgendwann muss es ja irgendwie weitergehen.“