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Umweltfreundlich und effizient heizen

Umweltfreundlich und effizient heizen

Interview mit Innungs-Obermeistern aus der Region: Das muss man beim Heizungstausch beachten

13.02.21
Umweltfreundlich und effizient heizen

Foto: BERLINSTOCK - stock.adobe.com

Seit einigen Jahren sollen alle Öl- und Gasheizungen, die älter als 30 Jahre sind, ausgetauscht werden. Die Bundesregierung möchte mit dem Klimapaket aber auch, dass jüngere Modelle, die mit dem fossilen Brennstoff betrieben werden, langfristig aus den Heizungskellern verschwinden oder mit regenerativen Energien kombiniert werden. Dabei den Überblick zu behalten, ist nicht ganz leicht. Deshalb klären uns drei regionale Obermeister der Innung für Sanitär-, Heizung-, und Klimatechnik auf, bis wann welche Neuerungen umzusetzen sind und mit welchem Aufwand zu rechnen ist. Rede und Antwort stehen Simon Henkel (Bad Kreuznach), Dirk Lichtenthäler (Rhein-Westerwald) sowie Patrick Schmitz (Mittelrhein-Mosel).

Die Bundesregierung möchte den CO2-Ausstoß reduzieren. Dazu gehört auch, dass die Heiztechniken umweltfreundlicher werden sollen. Welche Heizsysteme gehören ab wann endgültig der Vergangenheit an, welche dürfen weiter aufgebaut werden und welche Möglichkeiten gibt es, bestehende Ölheizungen mit regenerativen Energien zu kombinieren?


Schmitz:
Im Bestand befindliche Ölanlagen können auch über das Jahr 2025 betrieben werden. Bis 2025 ist auch der Einbau einer Öl-Brennwertanlage zulässig und durch den geringen CO2-Ausstoß dieser Anlagen auch akzeptabel. Ab 2026 ist der Einbau von Öl-Brennwertanlagen nur noch in Kombination mit Regenerativen Energien zulässig. Die CO2-Reduktion ist durch den Einsatz von regenerativen Energien auch in Bestandsgebäuden oftmals möglich und sinnvoll. Der Einbau einer Solarthermieanlage zur Warmwasseraufbereitung und Heizungsunterstützung zum Beispiel senkt die Energiekosten und den CO2-Ausstoß.

Henkel: Beim Austausch kommen verschiedene Systeme zum Einsatz. Ich bin der Meinung, es muss immer individuell geprüft werden, welche Lösung für welchen Kunden infrage kommt. Eine Pelletverbrennung beispielsweise ist eine automatisierte Holzverbrennung, die zum größten Teil alles selbst regelt. Der Kunde muss sich dennoch mit seiner Pelletheizung auseinandersetzen und kleinere Wartungsarbeiten selbst erledigen.

Wann empfiehlt es sich, ein Heizsystem komplett zu tauschen oder eine vorhandenes zu modernisieren?

Lichtenthäler: Bei Altanlagen ohne Brennwerttechnik und witterungsgeführte Regelung ist immer ein Austausch zu empfehlen.

Schmitz: In jedem Fall, wenn die Heizungsanlage ungeregelt fährt. Das sind dann die Kesselsysteme, welche in der Regel älter als 30 Jahre sind. Eine witterungsgeführte Heizungsregelung oder mindestens eine raumgeführte ist in den neuen Heizsystemen schon lange Standard. Das Ganze kann durch Smarthome-Lösungen noch optimiert werden. Nicht selten wird eine neue Heizung auch über ein Smartphone gesteuert. Liegen beim verbauten Heizsystem viele Störungen in der jüngsten Vergangenheit vor, macht es auch von der Kostenseite oft wenig Sinn, weiter zu reparieren.

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Wie lange in etwa dauert ein kompletter Tausch beziehungsweise eine Modernisierung?

