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Bläserchor Neuwied: Musik führt Menschen zusammen

Der Bläserchor der evangelischen Brüdergemeine feiert 250-jähriges Bestehen mit großem Veranstaltungsprogramm

26.02.23
Bläserchor Neuwied: Musik führt Menschen zusammen

2019 fand der Bläsertag in Neuwied statt. Zahlreiche Musiker musizieren damals in der Deichstadt. Foto: Marion Kutscher

Es ist ein guter Grund zum Feiern und eine Gelegenheit, um sich an Vergangenes zu erinnern und einen Blick in die Zukunft zu wagen: In diesem Jahr feiert der Bläserchor der evangelischen Brüdergemeine Neuwied sein 250-jähriges Bestehen. Und dieser runde Geburtstag wird gebührend gefeiert. So sind nicht nur zahlreiche Veranstaltungen geplant, auch Chorleiterin Marion Kutscher nutzt das Jubiläum, um das jahrzehntelange Engagement der Musiker zu würdigen und von Zukunftsplänen zu berichten.

In den ersten Jahren besteht der Bläserchor hauptsächlich aus engagierten Laienmusikern. Foto: Bläserchor Neuwied
In den ersten Jahren besteht der Bläserchor hauptsächlich aus engagierten Laienmusikern. Foto: Bläserchor Neuwied

Ob Weihnachten, Ostern, Jahreswechsel, Beerdigungen oder traditionelles Choralblasen im Gemeindeviertel: Seit am 30. Mai 1773 erstmals der Posaunenschall erklang, ist der Chor aus dem Gemeindeleben der Herrnhuter Brüdergemeine nicht mehr wegzudenken. Und was als Laienchor ohne ausgebildete Musiker begann, ist heute ein gut strukturiertes Ensemble - und darauf ist auch Kutscher stolz, die den Bläserchor seit 2009 leitet: ,,Wir sind dankbar nach 250 Jahren einen so lebendigen und großen Chor zu haben, der getragen von einer sehr fundierten Jungbläserausbildung eine sehr gute Altersstruktur hat."

Noch gut erinnert sich Kutscher an ihre ersten eigenen musikalischen Schritte: „Durch meinen Großvater und Vater als aktive Bläser wurde ich schon in jungen Jahren an den Chor herangeführt", erinnert sich die heutige Chorleiterin. Und so begann sie vor mehr als 40 Jahren im Alter von elf Jahren als Jungbläser im Bläserchor und bekam ersten Trompetenunterricht. Es folgte ein Trompetenstudium, dass es ihr heute ermöglicht, als freischaffende Künstlerin, Orchestertrompeterin und Solistin tätig zu sein, Unterricht zu geben und außerdem als Regionalposaunenwartin im Posaunenwerk der evangelischen Kirche im Rheinland zu arbeiten.

Aktuell zählt der Chor 24 aktive Bläser und sieben Aktive im Jugendchor. Fünf junge Musiker befinden sich derzeit in der Jungblaserausbildung. So ergibt sich eine Altersstruktur von acht bis 80 Jahren.

Kriege brachten Einschränkungen

1967 finden die Bläsertage ebenfalls in Neuwied statt und zahlreiche Musiker folger der Einladung in die Deichstadt. Foto: Bläserchor Neuwied
1967 finden die Bläsertage ebenfalls in Neuwied statt und zahlreiche Musiker folger der Einladung in die Deichstadt. Foto: Bläserchor Neuwied

Der Weg zu diesem heute so erfolgreichen Chor war allerdings lang und nicht immer einfach, schließlich brachten zum Beispiel Kriege Einschränkungen mit sich, denen sich die Musiker beugen mussten. Und dennoch: In den vergangenen 250 Jahren hat der Chor ohne Unterbrechung existiert und seine Dienste innerhalb und außerhalb des Kirchensaals erfüllt, auch wenn es, dass erklärt Kutscher, nicht immer einfach ist, aus den Kirchenbüchern eine lückenlose Chronik aufzustellen. Nichtsdestotrotz lassen sich ab 1873 die Bläserchorleiter namentlich belegen.

Bei einer so langen Geschichte stellt sich unweigerlich die Frage nach Wandel und Veränderung. Doch auch in diesem Bereich setzt der Bläserchor auf Tradition und Kontinuität: ,,Die Basisaufgaben aus den Anfangsjahren werden immer noch wahrgenommen", betont Kutscher. Darüber hinaus spiele der Bläserchor aber heute auch bei weltlichen Anlässen, wie zum Beispiel beim Martinsumzug der Stadt Neuwied oder auch beim diesjährigen französischen Markt in der Deichstadt.

Und auch in den Jahren, als zahlreiche Vereine und Chöre über einen akuten Mitgliederschwund klagten, stand der Bläserchor auf soliden Füßen und zwar aus gutem Grund, wie Kutscher verrät: ,,Da die klassische Literatur für den Bläserchor vierstimmig ist, konnten in mageren Zeiten auch mit einer sehr kleinen Besetzung Basisdienste geleistet werden." Hinzu kam, dass die Bläserchorarbeit dank ihrer große Tradition auch in schweren Zeiten immer unterstützt wurde.

250 Jahre bieten auch viel Raum für zahlreiche Höhepunkte und schöne Erinnerungen - und dazu zählen für Kutscher ganz klar die alle zwei Jahre stattfindenden Bläsertage, bei denen sich die Bläserchöre anderer Brüdergemeinen treffen. Seit 1924 gehören diese musikalischen Zusammenkünfte zum Choralltag. So durfte die Deichstadt bereits fünfmal als Gastgeber auftreten, nämlich in den Jahren 1927, 1967, 1981, 1999 und 2019.

Veränderungen brachte schließlich die Corona-Pandemie mit sich. So finden nach einer längeren Pause in diesem Jahr erstmals wieder Bläsertage statt, diesmal in Berlin. Corona hat aber auch sonst die Chorarbeit gebremst. Umso größer ist daher die Freude, pünktlich zum Jubiläumsjahr wieder aktiv werden zu können.

,,Wir wollen die sehr positive Entwicklung der vergangenen Jahre fortführen und mit unserer Jugendarbeit die Basis für die nächsten 250 Jahre legen", resümiert Kutscher. Hinzu komme, dass man über die etablierten Dienste in der Gemeinde hinaus weiter in die Öffentlichkeit gehen wolle, um den Bläserchor bekannt zu machen und zu zeigen, dass aktives Musizieren attraktiv und keinesfalls altbacken sei. ,,Wir sind stolz, dass sich im Bläserchor Menschen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Konfession versammeln, um zur Ehre Gottes zu musizieren", sagt Kutscher. Und an diesem Ideal wolle man auch in Zukunft festhalten. rsz