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Väterchen Frost und das Schneemädchen

Väterchen Frost und das Schneemädchen

 

28.11.21
Väterchen Frost und das Schneemädchen

Foto: bmf-foto.de - stock.adobe.com

In vielen Darstellungen sieht er dem Weihnachtsmann zum Verwechseln ähnlich: ein dicker Mann mit weißem Rauschebart und rotem Mantel. Auch Väterchen Frost bringt im Winter den russischen Kindern Geschenke vorbei, allerdings – je nach Region – erst in der Neujahrsnacht oder am 6. Januar, und dabei sitzt er zwar ebenfalls auf einem Schlitten, der Troika, aber die wird von Pferden gezogen und nicht etwa von magischen Rentieren. Begleitet wird Ded Moros – übrigens wörtlich Großväterchen Frost – dabei von seiner Enkelin Snegurotschka, was frei übersetzt Schneemädchen heißt.

Auch wenn er in modernen Darstellungen sehr dem westlichen Weihnachtsmann ähnelt, so trägt er traditionell doch eher eine eisig weiße und hellblaue Kluft und hat dabei stets sein Szepter bei sich, das alles in Eis verwandelt, was es berührt. Ursprünglich stammt die Figur des Väterchen Frost aus der slawischen Mythologie, wo er als Winterzauberer oder Dämon Morosko bekannt ist. Später, vor allen Dingen im 19. Jahrhundert, tauchte die Figur dann das erste Mal als Väterchen Frost in Märchen auf.

Das wohl bekannteste dieser Märchen erzählt von einem fleißigen, tugendhaften Mädchen, das unter der Fuchtel ihrer bösen Stiefmutter leidet. Die kümmert sich lediglich um ihre leibliche, schrecklich garstige und faule Tochter und will die andere am liebsten loswerden, also zwingt sie ihren Ehemann, das Mädchen in einer eisigen Winternacht auszusetzen. Der Mann, wehrlos gegenüber der dominanten Stiefmutter, tut wie ihm geheißen und bringt das Mädchen in den Wald, wo er es frierend zurücklässt.

Dort findet es wenig später Väterchen Frost, hier als Personifizierung des Winters und mit seinem Szepter in der Hand. Er sieht sofort die Unschuld und Tugendhaftigkeit des Mädchens und hat Mitleid mit ihr, also bringt er ihr nach und nach einen warmen Pelzmantel, eine Kiste voller Reichtümer und schließlich ein prächtiges, mit Gold und Silber besticktes Kleid.

Derweil deckt die Stiefmutter den Tisch zum Leichenschmaus, denn sie glaubt, die Stieftochter müsse längst erfroren sein. Sie schickt den Mann, um die Leiche des Mädchens zurückzubringen, doch er kehrt stattdessen mit der quicklebendigen und reich beschenkten Tochter zurück. Als die Stiefmutter von der Güte Väterchen Frosts erfährt, wittert sie ihre Chance und schickt nun ihre eigene Tochter in den Wald, in der Hoffnung, dass auch sie vom Wintergeist beschenkt wird. Doch Väterchen Frost durchschaut die böse Stiefmutter und ihre garstige Tochter und anstatt sie zu beschenken, berührt er sie mit seinem Szepter und verwandelt sie zu Eis.

Das Märchen ähnelt in seinem Aufbau anderen mitteleuropäischen Erzählungen wie etwa Frau Holle oder Aschenputtel. Aus der Moral, dass fleißige Kinder belohnt werden und faule Kinder bestraft, entstand vermutlich die spätere Eigenschaft des traditionellen Väterchen Frosts, nur die artigen Kinder zu beschenken – ganz ähnlich wie es auch der Nikolaus oder der Weihnachtsmann tut. Heute ist Väterchen Frost ein fester Bestandteil der russischen Kultur, taucht aber unter leicht abgewandeltem Namen auch in vielen anderen osteuropäischen Ländern als Teil der Weihnachts- und Silvestertradition auf. Seinen Wohnsitz hat Väterchen Frost übrigens ganz offiziell im russischen Veliky Ustyug, wo er gerne Briefe und Wunschzettel entgegennimmt – wenn er nicht gerade mit seiner Troika durch die Taiga flitzt.