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Kinder und Jugendliche bei der Trauer unterstützen

Kinder und Jugendliche bei der Trauer unterstützen

28.10.22
Kinder und Jugendliche bei der Trauer unterstützen

Foto: udra11 - stock.adobe.com

Verlieren Kinder und Jugendliche einen nahestehenden Menschen durch den Tod, sind Bezugspersonen oft unsicher, wie sie ihnen in dieser Situation zur Seite stehen können. Was es zu beachten gilt, weiß Walburga Schnock-Störmer, Trauerberaterin des Bundesverband Trauerbegleitung. Essenziell ist für Kinder und Jugendliche die Gelegenheit, sich von dem Verstorbenen zu verabschieden. „Jedes Kind hat ein Recht auf Abschied", sagt die Leiterin eines Beratungszentrums für trauernde Familien. Gemeinsam mit dem Kind kann man überlegen, wie es sich verabschieden kann.

„Die meisten Kinder kommen ganz schnell auf ganz viele kreative Ideen", weiß Schnock-Störmer. Diese reichen vom Kuscheltier, das sie der verstorbenen Person mitbringen, bis zum bunt bemalten Stein, den sie bei der Beerdigung ins Grab legen. Da Kinder mit Haut und Haaren begreifen, haben sie häufig das Verlangen, einen verstorbenen Angehörigen noch einmal zu sehen oder mit zur Beerdigung zu gehen. Dabei brauchen sie die Sicherheit, dass sie von einer Vertrauensperson begleitet werden. Diese sollte sich vorher umfassend informieren und dem Kind kindgerecht erklären, was es am Totenbett oder auf der Beerdigung erwartet. Dabei ist es wichtig, die Welt aus der Perspektive des Kindes wahrzunehmen.

Wenn Kinder an der Beerdigung teilnehmen, sehen sie, dass es einen Erinnerungsort gibt, den man aufsuchen kann, wenn einem danach ist. Eine Beerdigung, die nicht nur im engsten Familienkreis stattfindet, zeigt ihnen auch, wie viele Menschen den Verstorbenen lieb gehabt haben und jetzt auch traurig sind. In jedem Fall brauchen Kinder ehrliche Antworten auf ihre Fragen. Ganz wichtig ist es, ihnen für sie verständlich zu erklären, wie der Mensch gestorben ist. Wenn ein Kind sich mit seiner Oma wenige Tage vor deren Tod gestritten hat und die Todesursache vor ihm verheimlicht wird, kann es nämlich passieren, dass es sich schuldig fühlt. „Jugendliche haben ebensolche Fantasien", weiß Schnock-Störmer.

Wichtig ist es auch, Kindern beizubringen, dass sie trauern dürfen und auch Erwachsene traurig sind. Trauer ist eine ganz normale Reaktion der Seele. Während Drei- bis Sechsjährigen fachlich gute Bilderbücher beim Verstehen helfen können, können für Jugendliche neben altersgerechten Büchern auch digitale Angebote wie virtuelle Gedenkseiten oder eine Online-Beratung für trauernde Kinder und Jugendliche hilfreich sein, bei der sie sich alles von der Seele schreiben können. „Ganz oft passiert es, dass Kinder, damit alles gut ist und die anderen nicht so traurig sind, die Rolle des Verstorbenen übernehmen wollen", weiß Schnock-Störmer. So schön und hilfreich es sein kann, wenn eine Familie nach dem Tod des Opas ein Essensritual von ihm übernimmt, so ungesund ist es, wenn ein Jugendlicher sich nach dem Tod seines Vaters nicht mehr verabredet, um auf seine Mutter aufzupassen.

80 Prozent der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen schaffen es, einen Verlust selbst zu meistern. Bei „erschwerter Trauer" ist es jedoch ratsam, bei einem professionellen Trauerbegleiter oder Therapeut Hilfe zu suchen.