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Westerwald-Brauerei trotz Kostenexplosionen optimistisch.

Hachenburg: Mittelständler mit weit überdurchschnittlichem Wachstum 2022

25.01.23
Westerwald-Brauerei trotz Kostenexplosionen optimistisch.

Foto: Röder-Moldenhauer

Ein besonders herausforderndes Jahr liegt hinter der Westerwald-Brauerei. Energiepreisexplosion, Lieferkettenprobleme, stark gestiegene Rohstoffpreise und ein zeitweiliger Kohlensäure-Mangel hatten die Braubranche 2022 fest im Griff. Die Westerwald-Brauerei konnte sich in diesem sehr schweren Marktumfeld jedoch behaupten, mehr noch: Der Mengen-Zuwachs ist prozentual und absolut so hoch wie seit Jahrzehnten nicht.

Jubelstürme brechen in Hachenburg dennoch nicht los, denn dem positiven Absatz stehen massive Kostensteigerungen in fast allen Bereichen gegenüber. Rohstoffe, wie der für die Brauerei unverzichtbare Aromahopfen oder Malz, haben sich im Beschaffungspreis verdoppelt und auch Hilfs- und Betriebsstoffe wie Kronenkorken, Leim, Etiketten und andere Verpackungsmaterialien sind teurer geworden. "Wir bedauern, dass viele Brauereien in den letzten Monaten Arbeitsplätze abbauen mussten", sagt Jens Geimer, geschäftsführender Gesellschafter der Westerwald-Brauerei. Viele Kollegen, so Geimer, verkauften sich unter Wert: ,,Dass einige Brauereien so in Schieflage geraten sind, liegt auch daran, dass deren Bierkasten teilweise für 10 Euro im Angebot verkauft werden. Das kann nie und nim - mer kostendeckend sein."

Um sich auch zukünftig breit aufzustellen, konzentriert man sich bei der Westerwald-Brauerei 2023 neben dem Bierverkauf auch weiterhin auf den Besuchermagnet Hachenburger Erlebnis-Brauerei", auch wenn sich die Art der Besucher stark gewandelt hat. Waren es früher Gruppen und Vereine, so sind es in der Nach-Covid-Zeit vermehrt Bierinteressierte, Kleingruppen und Familien, die nach Hachenburg pilgern, um sich die vollkommen transparente Brauerei anzuschauen.

Wie die "Erlebnis-Brauerei", entwickelt sich auch die Westerwald-Brauerei als Gesamtunternehmen weiter. Neben der Rezertifizierung als Gemeinwohl-Ökonomie-Unternehmen und der Fertigstellung des sogenannten Schnellwegs, der Produktionsabläufe in der Brauerei beschleunigt, hat das mittelständische Unternehmen 2022 in Nachhaltigkeitsprojekte investiert. So setzt die Brauerei seit Juli 2022 ein 100-prozentiges Wertstoffrecycling um. Künftig setzt das Unternehmen noch mehr auf regionale Partner, um die Westerwälder Wirtschaft zu unterstützen. Ebenfalls im Sinne der Nachhaltigkeit ist die gesamte Dienstwagenflotte bis auf ein Hybridfahrzeug mittlerweile auf Elektro umgestellt und nimmt in den kommenden Wochen auch einen rein elektrischen Lkw von Volvo in ihre Logistikflotte auf.

Des Weiteren soll im Frühjahr 2023 eine Anlage fertiggestellt werden, die aus dem Abwasser der Brauerei Biogas produziert und so mehr als zehn Prozent des Energiebedarfs des Unternehmens deckt. Bislang ist die Westerwald-Brauerei durch Kompensation bereits klimaneutral, bis 2030 möchte das mittelständische Unternehmen dies auch aus eigener Kraft schaffen und mehr Energie erzeugen als verbrauchen. Dazu beitragen soll auch eine neue Photovoltaikanlage auf den Dächern der Betriebsgebäude. Sie wird künftig 20 Prozent des Strombedarfs decken. Parallel laufen die Planung und Implementierung einer CO₂-Rückgewinnungsanlage, die den Ausstoß der Brauerei nach Scope 1, 2 und 3 künftig um 12 Prozent reduzieren soll, allein nach Scope 1 und 2 sind es sogar mehr als 50 Prozent. Der Innovationsgeist der Brauerei ist seit 2022 auch ausgezeichnet. Im vergangenen Jahr erhielt die Westerwald-Brauerei den Future Award beim European Beer Star, einem der renommiertesten Branchenpreise.

Um weiterhin als verlässlicher Arbeitgeber für den Westerwald aufzutreten, werden 3 Azubis nach Abschluss ihrer Ausbildung in diesem Jahr übernommen und auch für den Ausbildungsbeginn im August sind noch zwei Ausbildungsstellen für Brauer & Mälzer und Industriekaufleute zu besetzen. Auch in den Abteilungen Logistik und Vertrieb haben in den vergangenen Wochen neue Mitarbeiter angefangen. Beim Mietservice hat die Westerwald-Brauerei ebenfalls das Team aufgestockt. Der Hachenburger Shop auf dem Brauereigelände hat montags bis samstags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Für 2023 zeigt sich der geschäftsführende Gesellschafter Jens Geimer verhalten optimistisch: „Als Westerwälder sind wir eher bescheiden, denken konservativ und freuen uns sehr, wenn es dann doch besser läuft." Sein besonderer Dank gilt den insgesamt rund 100 Beschäftigten, die hervorragende Arbeit geleistet haben. Was an neuen Produkten in der Pipeline ist, was sich hinter dem Projekt „Hachenburger X" verbirgt und welche weiteren Erkenntnisse die 6-wöchige USA-Reise von 6 Führungskräften des Mittelständlers hervorgebracht hat, verrät der Brauereichef jetzt (noch) nicht.