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Sachverständiger Georg Neu GmbH: Bauschäden im Fokus

Schwachstelle Schimmel: "Vorbeugen ist besser als heilen" / Öffentlich bestellt und vereidigter Sachverständiger bei HwK Koblenz

14.10.23
Sachverständiger Georg Neu GmbH: Bauschäden im Fokus

Foto: Georg Neu GmbH

Das von dem Arzt Christoph Wilhelm Hufeland stammende Sprichwort galt eigentlich der Gesundheitsvorsorge. Es passt aber durchaus auch in den Bereich der Schimmelprävention, denn auch hierbei geht es um die Gesundheit der Bewohner. Prävention bedeutet Vorbeugen und meint damit Maßnahmen, die eine Schimmelentstehung verhindern können. Denn hat sich Schimmel einmal gebildet, so ist guter Rat teuer. Fragen von Betroffenen lauten bei derartigen Schadensfällen in der Regel: Was ist die Ursache der Schimmelbildung? Wie kann die Ursache beseitigt werden? Wie kann der vorhandene Schimmelbefall dauerhaft entfernt und künftig vermieden werden?

Zum Fall

Im Schlafzimmer einer Mietwohnung kam es nach einem Mieterwechsel zur Jahresmitte in den darauffolgenden Wintermonaten zu erheblichem Kondensatanfall an Fensterflächen mit Schimmelbildung auf den Glasleisten und Fensterdichtungen. Zum Zeitpunkt der Besichtigung war die Innenjalousie bis über den unteren Fensterrahmen herabgelassen. Das Alter der Kunststofffenster mit Isolierverglasung betrug ca. 35 Jahre.

Das vorhandene Raumklima lag bei 20° C und 65 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit. Bei dieser Klimakonstellation liegt die Taupunkttemperatur bei 13,2° C. Die Oberflächentemperatur der Innenfensterscheibe bei vorhandener Isolierverglasung und einer Norm-Außentemperatur von -10° C liegt bei 8,4° C. Die Taupunkttemperatur wird auch bei weniger hohen Minustemperaturen bereits unterschritten und es fällt Tauwasser an.

Zur Ursache

Kondensatbildung an Innenfensterflächen entsteht unabhängig vom Werkstoff (Holz, Kunststoff, Aluminium) durch Taupunktunterschreitung beim Auftreffen von warmer, feuchter Raumluft auf kalte Fensterflächen. Kondensatbildung auf Fensterflächen ist auch bei gut gedämmten Fenstern unvermeidlich. Sie tritt sowohl an der Verglasung innen wie auch an Dichtungen im Glas- und Funktionsfalz und im Bereich der Fensteranschlüsse an Bauteilen auf. Kondensatbildung kann dabei punkt-, linien,- teil- oder vollflächig auftreten. Je älter jedoch die Fenster sind, umso höher ist der Wärmeabfluss und umso niedriger die Temperatur der Scheibenoberfläche auf der Innenseite. Ursächlich für Kondensatbildung können auch undichte Stellen oder beschädigte oder poröse Dichtungen sein mit der Folge sich bildender Wärmebrücken. Das Fenster war noch dicht schließend.

Die über den unteren Fensterrahmen herabgezogene Innenjalousie führt zwischen Jalousie und Scheibe zu einer stehenden Luftschicht, die sich nicht ausreichend genug mit der Raumluft austauschen kann. Dieser Luftstau mit erhöhtem Luftfeuchteanteil verstärkt noch die Kondensatbildung auf der Innenscheibe. Liegt Schimmelbildung schon über einen längeren Zeitraum vor wie in diesem Fall, so dringt sie auch in Fensterdichtungen tiefer ein und schädigt sie und gegebenenfalls den Fensterrahmen (z.B. bei Holzfenstern). Wird vorhandene Kondensatbildung nicht kontinuierlich abgewischt, entsteht unweigerlich Schimmelbildung.

Zur Lösung

Über Fensterflächen erfolgen die größten Wärmeverluste. Im vorhandenen Fall reduzieren neue Fenster die Wärmeverluste um mehr als die Hälfte. Deshalb hat der Sachverständige zu einem Austausch der Fenster geraten. Bei einem Fenstertausch sind selbstverständlich die Anforderungen des neuen GEG-Gesetzes (Gebäudeenergiegesetztes) einzuhalten. Allerdings sollten angrenzende Flächen den erhöhten Wärmedämmanforderungen angepasst werden. Der Mindestwärmeschutz nach DIN 4108-2 zur Schimmelvermeidung sollte dabei eingehalten und vor Ort überprüft werden.

Fazit

Gerade bei Mieterwechseln fällt auf, dass eine veränderte Belegungszahl, eine veränderte Positionierung der Möbel in den Räumen und ein anderes Wohn- und Lüftungsverhalten der Nutzer oftmals erstmalig zu Schimmelbildung führt. Die Gründe für diese Entwicklung sind den Nutzern bzw. Eigentümern oft nicht umfassend bekannt.

Nach dem Stichwort „Vorbeugen ist besser als heilen“ wäre es nach sachverständiger Beurteilung bei Mietobjekten sehr ratsam, im Rahmen einer Eigentümerversammlung, eine präventive Schulung zur Schimmelvermeidung für die Eigentümer durchzuführen. Dabei kann auf die am häufigsten gemachten Fehler eingegangen und den Eigentümern eine wertvolle Hilfe gegeben werden, um künftigen Mietstreitigkeiten möglichst vorzubeugen.

Alternativ kann auch individuell beraten werden. Zum Beispiel könnte nach einer kurzen Nutzungszeit eine Beratung vor Ort stattfinden, um eine Optimierung der Wohnsituation zu erreichen, die Schimmelbildung verhindern hilft.

Georg Neu

Öffentlich bestellt und vereidigter Sachverständiger bei der HwK Koblenz