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Eigentümer auf dem Land, Mieter in der Stadt

23.12.21
Eigentümer auf dem Land, Mieter in der Stadt

Wohnen auf dem Land bietet viele Vorzüge. Vor allem lässt sich hier der Traum vom Eigenheim besser realisieren als in der Stadt. Foto: Dominik Ketz

Die weitaus günstigeren Preise für Wohneigentum im ländlichen Raum sorgen in den letzten fünf Jahren für stetigen Zuzug aus den Ballungsgebieten. Der Speckgürtel rund um die Großstädte erweitert sich immer mehr. „Quadratmeterpreise von etwa 1400 Euro in Wiesbaden gegenüber etwa 400 Euro in Bad Kreuznach sorgen schon dafür, dass die Menschen lieber längere Anfahrtswege zur Arbeit in Kauf nehmen, zumal wenn der Arbeitgeber durch Homeofficetage eine etwas entspanntere Arbeitswoche schafft“, erklärt Michael Fluhr, Amtsleiter Liegenschaften und Wirtschaftsförderung bei der Stadt Bad Kreuznach. Die Preise für Wohneigentum in den großen Städten sind mittlerweile für „Normalverdiener“ tatsächlich kaum noch zu stemmen. Wenn in der City gebaut wird, dann wird meist vorhandener Raum um- oder ausgebaut. Auch weil kaum noch Bauland für Neubauten zur Verfügung steht.

Was muss eine Region tun, um Zuzug zu gewährleisten?

„Eine gute Infrastruktur und ebenso gute Angebote im Bereich Kultur, Sport und Freizeit sind beste Voraussetzungen“, weiß Markus Schlosser, Beigeordneter und Wirtschaftsdezernent in Bad Kreuznach. „Außerdem müssen Planungen schneller vonstatten gehen.“

Zielführend sieht er hingegen den Neubau einer siebten Grundschule in Bad Kreuznach. „Familien, die sich in Bad Kreuznach oder dem Kreis ansiedeln, schauen im Vorfeld natürlich, wo ihre Kinder zur Schule gehen können.“ Und auch der Plan des Bauamtes, Mobilitäts-HUBS mit E-Rollern und E-Rädern anzubieten, geht für ihn in die richtige Richtung. „Außerdem müssen wir mehr als Region agieren und nicht als einzelne Stadt.“

Caroline Pehlke von der Stadtverwaltung Idar-Oberstein ergänzt: „Eine gute Infrastruktur ist vor allem im ländlichen Bereich wichtig. Vor allem die weichen Faktoren, wie etwa schnelles Internet sind nicht zu unterschätzen. Gerade planen wir zwei Kindergärten auf eigenen Flächen der Stadt, um der Nachfrage in diesem Bereich zu entsprechen. Im schulischen Bereich sind wir bestens aufgestellt, so dass hier noch kein Handlungsbedarf besteht.“ Was im Kreis Idar-Oberstein und Birkenfeld vor allem interessant ist: Es gibt noch reichlich Gewerbeflächen. Aber auch hier sind die Vormerkungen so hoch wie nie.

Gibt es denn für den privaten Wohnungsbau noch bezahlbaren Baugrund?

„Wir haben einen geteilten Markt“, meint Michael Fluhr. Zum einen wird verstärkt der „klassische“ Bauplatz für das Einfamilienhaus nachgefragt. Hier ist das Angebot leider am geringsten. „Baulücken sind zwar da, gehen aber aufgrund der hohen Nachfrage oft unter der Hand weg und die Preise sind extrem hoch“, so Michael Fluhr.

Dann gibt es den gehobenen Wohnungsbau. „Hier besteht in Bad Kreuznach bedingt durch die Neubautätigkeit der letzten Jahre (beispielsweise Konversion) ein gutes Angebot. Der dritte Bereich ist der sozial geförderte Wohnraum. Durch die 20 Prozent Quote im Geschosswohnungsbau wird auch für diese Marktgruppe zukünftig ein interessantes Angebot geschaffen.

Caroline Pehlke, Stadtverwaltung Idar-Oberstein: „Auch im privaten Sektor brodelt derzeit unsere Region. In einem Monat wurden so viele Bauplätze verkauft wie früher in einem Jahr.“ Vorteil beider Regionen: Statt limitierter Bauplatzgrößen von bis zu 500 Quadratmeter sind im ländlichen Raum auch große Bauplätze zu haben.

Auch im Bereich Mietwohnraum haben die ländlichen Regionen derzeit die Nase vorn. Sowohl in und um Idar-Oberstein, als auch im Kreis Birkenfeld entstand und entsteht hochwertiger, barrierefreier Wohnraum.

Nachfragen kommen sowohl aus den angrenzenden Regionen wie auch aus dem Rhein-Main-Gebiet. Aber auch viele Menschen, die in der Region aufgewachsen sind, verzichten angesichts der guten Perspektiven auf den Wegzug. Und viele Weggezogene kommen wieder zurück. Eine gute Entwicklung.