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„Ich habe gemerkt, wie Mama und Papa sich fühlten“

„Ich habe gemerkt, wie Mama und Papa sich fühlten“

Viertägiges Elternpraktikum begeisterte Jugendliche der BBS Boppard

30.01.21
„Ich habe gemerkt, wie Mama und Papa sich fühlten“

Foto: Hermann Schmitt, JugendBegegnungsStätte (JBS) St. Michael Boppard

Elternpraktikum heißt, mittels realitätsnaher Babysimulatoren zu lernen, was Babypflege und Elternschaft bedeutet. Im Rahmen der sexualpädagogischen Präventionsarbeit mit Jugendlichen der weiterführenden Schulen boten die Beratungsstelle donum vitae Boppard e. V. und die JugendBegegnungsStätte (JBS) St. Michael Schülerinnen und Schülern der Berufsfachschule 1 „Gesundheit und Pflege“ der BBS Boppard im Dezember das viertägige Elternpraktikum an.

Was ist das „Elternpraktikum“?

Jugendliche leben einige Zeit, hier etwa 56 Stunden, mit einem Babysimulator, einer Babypuppe, die die Bedürfnisse eines Babys nach Nahrung, Windelwechsel, Aufstoßen sowie Körperkontakt zu den Eltern simuliert und das Pflegeverhalten aufzeichnet. Die Puppe verhält sich annäherungsweise wie ein echtes Baby, sie kann sich nur durch Laute und Schreien verständlich machen und erwartet auch nachts Zuwendung und Pflege.

Das Projekt

Am ersten Tag setzten sich die Jugendlichen Haitham Al Ghannam, Alkhames Qays, Tirana Culhaj, Batoul Hameed, Larissa Helbach, Azize Hesso, Hani Hesso und Sedra Khatib mit der Frage auseinander, was wäre, wenn sie jetzt Eltern würden. Wie würde das Umfeld – Eltern, Freunde, Bekannte, Schule – reagieren? In diesem Zusammenhang wurde auch das Thema Abtreibung diskutiert. Im zweiten Schritt erläuterten Ingrid Gundert von der Beratungsstelle donum vitae und Hermann Schmitt von der JBS die Funktionsweise der Babysimulatoren. Unterschiedliche Erfahrungen machten die Schüler*innen: „Ich habe mit dem Baby die Kopfstütze, das Füttern und den Windelwechsel gelernt“, gab eine Schülerin an. Andere äußerten sich ähnlich: „Man sollte immer Geduld mit dem Baby haben,“ und „Jetzt ahne ich, wie viel Zeit und Mühe die Eltern für die Kinder geopfert haben und wie viel Aufwand das ist.“

Am zweiten Vormittag befassten sich die jungen ‚Eltern auf Probe‘ mit dem fatalen Alkoholsyndrom, der Überforderungsreaktion „Baby schütteln“ und mit dem Thema Verhütung. Am dritten Vormittag traf sich das Team mit den Jugendlichen in den Räumlichkeiten der BBS Boppard. Der vierte Vormittag stand im Zeichen der Auswertung der Elternzeit in Einzelgesprächen und im Plenum. Außerdem erörterten die Jugendlichen die kulturell unterschiedlich geprägten Umgangsweisen mit einer Schwangeren, die nicht verheiratet ist. Gerade die syrischen Jugendlichen unterschieden hier zwischen den kulturellen und den religiösen Normen. Sie betonten die Barmherzigkeit des Islam im Unterschied zur Rigidität der arabischen Kultur.

Die Jugendlichen selbst zogen nach den anstrengenden und ermüdenden Projekttagen insgesamt eine sehr positive Bilanz: Alle Schüler*innen würden das Praktikum anderen empfehlen, weil „es eine spannende Erfahrung ist“ und weil sie es wichtig finden, „junge Menschen darauf aufmerksam zu machen, wie viel Arbeit ein Baby ist.“ Zudem betonten sie, dass ein solches Projekt „hilft, zu lernen, wie man mit Kindern umgehen kann.“ Dr. Benedikt Descourvières von der BBS Boppard resümiert: : „Wir sind sehr dankbar, dass donum vitae und die JugendBegegnungstätte unseren Schülerinnen und Schülern jedes Jahr diese wichtige Beratung in einer wirklichkeitsnahen und altersgemäßen Handlungssituation anbieten. Diese Kooperation setzen wir sehr gerne fort.“ Hermann Schmitt, JugendBegegnungsStätte (JBS) St. Michael Boppard