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Krisenfeste Arzneimittelversorgung auch für die Zukunft sichern

Krisenfeste Arzneimittelversorgung auch für die Zukunft sichern

07.06.22
Krisenfeste Arzneimittelversorgung auch für die Zukunft sichern

Foto: gpointstudio - stock.adobe.com

Die dezentrale, wohnortnahe Arzneimittelversorgung in Deutschland hat sich in der Corona-Pandemie als besonders krisenfest erwiesen. „Die Apotheken haben ihre Patienten auch in der Krise jeden Tag zuverlässig versorgen können. Aber wenn das so bleiben soll, brauchen sie dringend eine ordnungspolitische Perspektive für die nächsten Jahre“, sagte Friedemann Schmidt, Präsident der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, bei einer Pressekonferenz zum Tag der Apotheke: „Drei Schritte erwarten die Apotheker von der Politik: Die Festpreisbindung für rezeptpflichtige Medikamente muss dringend wiederhergestellt werden, das E-Rezept muss ohne Einfluss von Dritten in die Apotheke gelangen, und während der Pandemie eingeführte, sinnvolle Versorgungsverbesserungen wie der Zuschuss zum Botendienst sollten verstetigt werden.“ Einer bundesweiten Umfrage der ABDA zufolge haben die Apotheken ihre Botendienste von 300000 pro Tag im Januar um 50 Prozent auf 450000 pro Tag im März erhöht, um in Quarantäne befindliche Personen zu versorgen und zu Risikogruppen gehörende Patienten vor COVID-19 zu schützen.

Die Apotheken haben es während der letzten Jahre nicht leicht gehabt“, sagte Claudia Korf, Geschäftsführerin Ökonomie der ABDA: „Wir haben immer weniger Betriebe, die aber immer mehr Personal brauchen, um die Patienten gut versorgen zu können. Und gutes Personal kostet Geld. Dabei hinkt die Honorierung der Apotheken seit Jahren hinter Richtgrößen wie Krankenkasseneinnahmen, Bruttoinlandsprodukt oder Verbraucherpreisindex hinterher. In Deutschland gibt es 19075 Apotheken, die 160588 Menschen beschäftigten, davon 89,1 Prozent Frauen (Stand 2020).

Die Menschen im Blick – Was leisten unsere Apotheken vor Ort?

Der Einsatz von Apothekerinnen und Apothekern für Patientinnen und Patienten geht weit über die reine Abgabe von Arzneimitteln hinaus. Besondere Leistungen wie Substitutionstherapie, Medikationsmanagement oder Heimversorgung sind kaum bekannt, aber, für die Gesundheitsversorgung der Menschen vor Ort unverzichtbar. Die flächendeckende Rund-um-die-Uhr-Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln ist nur ein Bruchteil dessen, was Apotheken tagtäglich leisten. Das Leistungsspektrum ist vielfältig in der Stadt genauso wie in ländlichen Regionen. Als Experten für Arzneimittel sind Apotheker für die Patienten stets erste Ansprechpartner bei allen Fragen zur Medikation. Darüber hinaus versorgen sie die Bevölkerung mit Hilfsmitteln, fertigen individuelle Rezepturen, prüfen Arzneimittel auf ihre Qualität und versuchen, Versorgungsengpässe zu überbrücken. Mit Präventionsmaßnahmen, Schwerpunktthemen und Aktionswochen sorgen Apotheker dafür, dass Menschen sich bewusster mit ihrer Gesundheit auseinandersetzen.

Verkauf von rezeptfreien Arzneimitteln

In der Apotheke werden rezeptfreie Arzneimittel vor allem im Rahmen der Selbstmedikation an Patienten abgegeben. Zu diesen sogenannten OTC-Präparaten (OTC = over the counter = über den Handverkaufstisch) zählen zum einen apothekenpflichtige und zum anderen freiverkäufliche Arzneimittel. Die Beratung in der Apotheke zu den rezeptfreien Medikamenten ist besonders wichtig, da auch diese Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder Lebensmitteln haben können.

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Erläuterung der Packungsbeilage

Die Packungsbeilage eines Medikamentes sollte allgemein gut verständlich sein. Und wenn nicht: Da hilft der Apotheker als Arzneimittelexperte.

Medikamentencheck

Bei einem Medikamentencheck oder Arzneimittel-Check handelt es sich um eine umfassende Arzneimittelberatung sowie -aufklärung zu Wechsel- und Nebenwirkungen durch einen Pharmazeuten. Besonders wichtig ist so eine regelmäßige Überprüfung bei der Einnahme mehrerer Medikamente über einen langen Zeitraum. Einfach in der Stammapotheke informieren.

