So ganz und wirklich „neu“ war diese Erfindung indes nicht, denn schon seit dem Mittelalter gibt es den „Hypocras“, einen Gewürzwein, der damals aber noch weniger Menschen zur Verfügung stand als es im 19. Jahrhundert der Fall war. Auch hier fanden sich Zutaten wie Honig, Ingwer, Galgant, Gewürznelken, Majoran und Muskatnuss, Rosenwasser, Orangenblüten und Zimt Verwendung, für das Mittelalter unerhört kostbare Gewürze, die häufig erst seit den Kreuzzügen bekannt waren. Wenn man bedenkt, dass der letzte von der Kirche sanktionierte Kreuzzug im Jahr 1270, angeführt von Edward von Plantagenet, ob seiner Körpergröße „Longshanks“ genannt, stattfand, wird deutlich, welcher Aufwand mit dem Transport von „Spezereien“ verbunden war.
Inzwischen ist Glühwein vor allem mit viel Zuckerzusatz, Nelken, Zimt und Sternanis verbunden, auch Orangensaft spielt eine Rolle, dabei wird vorwiegend ein milder Rotwein als Grundlage genutzt. Wer aber einmal einen „originalen“ Hypocras probieren möchte, dem liefern wir hier das Rezept. Aber Achtung! Dies ist kein schneller Genuss, die Zubereitung dauert mehrere Tage!
Hypocras
2 Stangen Zimt
3 Nelken
4 Kardamomkapseln
1/2 TL geriebene Muskatnuss
4-5 Koriandersamen
1 Sternanis
1/4 Liter Weißwein
1 Flasche Rotwein
150g Honig
Die Gewürze sollten alle im Mörser zerstoßen werden, dabei auch den Sternanis öffnen und die Samen mit zerstoßen. Den Weißwein mit Honig und den Gewürzen zum Sieden bringen. So lange rühren, bis sich der Honig komplett gelöst hat. Den noch heißen, aber nicht mehr siedenden Wein mit dem Rotwein vermischen und bei Zimmertemperatur zwei Tage ziehen lassen. Anschließend durch ein Tuch filtern. Hypocras kann kalt oder warm getrunken werden.