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Die Venus von Andernach

Die Venus von Andernach

Funde beweisen frühe Besiedlung

26.10.22
Die Venus von Andernach

Venusfigurinen, die in Gönnersdorf gefunden wurden. Fotos: Bildersturm

Hätten Sie's gewusst? Schon vor fast 600 000 Jahren lebten Menschen am Rhein. Sie besiedelten die Gegend des heutigen Miesenheim, wie Tierknochen und Steinwerkzeuge beweisen. Nach der letzten Eiszeit, vor etwa 15000 Jahren, besiedelten Menschen dann beide Seiten des Rheins, linksrheinisch war Andernach und rechtsrheinisch Gönnersdorf ihr Siedlungsort. Wer sich für die frühe Geschichte interessiert, dem sei ein Besuch im Archeologischen Forschungszentrum Monrepos in Neuwied empfohlen, die Ausstellung dort vermittelt ein sehr lebendiges und eindrucksvolles Bild der frühen Menschen im Neuwieder Becken.

In Andernach gefunden: frühe Zeugnisse religiösen und kulturellen Schaffens.
In Andernach gefunden: frühe Zeugnisse religiösen und kulturellen Schaffens.

Um 13400 vor Christus, im Magdalénien, einer archäologischen Kulturstufe des jüngeren Paläolithik um, schufen die Menschen in den beiden Siedlungen bereits Kunstwerke. Das beweist, dass es ein reiches kulturelles Leben gab. Am Martinsberg in Andernach tauchten im Laufe der Zeit 24 Venusfiguren auf, die zwischen 4 und 20 Zentimeter groß sind. Sie sind aus Elfenbein, Geweih oder Knochen gefertigt, aber sie sind nicht die einzigen Darstellungen von weiblichen Gottheiten. In Gönnersdorf, einem Stadtteil von Neuwied, wurden vor fast 50 Jahren Grabungen durchgeführt, in deren Verlauf nicht nur weitere 16 Figurinen gefunden wurden, sondern auch mehr als 400 in Schieferplatten eingravierte Frauenbilder. Das sind mehr Frauendarstellungen als in sämtlichen anderen Fundstellen des europäischen Magdalénien zusammen.

Dass die Region beliebt war, zeigen auch die vielen anderen Darstellungen, die gefunden wurden Tier- und Jagdszenen geben Hinweise auf immer wiederkehrende Jäger-Sammlergruppen. Sie kamen, so haben Archäologen herausfinden können, aus dem Maasgebiet, vom Niederrhein und aus der Gegend um Mainz. Diese Gruppen lebten nicht dauerhaft hier, diese frühen Menschen waren Nomaden, die ihr Leben nach den Wanderungen der von ihnen bejagten Tiere ausrichteten. Der Rhein, damals noch glasklarer Fluss mit Trinkwasserqualität, war für Mensch und Tier ein wichtiger Überlebensfaktor und so nimmt es nicht Wunder, dass insbesondere hier viele Spuren früher Menschen zu finden sind. Wer also wissen will, wie die frühe Venus von Andemach (und Gönnersdorf) aussieht, der plant am Besten einen Besuch in Monrepos und im Landesmuseum in Bonn ein, denn dort sind sie ausgestellt.