Individuelle Rezepturen

Apotheker sind Experten für Arzneimittel. Neben einem umfangreichen Wissen über Zusammensetzung, Wirkungsweisen, Neben- und Wechselwirkungen, können Apotheker auch Arzneimittel individuell herstellen – sogenannte Rezepturen. Denn nicht für jeden Patienten und jede Krankheit gibt es das passende Fertigarzneimittel. Diese Leistung der öffentlichen Apotheke ist besonders für Kinder, Ältere oder Krebspatienten unverzichtbar. Insbesondere für Kinder müssen immer wieder Darreichungsform oder Dosierung angepasst werden: statt schwer zu schluckende Tabletten brauchen sie vielleicht eher einen Saft oder Zäpfchen. Auch Krebspatienten brauchen spezielle Arzneimittel, die genau auf ihr Krankheitsbild abgestimmt sind, denn die Wirkstoffmenge eines Krebsmedikaments wird nach der Körperoberfläche eines Patienten berechnet. Viele Patienten mit Hautkrankheiten bekommen zudem auch eine abgestimmte Konzentration der benötigten Wirkstoffe. Allein 2019 fertigten die öffentlichen Apotheken rund 12,1 Millionen Rezepturen an, darunter spezielle Arzneimittel für Krebspatienten, Infusionen, Tinkturen, Lösungen, Salben, Kapseln und vieles mehr. Allein eine Million Arzneimittel werden nur speziell für Kinder hergestellt. Stetige Prämisse dabei: höchste Qualität!

Ernährungsberatung

Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig für die Gesundheit. Geschulte Apothekenmitarbeiter beraten unabhängig und individuell zu allen Ernährungsfragen. Auch bei der Lebensmittelauswahl im Krankheitsfall oder bei Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und Lebensmitteln kennen sie sich bestens aus.

Blutdruck messen

Jeder Vierte in Deutschland hat einen zu hohen Blutdruck. Ein Drittel der Betroffenen weiß gar nicht, dass die eigenen Werte erhöht sind. Häufig machen erhöhte Blutdruckwerte wenig Beschwerden, aber die Spätfolgen können umso gravierender sein: Herzinfarkt, Herzschwäche oder Schlaganfall. Durch ein Beratungsgespräch in der Apotheke mit Blutdruckmessung können viele Patienten gezielt etwas für ihre Gesundheit tun.

Beratung zu beratungsintensiven Arzneimitteln

Pro Jahr geben die Apotheken schätzungsweise etwa 200 Millionen Arzneimittel ab, die wegen ihrer Darreichungsform besonders beratungsintensiv sind. Bei diesen Arzneimitteln müssen bestimmte Besonderheiten in der Anwendung berücksichtigt werden. Deshalb sollten sich Patienten nicht scheuen, sich die richtige Anwendung von ihrem Apotheker demonstrieren zu lassen und in einem persönlichen Gespräch Fragen zu stellen. Der größte Anteil der beratungsintensiven Arzneimittel sind Medikamente, die ohne spezielle Rücksprache nicht geteilt werden dürfen, wie beispielsweise Retardtabletten oder Magensaftresistente Medikamente. Beratung ist hier insbesondere deshalb notwendig, weil durch Studien belegt ist, dass viele Patienten dazu neigen, ihre Tabletten ohne Absprache zu teilen.

Beratungsintensiv sind auch Arzneimittel zur Injektion und Infusion, wie zum Beispiel Insulin-Präparate, sowie Medikamente zur Inhalation wie Asthmasprays. Aber auch Arzneimittel zur Anwendung am Auge, in der Nase, in der Vagina oder im After bedürfen besonderer Beratung.

Beratung zur Rauchentwöhnung

28 Prozent der Bundesbürger rauchen. 44 Prozent der Raucher planen, aufzuhören. Um sich von der Nikotin-Abhängigkeit zu lösen, braucht es einen starken Willen. Unterstützung für den dauerhaften Rauchstopp bieten auch viele Apotheken. Sie beraten zu Methoden und Hilfsmitteln zur Entwöhnung und motivieren zum Durchhalten. Quelle: Repräsentative Meinungsumfrage des infas Instituts für angewandte Sozialwissenschaft im Auftrag der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (telefonische Befragung von 3.415 Bundesbürger ab 16 Jahren)