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Bauchaortenaneurysma – die tickende Zeitbombe

Limburger Chefärztin plädiert für rechtzeitiges Screening

25.06.22
Bauchaortenaneurysma – die tickende Zeitbombe

Peter M., Mitt-Fünfziger aus Niederhadamar, ist eigentlich ein eher unauffälliger Zeitgenosse. Und doch hat er weltberühmten Kapazitäten wie Albert Einstein, Thomas Mann und Charles de Gaulle etwas sehr Entscheidendes voraus: Während der Wissenschaftler, der Schriftsteller und der Politiker an einem plötzlichen Riss ihrer Bauchschlagader starben, überlebte Peter M. das sog. Bauchaorten-Aneurysma (BAA), die krankhafte Erweiterung der Schlagader. Entscheidenden Anteil daran hatte die Kunst der Gefäßchirurgen am St. Vincenz-Krankenhaus Limburg.

„Ich hatte unverschämtes Glück“, sagt Peter M. heute. Denn eigentlich war er mit dem Verdacht auf akute Bauchspeicheldrüsenentzündung in das Limburger Krankenhaus eingeliefert worden. Im Zuge der sorgfältigen Differenzialdiagnose – das ist die Abgrenzung einer Krankheit von Erkrankungen mit ähnlichen oder übereinstimmenden Symptomen – wurde das Bauchaortenaneurysma entdeckt – ein Zufallsbefund. Peter M. lag binnen weniger Minuten auf dem OP-Tisch und wurde vom Team der Gefäßchirurgie erfolgreich operiert.

„Wir setzten eine hochmoderne, endovaskuläre* Therapieoption ein und implantierten ein innovatives Stent-System,“ erläutert Chefärztin Dr. Patricia Schaub, die die Operation gemeinsam mit ihrem Leitenden Oberarzt Dr. Christopher Ellermeier durchgeführt hatte (* endovaskulär meint die minimalinvasive Behandlung von Gefäßerkrankungen oder Tumoren innerhalb der Gefäße mittels gefäßerweiternder Ballons oder Stents). Dadurch war kein Bauchschnitt notwendig und die OP-Belastung für den Patienten konnte deutlich reduziert werden. Die lebensrettende Operation erfolgte lediglich über einen Zugang über die Leiste, wie bei einem Herzkatheter-Eingriff. Mit exakter dreidimensionaler Vermessung des Aneurysmas konnte der Stent anatomisch individuell angepasst werden.

Die Implantation der Gefäßprothese schützt den Patienten nun vor der meist tödlichen Ruptur der Hauptschlagader: „Das Aneurysma wird sozusagen geschient, der Blutfluss wieder in die richtigen Bahnen gelenkt, indem sich die Stents an den Enden und Außenseiten selbst entfalten. So wird die Hauptschlagader vom Blutdruck entlastet, was den in den meisten Fällen tödlichen Durchbruch der Arterie verhindern soll.“

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Chefärztin Dr. Schaub. Fotos: baumann fotostudio

Normalerweise überleben nur acht von zehn Patienten einen solchen Notfall. Zumal ein Bauchaortenaneurysma normalerweise überhaupt keine Beschwerden verursacht, und daher vom Patienten zunächst nicht bemerkt wird. Wird das Aneurysma größer, können Rückenschmerzen auftreten.

Manchmal führt es zu Beschwerden im Bereich der Wirbelsäule oder der Nieren – das ist dann ein Alarmsignal für ein drohendes baldiges Platzen der Ader. Kommt es dann zur Ruptur, klagen die Patienten über unerträglichen Bauchschmerz mit Ausstrahlung in den Rücken, Übelkeit und Brechreiz. Durch die innere Blutung kommt es sehr schnell zu einer lebensbedrohlichen Situation.

Deshalb plädiert Chefärztin Dr. Patricia Schaub unbedingt für ein rechtzeitiges Screening der Bauchschlagader: „Heute können wir ein Aneurysma frühzeitig durch eine komplett schmerzlose Ultraschall-Untersuchung ohne jedwede Strahlenbelastung erkennen und entsprechend vorbeugen“, so die Gefäßchirurgin. Die schonende Vorsorgeuntersuchung könne definitiv Leben retten: Dabei wird der Bauch abgetastet und die Bauchschlagader mittels Ultraschall beurteilt. So besteht die Möglichkeit, Patienten ggf. in ein weiteres Überwachungsprogramm aufzunehmen und falls notwendig auch vorsorglich zu operieren. „Zahlreiche Todesfälle durch die meist tödlich verlaufenden Rupturen können so verhindert werden“, erklärt die Chirurgin.

An einer krankhaft erweiterten Schlagader im Bauch sterben allein in Deutschland jährlich bis zu 9000 Menschen. Betroffen sind vor allem Männer ab einem Alter von 65 Jahren, aber auch Frauen kann die Diagnosen treffen. Aktueller und auch ehemaliger Nikotinkonsum erhöht das Erkrankungsrisiko um das 3-5fache und gilt somit als wichtigster Risikofaktor. Auf Empfehlung der Fachgesellschaften sollten Männer ab 65 Jahren und Frauen mit Raucher-Vergangenheit ab 65 Jahren auf ein Bauchaortenaneurysma untersucht werden. Die Krankenkassen zahlen die Untersuchung auf ein Aneurysma als einmalige Leistung bei Männern ab 65 Jahren.

Personen mit einer familiären Belastung, also mit Aneurysma-Trägern in der Familie, sollten sich ab dem 60. Lebensjahr zumindest einmalig einer Ultraschalluntersuchung der Hauptschlagader unterziehen. Diese Untersuchung kann einfach, schnell und mit hoher Aussagekraft durchgeführt werden. Abhängig vom Befund wird der behandelnde Arzt (Angiologe, Gefäßchirurg) ein Kontrollintervall empfehlen. Dies kann zwischen zehn Jahren bei völligem Normalbefund und wenigen Monaten bei entdecktem Aneurysma liegen. 

St. Vincenz-Krankenhaus Limburg Klinik für Gefäßchirurgie

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