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Bewegte Geschichte zwischen Tal und Höhen

Bewegte Geschichte zwischen Tal und Höhen

Die Simmerer Sehenswürdigkeiten stellen sich zum Stadtfest den kleinen Besuchern vor

21.09.22
Bewegte Geschichte zwischen Tal und Höhen

Fotos: Inka - stock.adobe.com

Der Schinderhannesturm

Oh Gott, was kann ich alles über die Geschichte unserer schönen Stadt erzählen! Die Simmerer nutzten mich, um Schießpulver für alte Pistolen zu lagern.Meine Lage an der alten Stadtmauer war hierzu ideal. Von hier aus konnten die Soldaten die Stadt gut verteidigen. Und natürlich wurden in meinen Räumen auch vermeintlich schlechte Menschen eingesperrt. Ich kann mich nicht an alles erinnern, aber ein junger Mann ist mir besonders im Gedächtnis geblieben. Sein bürgerlicher Name war Johannes Bückler. Doch die ganze Welt kennt ihn eigentlich nur als „Schinderhannes“. Diesem wilden Jungspurn habe ich auch meinen Namen zu Verdanken. Es war ein kühler Februarmorgen, als der Schinderhannes im Jahr 1799 zu mir gebracht wurde. Es war ein stattlicher Mann mit schwarzen Haaren, dem nachgesagt wurde, die größte Räuberbande Europas anzuführen.

Ich kannte schon einen seiner Kumpanen: Johann Peter Petri, der von allen Menschen in Simmern nur „Schwarzer Peter“ genannt wurde. Eigentlich bin ich ja stolz auf mein stabiles Äußeres und die dicken Mauern, die auch den stärksten Bränden gestrotzt haben. Doch dem „Schwarzen Peter“ gelang es, aus meinem Verlies auszubrechen. Was ein Pech! Ich galt eigentlich als ausbruchsicherer Turm. Und als der Schinderhannes kam, war dieser Mythos verflogen. In der Nacht vom 19. auf den 20. August türmte auch dieser Räuber meinen dicken Mauern. Fast ein halbes Jahr lang durfte ich von morgens bis spät in die Nacht seine Geschichten anhören. Räubergeschichten sind sehr spannend, aber auch manchmal fürchterlich. Der Schinderhannes hat so manches krummes Ding getrieben. Wenn ihr vor mir steht, dann seht ihr eine Skulptur, die an ihn erinnert. Sie zeigt, wie der Schinderhannes und seine Bande im Jahr 1797 Schweine gestohlen haben. Da haben die Simmerer geflucht! Wenn ihr mehr über den Räuber erfahren möchtet, besucht doch einfach die historische Ausstellung in meinen Räumlichkeiten. Hier findet ihr auch einige Unikate, die aus seinem persönlichen Besitz stammen sollen.

Die Stephanskirche

Bewegte Geschichte zwischen Tal und Höhen-2

Ich stehe schon so lange hier in Simmern, dass allein meine Bauzeit 24 Jahre gedauert hat. Aber eigentlich bin ich noch viel älter. Spuren meiner abgetragenen Vorgängerin findet ihr noch im Glockenturm. Als eines der wenigen Gebäuden habe ich den furchtbaren Stadtbrand von 1689 überstanden. Wenn ihr mal wissen wollt, wer alles in früheren Zeiten in Simmern geherrscht hat, müsst ihr zu mir an die St. Anna-Kapelle kommen. Hier könnt ihr die Grabdenkmäler der ehemaligen Simmerer Herzöge besuchen, die bei uns im Schloss residiert haben. Eine stattliche Anzahl. Tretet ein und bestaunt meine hohen, gotischen Hallen. Obwohl ich offiziell eine evangelische Kirche bin, haben auch Katholiken einst im Kirchhof gebetet und Gottesdienste abgehalten.

Doch seit 1813 wird dieser nicht mehr hierfür genutzt. Unter dem Glockenturm findet ihr eine Gruft. Hier liegt das letzte Simmerer Fürstenpaar begraben, Herzog Ludwig Heinrich und seine Gattin Maria von Oranien. Meine Orgel ist auch ein ganz besonderer Schatz. Die berühmte Orgelbauerfamilie Stumm hat sie für Simmern gebaut. Auch heute klingt sie noch sehr schön. Ihr könnt ja mal – wenn ihr nicht gerade jetzt beim Stadtfest unterwegs seid – zu einem Konzert vorbeikommen. Oder schickt eure Eltern zu einer Ausstellung vorbei, wenn ihr mal wieder etwas länger spielen wollt. cm