Anzeige
Verschnupfter Winter

Verschnupfter Winter

Warum uns jetzt einfache Infektionen scheinbar so hart treffen

17.12.22
Verschnupfter Winter

Zwei Jahre Ruhe und jetzt haut uns eine Erkältung um? Ist das wirklich so? Foto: Suzi Media - stock.adobe.com

Da haben wir gedacht, dass wir so einfach davon kommen würden und wir nach dem erklärten „Ende der Pandemie" zur Tagesordnung übergehen könnten... und dann reißt uns der erste Infekt, den wir uns einfangen, komplett von den Füßen. Was der normale, nicht immungeschwächte Mensch in jedem Winter ein bis drei Mal absolviert - ein grippaler Infekt, eine Erkältung, eine Bronchitis oder Nasennebenhöhlenentzündung-wirft uns in diesem Jahr so richtig aus der Bahn.

Warum trifft uns aktuell eine Erkältung so schwer?

Unser Immunsystem gehört zu den Dingen, über die wir uns im Regelfall wenig Gedanken machen. Hin und wieder ein Glas Orangensaft, Obst und Gemüse, das sollte reichen, um unser "Verteidigungssystem" aufrecht und funktionsfähig zu halten. Weit gefehlt. Das körpereigene Immunsystem ist ein multifunktionales, komplexes System, das auf mehreren Ebenen arbeitet. So beginnt eine Abwehr schon damit, dass man einen Erreger erst gar nicht in den Körper eindringen lässt. Hier kommen Haut, Schleimhaut, Augen, Atemwege, Mundhöhle, Magen, Darm und Harntrakt als ,,Schnittstellen" zwischen dem Körperinneren und Außen eine große Bedeutung zu. Sei es die Schutzfunktion der Haut, die mit ihrer normalen Besiedlung mit Bakterien, Talg und Schweiß dafür sorgt, dass sich keine schädlichen Mikroorganismen breit machen können, oder der Darm, der durch die anwesenden Bakterien und spezielle antibakterielle Proteine dafür sorgt, dass Patogene, also schädliche Stoffe, abtransportiert werden, immer geht es zuerst darum, dass kein Eindringling die Barrieren durchbricht. Gelingt es Krankheitserregern dennoch, diese erste Bastion zu stürmen, greift die zweite Stufe der Verteidigung. In den menschlichen Zellen gibt es mehrere auf Abwehrspezialisierte Zellen, die eindringende Krankheitserreger bekämpfen. So sind Granulozyten, die eigentlich zu den weißen Blutkörperchen gehören in der Lage, die Blutbahn zu verlassen und Krankheitserreger mit aggressiven Stoffen zu bekämpfen.

Makrophagen - sogenannte Riesenfresszellen - reifen ebenfalls aus Leukozyten heran und arbeiten simpel, aber effektiv: Sie fressen die Eindringlinge einfach auf. Die NK-Zellen gehören zu unserem angeborenen Immunsystem. Sie sind in der Lage, Infektionen und Krebs zu bekämpfen, ohne vorher mit dem Aggressor in Kontakt gewesen zu sein. Neben ihnen spielen noch Dendritische Zellen, T-Lymphozyten und eine große Anzahl weiterer Komponenten eine Rolle bei der Krankheitsabwehr.

Den Feind, den Du kennst...

Seit Urzeiten liefern sich Krankheitserreger und ihre Wirte - denn nichts anderes sind wir für Viren und Bakterien - ein Wettrennen. Die Erreger verändern sich durch evolutionären Druck - nur jene haben eine Chance, sich fortzupflanzen, denen es aufgrund von zufälligen Veränderungen gelingt, dem Immunsystem zu entkommen - und das menschliche Immunsystem muss sich auf die neue Situation einstellen. Trifft ein "neuer" Erreger auf das Immunsystem, reagieren zunächst Makrophagen oder dendritische Zellen. Sie nehmen diese Zellen auf und zerlegen sie in Bruchstücke, die sie dann dem restlichen Immunsystem als ,,Steckbrief" präsentieren. Hat unser Abwehrsystem die Information erhalten und gespeichert, erfolgt beim nächsten Kontakt eine schnellere Reaktion, die in vielen Fällen eine Erkrankung verhindert.

Vorher aber müssen wir ,,da durch" und das bedeutet, dass Erkältungen, die wir aktuell als besonders schwer empfinden, durch Erreger verursacht werden, die wir uns in den vergangenen zwei Jahren durch gute Handhygiene und Masketragen buchstäblich ,,vom Hals" gehalten haben. Viren und Bakterien entwickeln sich weiter, wie wir an den Varianten des SARS-COV-Virus sehr gut sehen können. Unser Immunsystem hat also einiges aufzuholen, wer jetzt einen Infekt bekommt, sollte seinem Körper ausreichend Zeit und Ruhe gönnen, um damit fertig zu werden. Das ist im Übrigen ohnehin die beste Vorgehensweise. Denn wir wissen ja alle, wie lange eine Erkältung dauert: Mit Medikamenten 14 Tage, ohne zwei Wochen... in diesem Sinne, kommen Sie gesund durch den Winter!

Ihre Forum Gesundheit Redaktion