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„Das Schimmernde”- Glas und seine lange Geschichte

19.11.22
„Das Schimmernde”- Glas und seine lange Geschichte

Foto: Cary Peterson - stock.adobe.com

Die Bezeichnung ,,Glas" kommt aus dem Germanischen Glasa", was so viel bedeutet wie das Glänzende" oder ,,Das Schimmernde". In vielen Sprachen mit indogermanischen Wurzeln hat sich dieser Name etabliert, von Großbritannien bis Schweden kann man mit dem Begriff Glas etwas anfangen.

Glas hat von Urzeiten an die Menschen fasziniert und auch wenn es lange dauern sollte, bis die Bearbeitung des Stoffes, der so spröde ist, beherrschbar wurde, war Glas stets Objekt der Begierde und Zeichen von Wohlstand.

Schon die Frühmenschen fanden Glas, das als vulkanisches Nebenprodukt in Europa vor allem auf den Liparischen Inseln und in den Karpaten vorkam. Heute bezeichnen wir dieses Glas „Obsidian“ und man findet es auf der Welt gerade mal an 60 Orten, was es zu einem extrem seltenen Material macht. Obsidian entsteht bei rascher Abkühlung von Lava, die einen geringen Wasseranteil hat. Dabei liegen drei bekannte Materialien in ihrer Entstehung nahe beieinander. Würde die Lava einen höheren Anteil an flüchtigen Stoffen enthalten, würde aus ihr bei der Abkühlung Bims, wie er in unserer Region häufig zu finden ist, bei langsamer Abkühlung würde Pechstein entstehen. 

Obsidian galt in prähistorischen Zeiten (und darüber hinaus) als Geschenk der Götter und wurde vor allem bei zeremoniellen Anlässen genutzt. So nimmt man an, dass bei den Menschenopfer der Maya Messer aus Obsidian genutzt wurden. Bis heute gelten Obsidianmesser als schärfste Messer der Welt und werden insbesondere für feinste Arbeiten in der Chirurgie eingesetzt.


Betrachtet man Glas nach seiner chemischen Zusammensetzung stellt man fest, dass es hier verschiedene Formen gibt. So unterscheidet man Metallische und Nichtmetallische Gläser. Metallische Gläser weisen einige hochinteressante Eigenschaften auf, sind aber in ihrer Herstellung und Zusammensetzung sehr komplex und aufwändig. Für Laien sind sie fast nicht von herkömmlichen Metallen zu unterscheiden, ihre Oberfläche ist besonders glatt zu polieren und verkratzt nicht so schnell. Es wird bislang nur in wenigen Produkten eingesetzt, so zum Beispiel in Sensoren oder FI-Schalter und als Beschichtungsmaterial.


Die meisten Gläser, die wir kennen und verwenden, sind Kalk-Natron-Gläser und bestehen hauptsächlich aus Siliziumdioxid, dem verschiedene Stoffe beigemischt werden. Je nach Anwendung werden unterschiedliche Stoffe beigefügt, reines Silikatglas wird als Kiesel- oder Quarzglas bezeichnet und kommt vor allem in technischen Spezialanwendungen genutzt.

Seine Anfänge nahm die Glasverarbeitung etwa im 5. Jahrtausend vor Christus. Bereits in Ägypten und Mesopotamien wurden Glasperlen hergestellt, als älteste bekannte Funde gelten die Nuzi Perlen, die aus dem heutigen Irak im Bereich des antiken Ninive gefunden wurden. Schon vor 3000 Jahren konnte man in Ägypten Glas herstellen, allerdings war dies aufgrund von Unreinheiten nicht durchsichtig. Nichtsdestotrotz wurde daraus vorwiegend Schmuck hergestellt.

Im Mittelalter gab es die sogenannten Waldglashütten, deren Betreiber von den jeweiligen Grundherren die Erlaubnis bekamen, für einen Zeitraum von 10 bis 20 Jahren ihre Hütte in den Wäldern zu errichten, wo das Brennmaterial für die Öfen direkt erreichbar war. Glasmeister arbeiteten mit einer ganzen Sippe zusammen, die häufig sogar eng verwandt war und die Betriebsgeheimnisse sorgsam hütete. Gerade in der Lausitz mit ihren hohen Kohle-, Sand- und Waldvorkommen waren sehr viele Glasmeister angesiedelt. Glasarbeiter starben, bevor die industrielle Revolution ihre Arbeitsprozesse vereinfachte, häufig recht früh, weil die Arbeit nicht nur extrem anstrengend, sondern auch ungesund war.

In allen Epochen setzten Glasmeister ihre Akzente und die jeweiligen Stilformen setzten sich auch in der Glasverarbeitung durch.

Glas wird für viele Dinge eingesetzt, seine Anwendungsmöglichkeiten übertreffen die Nutzung als Trinkgefäße bei weitem. So findet es neben der baulichen Verwendung als Fenster auch im medizinischen Bereich als Beschichtung von Implantaten und auch als Glasauge seinen Einsatz.

Die Korrektur von Fehlsichtigkeiten wäre ohne Glas wohl kaum möglich, seit dem 13. Jahrhundert werden Augengläser" verwendet. Den ersten bekannten Einsatz einer Lesehilfe hat es schon Überlieferungen zur Folge im alten Griechenland gegeben, Archimedes soll einen Kristall am Kopf getragen haben. 

Bevor Glas als Material zum Einsatz kam, wurden Halbedel- und Edelsteine zu Linsen geschliffen, was der Brille" auch ihren Namen gab, denn aus dem Halbedelstein Beryll wurden unter anderem Sichtfenster für Monstranzen geschliffen. Der englische Franziskaner und Philosoph Francis Bacon lieferte entscheidende Erkenntnisse zur physikalischen Optik und machte so die Nutzung geschliffener Gläser zur Korrektur von Sehschwächen möglich.

Mit der Verbreitung des geschriebenen Wortes nahm auch die Notwendigkeit von Brillen zu und das, was heute milliardenfach auf unseren Nasen sitzt, nahm seinen Anfang.

Flachglas, so wie es in diesen Tagen in unseren Fenster zum Einsatz kommt, hat eine nicht so lange Geschichte, weil sich Glas durchaus als schwieriger Werkstoff erwies. Zunächst verwendete man geblasene Glaszylinder, die aufgeschnitten und wieder erhitzt wurden. Die bekannten Butzenscheiben entstanden im 12. Jahrhundert durch die Herstellung einer Glaskugel, das an einem sogenannten Hefteisen befestigt und von der Glaspfeife gesprengt wird.

Anschließend sorgte man mit schneller Rotation dafür, dass sich die geblasene Kugel öffnete und zu einer Scheibe wurde. Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gibt es das Gussglasverfahren. Hiermit konnten großflächige Spiegel hergestellt und ab dem 19. Jahrhundert auch Fensterglas hergestellt werden. Die Weiterentwicklung der Glasverarbeitung hatte zur Folge, dass heutzutage in nahezu allen Bereichen und mit vielen Verfahren Glas bearbeitet werden kann. Es wird geblasen, gewalzt und gegossen, alles Verfahren, wofür angesichts des Temperaments von Glas den Machern enormer Respekt gezollt werden muss. js