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Wohneigentum ist wertvoll wie nie

23.12.21
Wohneigentum ist wertvoll wie nie

Lars Hoffmann, Leiter der Immobilienabteilung der Volksbank Rhein-Nahe-Hunsrück eG Foto: Lars Hoffmann

In den letzten drei Jahren haben sich Immobilienpreise rasant nach oben entwickelt. Rund 48 Prozent mehr zahlen neue Haus- oder Wohnungseigentümer heute im Gegensatz zu 2018. Besonders in den Metropolen sind die Preise geradezu explodiert. Hier führt die wachsende Bevölkerung dazu, dass der vorhandene Wohnraum knapp und somit teurer wird. Bei Bauland ist die Teuerungsrate sogar noch extremer. Von 2010 bis 2020 sind die Preise für Baugrundstücke um 102 Prozent gestiegen.

Wie hat sich das Preisniveau auf dem regionalen Immobilienmarkt in den letzten zwei Jahren entwickelt?

Hoffmann: „Die Preise sind tatsächlich enorm gestiegen. Bei Bestandsimmobilien verzeichnen wir eine Steigerung von etwa zehn Prozent im Zeitraum 2020 bis 2021. Das gilt für unser gesamtes Wirkungsgebiet von Bad Kreuznach bis Koblenz und von Bingen bis Kirn. Entgegen der allgemeinen Annahme stehen auch in den Städten viele Immobilien zum Verkauf oder zur Vermietung. Jedoch kommt ein Großteil hiervon – aufgrund der extrem hohen Nachfrage – gar nicht erst auf den Markt, sondern wird über direkte persönliche Kontakte veräußert oder vermietet.“

Markus Hofmann: „Diese Entwicklung kann ich auch für den Landkreis Birkenfeld bestätigen. Gebrauchte Immobilien sind stark gesucht und im Preis gestiegen, Baugrundstücke werden oft deutlich über dem Bodenrichtwert gehandelt. Wir beobachten Nachfrage von außerhalb aus den Ballungsgebieten, aber auch der Trend, dass Jugend schnell abwandert, scheint sich zu legen, viele kommen wieder zurück. Noch vor zwei Jahren hätten wir mit dieser Entwicklung nicht gerechnet. Es wäre wirklich schön, wenn sich der Trend zur Stadtflucht nachhaltig bestätigen würde.“

Wie ist das derzeitige Verhältnis zwischen Mietwohnungsbau und Wohneigentumsanlagen?

Markus Hofmann: „Der Immobilienmarkt im Kreis Birkenfeld ist aus dem Dornröschenschlaf erwacht, die letzten größeren Mietwohnungsneubauten liegen etwa 20 Jahre zurück. Durch die gewachsene Nachfrage sind jetzt einige Neubauprojekte in die Umsetzung gekommen. Ein gewisser Nachholbedarf besteht sicherlich bei Wohneigentumsanlagen, bisher dominiert in unserer Region das Einfamilienhaus.“

Lars Hoffmann: „Tatsächlich hat der Mietwohnungsbau etwas zugenommen in unserer Region, weil große Institutionen Projekte kaufen und im Eigenbestand behalten. Hierbei ist auffällig, dass wieder etwas größere Wohnungen nachgefragt werden. Die Homeofficezeit während der Corona-Krise hat dafür gesorgt, dass ein weiteres Zimmer notwendig wurde. Darüber hinaus sind viele Projekte in Planung, aber die Bauträger können derzeit kaum Preise kalkulieren und schon gar keine Fertigungstermine nennen, weil Materialien fehlen und die Lieferzeit nicht planbar ist.“

Die Baufläche für gewerbliche Objekte ist relativ eingeschränkt. Wie sieht es beim Wohnungsbau aus?

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Markus Hofmann, Vorstand der Raiffeisenbank Nahe eG Foto: Fotostudio Pullig

Lars Hoffmann: „Vermittlung im gewerblichen Bereich ist kein großes Thema für die Volksbank Rhein-Nahe-Hunsrück eG. Natürlich haben wir viele Anfragen unserer gewerblichen Kunden wegen Baugrundstücken, aber die Flächen sind stark eingeschränkt. Freie Grundstücke für den Wohnungsbau sind ebenfalls rar. Aus diesem Grund suchen Investoren und Bauträger geeignete, bebaute Grundstücke, um diese zu überplanen. Hier besteht die Herausforderung meistens darin, bestehende Bebauungspläne anzupassen. Dieser Vorgang kann sich durchaus über ein bis zwei Jahre hinziehen.“

Markus Hofmann: „Der Markt war nicht vorbereitet auf die gestiegene Nachfrage nach Bauland. Noch vor ein paar Jahren waren viele Kommunen verhalten mit der Erschließung von neuen Baugebieten, weil der Neubau nur wenig Bedeutung hatte. Im Moment geht die Rückmeldung der Kommunen eher dahin, dass alle vorhandenen Bauplätze verkauft wurden, selbst diejenigen, die schon lange auf Verwendung warten.“

Sorgt der Niedrigzins auch in Zeiten von Corona für hohe Nachfrage oder werden die Menschen vorsichtiger, da Kurzarbeit oder (bei aktuellen Einschränkungen) sogar Arbeitsverbote drohen?

Markus Hofmann: „Die Niedrigzinsphase ist eine historische Gelegenheit, Wohneigentum zu erwerben. Wir erleben keinen Einbruch bei der Nachfrage. Sicherlich ist es so, dass zwar kurzfristig im Einzelfall durch Kurzarbeit oder Arbeitsplatzverlust Einschränkungen drohen, allerdings ist momentan die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt immer noch sehr hoch, sodass schnell eine Alternative gefunden werden kann. Selbstverständlich achten wir auch ohne Corona darauf, dass wir nur sinnvolle Projekte begleiten, die auch für unsere Kunden in Krisensituationen tragfähig bleiben.“

Lars Hoffmann: „Tatsächlich wird ja seit Jahren gesagt, dass die Immobilienblase platzt, was aber bis heute nicht geschehen ist. Durch Corona ist der Wunsch nach einem „schöneren Zuhause“, einem eigenen Heim, sogar noch viel größer geworden.“

Ist es im ländlichen Raum etwas einfacher, zu bauen oder zu kaufen?

Markus Hofmann: „Ein ganz klares „ja“. Zahlreiche Immobilien im ländlichen Raum wurden in der Vergangenheit mit viel Eigenleistung gebaut, das hat zwar abgenommen, ist aber heute immer noch so. Einen Vorteil sehe ich auch darin, dass wir viele gute einheimische Handwerksbetriebe haben.

Lars Hoffmann: „Im ländlichen Raum ist das Angebot noch etwas höher und die Quadratmeter-Preise etwas niedriger. Dagegen steht die weitere Fahrtstrecke zur Arbeit. Durch Homeoffice wird dieser „Zeitfresser“ etwas abgemildert, was die Nachfrage auf dem Land wiederum erhöht.“