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Junge Menschen stark machen

Junge Menschen stark machen

Aktionswoche Prävention an der BBS Boppard: Mit Planspiel, Theater und Beratung gegen Sucht und Populismus

30.01.21
Junge Menschen stark machen

Foto: BBS Boppard

Eine komplette Woche stand an der BBS Boppard ganz im Zeichen der Prävention: An vier Aktionstagen bot die Schule in Zusammenarbeit mit dem Landesdemokratiezentrum Rheinland-Pfalz und dem Theater RequiSiT aus Hattersheim mehrere Workshops zur Auseinandersetzung mit Sucht und Populismus an.

„Beide Phänomene prägen unseren gesellschaftlichen Alltag, beide Phänomene sind gefährlich und beide Phänomene gehören deshalb auf die Tagesordnung unseres Schullebens, um junge Menschen davor zu schützen und im Umgang damit zu stärken“, begründet Schulleiterin Gabriele Wingender diese Initiative. „Uns ist das politische und pädagogische Engagement mit Blick auf die Entwicklung einer demokratischen Schulkultur an der BBS Boppard sehr wichtig.“

Seit zwei Jahren stellt die BBS Boppard Partizipation und Demokratieerziehung in den Vordergrund ihrer systematischen Schulentwicklungsstrategie. Angesichts aktueller Polarisierungs- und Ausgrenzungstendenzen in der Gesellschaft weiß sie um die Dringlichkeit demokratiepädagogischen Handelns in der Schule. „Bei der Vermittlung demokratischer Handlungskompetenz ist uns das rheinland-pfälzische Landesdemokratiezentrum mit seinem Kompetenznetzwerk „Demokratie leben!“ ein sehr hilfreicher Partner“, weiß die koordinierende Lehrerin Gerlinde Serr, die das Workshop-Programm federführend organisiert hat. Insgesamt acht Klassen nahmen an den Workshops, die jeweils zu zweit von den ausgebildeten Planspielleitungen Anne Stiller, Lea Scholz, Kevin Höh, Florian Eutebach und Marcel Simon moderiert wurden, teil. Die Workshops bieten aktivierende und anschauliche Planspiele an, in denen die Schülerinnen und Schüler in realitätsnahen Situationen trainieren, populistische Stimmungsmache zu erkennen und zu entlarven. „Es fördert den Lerneffekt ungemein, dass die Jugendlichen in den Planspielen selbst aktiv bestimmte Rollen übernehmen und sich so in Denk- und Sichtweisen der Akteure versetzen können“, ist Frau Serr vom pädagogischen Ansatz der Methode überzeugt. Die Schülerinnen und Schüler, pflichten ihr bei: Als „spannend“, „lehrreich“, „informativ“, „spannend“ und „cool“ bewertet eine Schülerin die Workshops in einer abschließenden Umfrage.

Auf Aktivieren und Mitmachen setzte die BBS Boppard auch beim Thema Sucht-Prävention. Fest etabliert hat sich hierzu das Theater RequiSiT aus Hattenheim, das einmal jährlich einen Aktionstag zu humorvoller Suchtprävention mit ihrem Bühnenprogramm „Erst schlappgelacht, dann nachgedacht“ an der Schule durchführt. „Das Ensemble besteht aus ehemaligen Drogenabhängigen, die heute jungen Menschen dabei helfen, sich kritisch mit Suchtrisiken auseinanderzusetzen und ein glückliches Leben ohne Suchtmittel zu führen“, erläutert der für die Organisation dieser Veranstaltung verantwortliche Lehrer Per Layendecker. In gut einer Stunde Improvisationstheater interagierten die Schauspieler und Schauspielerinnen mit dem Publikum. Aus zugerufenen Begriffen entstanden völlig unabhängig vom Thema Drogen aus dem Stegreif spontane Szenen und Reime auf der Bühne. Innerhalb kurzer Zeit gelang es dem schlagfertigen Theaterensemble, die rund 200 Zuschauer und Zuschauerinnen zu begeistern und eine lockere entspannte Atmosphäre herzustellen. In dieser Stimmung standen die ehemaligen Drogenabhängigen den Zuschauern im Anschluss an die Vorstellung in verschiedenen Diskussionsrunden Rede und Antwort. Dabei bestand die Möglichkeit, ohne Lehrkräfte offen und direkt alle Fragen zum Thema Sucht an die Theaterleute zu richten. Die Schüler wurden zur Selbstreflexion und zum kritischen Konsumverhalten angeregt: „Vieles kann süchtig machen. Dazu gehören bestimmte Stoffe wie Tabak, Alkohol und Heroin, aber auch Verhaltenssüchte wie die Spielabhängigkeit“, warnt Theaterleiterin Nora Staeger eindringlich. Dabei kommt es immer auf die individuelle Situation an. Staeger empfiehlt, sich selbstkritisch zu fragen: „Wie geht es mir, wenn ich auf einen bestimmten Stoff oder ein bestimmtes Verhalten verzichte? Bin ich dann noch glücklich oder zumindest ausgeglichen oder werde ich unruhig?“ In einer separaten Gesprächsrunde für die Lehrkräfte wurde erörtert, wie wichtig eine wertschätzende und respektvolle Kommunikation mit von Abhängigkeit betroffenen Schülern ist. Dementsprechend spielt die Stärkung der Resilienz und des Selbstvertrauens eine große Rolle in der schulischen Bildungs- und Erziehungsarbeit. Und das gilt für die Suchtprävention ebenso wie für den Umgang mit rechtspopulistischen Parolen.