Henkel: In der Regel ist ein konventioneller Austausch der Kesselanlage mit den Brennstoffen Öl oder Gas kein so großer Aufwand. Normalerweise kann die Anlage an einem Tag demontiert und am gleichen Tag die neue Anlage installiert werden. Oftmals sogar schon am gleichen Tag wieder in Betrieb gehen. Restarbeiten werden dann an den Folgetagen erledigt. Wenn sich alles nur im Keller bewegt, ist es bei konventionellen Brennstoffen wie Gas oder Öl ein Aufwand von zwei bis drei Tagen.

Schmitz: Bei alternativen/regenerativen Energiesystemen wie etwa dem Einbau einer Pelletanlage mit Pelletlager und Fördersystem kann der Einbau auch mal etwa eine Woche dauern.

Kann ich während dieser Arbeiten weiter heizen?

Henkel: Das geht leider nicht. Es können gewisse Vorbereitungen getroffen werden, damit der eigentliche Tausch dann kürzer wird. Zum Beispiel bei einer neuen Pelletheizung könnte die alte Ölheizung über einen Notkanister betrieben werden und das alte Öltanklager zum Pellet-Lager umgebaut werden. Heizlösungen für den Winter stehen aber zur Verfügung, meist dann in elektrischer Form. Man sollte daher frühzeitig planen und die Sanierungsarbeiten in die heizfreien Monate legen. Eine Überbrückung für die Warmwasserbereitung ist normalerweise einfacher zu gestalten, als ein Haus komplett zu beheizen.

Wann ist der optimal Zeitpunkt, um eine Heizung zu modernisieren oder auszutauschen?

Henkel: Ab März bis September/Oktober. Wobei im September auch schon wieder die Heizzeit beginnt und das Störaufkommen bei der bestehenden Kundschaft zunimmt und erhebliche Kapazitäten eines jeden Kollegen in Anspruch nimmt.

Schmitz: Wichtig ist hierbei eine frühzeitige Planung. Da auch im Sanitär- und Heizungsbau Handwerk der Fachkräftemangel deutlich zu spüren ist, sind die Fachfirmen oftmals über längere Zeiträume mit Aufträgen ausgelastet. Kurzfristige Projekte sind dann nur schwer zu realisieren.

Mit welchem Aufwand ist zu rechnen? Kann ich beispielsweise die verlegten Rohre einfach mit einem neuen oder modernisierten Heizsystem verbinden oder müssen auch die gewechselt werden.

Lichtenthäler: Im Umfang der Arbeiten sind zum einen der neue Abgasrohr-Einzug für Brennwerttechnik sowie die Verrohrung im Heizraum zum Neuanschluss. Die Heizungsrohre im Haus können je nach Zustand in den meisten Fällen bestehen bleiben. Es sollten jedoch neue Thermostatventile mit Voreinstellung und Thermostatköpfe an den Heizkörpern und Schmutzfänger mit Magnetitabscheider zum Schutz des neuen Kessels und der Heizungspumpen eingebaut werden.

Welche weiteren Umbaumaßnahmen im Haus muss ich im Rahmen einer Modernisierung beziehungsweise eines Austauschs im Auge behalten?

Henkel: Der hydraulische Abgleich ist eine davon. Dieser ist Voraussetzung zum Erhalt verschiedener Zuschüsse. Des Weiteren kann es nötig sein, die Heizflächen (Heizkörper) zu tauschen. Zum einen aus optischen Gründen, zum anderen zur Vergrößerung dieser Flächen. Das hat den Vorteil, dass mein Energieerzeuger viel weniger Energie produzieren muss, da eine größere Heizfläche mit weniger Temperatur die Räumlichkeiten erwärmen kann. Und wenn ich weniger produzieren muss, spare ich am Ende natürlich Heizkosten.

Können Sie in etwa die Kosten beziffern?

Lichtenthäler: Bei einem durchschnittlichen Ölkesseltausch mit Warmwasserspeicher sind Kosten von mindestens 12000 Euro einzukalkulieren.

Henkel: Ähnlich wie mit den Ausführungszeiten können die Kosten individuell voneinander abweichen. Das zu beheizende Gebäude, das Heizungsverteilsystem, die zur Verfügung stehenden Energiequellen vor Ort und nicht zuletzt die Vorstellungen der Kunden sind entscheidend für die Preisgestaltung.