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,,Oh, das ist aber...schön...“

,,Oh, das ist aber...schön...“

Über den Umgang mit dem falschen Geschenk

18.11.22
,,Oh, das ist aber...schön...“

Foto: Alliance - stock.adobe.com

Egal, ob von den eigenen Eltern oder Großeltern, von Freunden oder Kollegen: Wir haben doch alle schon einmal etwas geschenkt bekommen, dass wir schrecklich fanden. Wir haben einmal zu viel den Namen eines Songs erwähnt, den wir letztes Jahr noch cool fanden, und schon liegt ein Album der Band, die man schon fast vergessen hat, unter dem Tannenbaum. Ein Freund hat das Stricken angefangen und das löchrige (und seien wir ehrlich: hässliche) Erstlingswerk thront jetzt ganz oben auf dem Geschenkestapel. Daneben jede Menge unnütze Dekoartikel von Kollegen, die uns nicht genug kennen um zu wissen, dass wir solche Staubfänger eher unnötig finden. Tja, aber nun schaut einen der Schenker mit erwartungsvollem Blick an und erwartet eine Reaktion und man will ja nicht den Abend oder gleich die Beziehung zueinander zerstören. Jetzt ist Fingerspitzengefühl gefragt.

Vor allen Dingen, wenn man den Schenkenden nicht allzu gut kennt, ein Bekannter oder Kollege etwa, hilft nur eins: Ein falsches Lächeln aufsetzen und lügen. Ja, in diesem Fall ist eine Notlüge durchaus erlaubt, und das vor allen Dingen, weil wir Menschen es zu einem ungeschriebenen Gesetz gemacht haben, dass man sich über Geschenke nun mal freuen muss. Und grundsätzlich ist das ja auch richtig, immerhin gibt uns gerade jemand freiwillig etwas umsonst, der Person jetzt das Herz zu brechen mit der schnöden Wahrheit wäre furchtbar unhöflich und endet im schlimmsten Fall mit Tränen. Stattdessen kann man seine Freude über den Gegenstand ausdrücken und am besten im Laufe des Abends noch ein paarmal erwähnen, wie praktisch/toll/schön das Geschenk doch ist. Später kann man es immer noch bei Ebay verkaufen oder weiter verschenken. Wichtig hierbei ist nur, nicht zu vergessen, von wem das Geschenk ist, nicht dass man es nächste Weihnachten an den Schenker zurückgibt.

Wenn der Schenkende allerdings ein guter Freund, der Partner oder ein enges Familienmitglied ist, dann darf man auch schonmal die Wahrheit sagen. Ja, die ist manchmal schwer zu schlucken, aber letztlich sollte eine gute Beziehung so etwas aushalten können. Am besten beginnt man dabei allerdings mit etwas Positiven und leitet dann über zu dem wahren Grund, wieso man das Geschenk nicht annehmen kann oder umtauschen möchte. Für solche Fälle ist es immer gut, wenn der Kassenzettel noch vorhanden ist, das kann man sich für seine eigenen Geschenke merken. Mit guten Freunden kann man aber auch einfach herzlich über missglückte Geschenke lachen und es dann gemeinsam im nächsten Jahr besser machen. Denn auch beim Schenken gilt: Wer nicht weiß, dass er einen Fehler gemacht hat, der lernt auch nicht daraus. Gerade deshalb lohnt es sich, dann in den sauren Apfel zu beißen und dem Schenkenden das Dilemma zu beichten.

Wer gänzlich auf Fettnäpfchen dieser Art verzichten will, dem bleiben nur zwei Möglichkeiten. Entweder man erstellt eine Liste an Geschenken, die Freunde und Verwandte abarbeiten können, das nimmt allerdings ein wenig den Reiz und das Überraschungsmoment des Schenkens. Oder aber man verzichtet ganz auf das Schenken, aber das macht den Platz unter dem Tannenbaum dann doch ein wenig trostlos. FF