Anzeige
Die Bauchspeicheldrüse

Die Bauchspeicheldrüse

Sie bringt Verdauungssäfte in den Darm und Hormone ins Blut

26.06.21
Die Bauchspeicheldrüse

Sie liegt im Inneren des Körpers und verrichtet ungespürt ihren Dienst. Die Bauchspeicheldrüse ist ein wichtiges Organ, auf dessen Funktion gut geachtet werden muss, denn die Konsequenzen sind gravierend, wenn mit ihr etwas nicht stimmt. Foto: natali_mis - stock.adobe.com

Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Das fiel Mechthild Althoff (Name von der Redaktion geändert) seit einiger Zeit auf. „Mir ging es irgendwie schlecht. Mir war übel und ich hatte wenig Appetit“, erinnert sich die Andernacherin. Als sie bemerkte, dass ihr Stuhl komplett gelb war, ging sie zum Hausarzt. Verdacht auf Schleimhautentzündung. „Als die Leberwerte nach der Blutentnahme jedoch anstelle von normalerweise 50 bei 800 lagen, wurde ich sofort ins Krankenhaus überwiesen.“ Die Ultraschalluntersuchung in der Gastroenterologie verhärtete den Verdacht: Bauchspeicheldrüsentumor.

Übers Wochenende konnte Mechthild nach Hause, besprach sich mit der Familie und als am Montag die Computertomografie und das MRT die Diagnose bestätigten, stand für Mechthild bereits fest, dass sie für die Operation ins St. Nikolaus-Stiftshospital gehen würde. Viszeralchirurg Prof. Dr. Martin Wolff macht diese Operation regelmäßig. Es ist eine große Operation, die zwischen vier bis sechs Stunden dauern kann. „Wir operieren nur, wenn wir meinen, dass es sinnvoll ist“, erklärt Prof. Wolff. Dies bedeutet: es dürfen sich noch keine Metastasen im Bauchfell oder der Leber gebildet haben. Ebenso dürfen auch die Arterien in der Nähe der Bauchspeicheldrüse nicht betroffen sein.“ Ist dies der Fall, wird chemotherapeutisch behandelt. Bei Mechthild Althoff sprach nichts gegen eine Operation.

„Wir haben den Bauchspeicheldrüsenkopf, den Zwölffingerdarm, Teile des Gallengangsystems und der –blase sowie Lymphknoten entfernt“, erklärt Prof. Wolff die komplexe Operation. „Es ist zwar ein großer Eingriff, aber nicht verbunden mit schlechter Lebensqualität – ganz im Gegenteil.“ Nicht nur, dass die Operation eine Lebensverlängerung bringt - sie ermöglicht auch wieder eine normale Nahrungsaufnahme und der Gallenfluss wird wiederhergestellt. „Ich habe erst letzten Monat eine Dame behandelt, die vor fünf Jahren auch eines Bauchspeicheldrüsenkarzinom wegen operiert wurde. Ihr geht es bestens.“

Darauf hofft auch Mechthild Althoff. Nach neun Tagen ist sie bereits entlassen worden. Die Nachbehandlung und anschließende ambulante Reha konnte sie auch im St. Nikolaus-Stiftshospital machen. Heute, drei Monate nach der Operation, geht es ihr sehr gut. „Ich kann wieder fast alles machen. Wichtig ist aber, dass man sich nicht hängen lässt und aktiv mitmacht.“

Die Bauchspeicheldrüse-2
Schmerzen im Oberbauch oder Verlust von Appetit und Übelkeit können Anzeichen für eine Erkrankung der Bauchspeichendrüse sein. Foto: fizkes - stock.adobe.com

Bauchspeicheldrüsenentzündung

Wer Beschwerden wie starke Schmerzen im Oberbauch, Erbrechen und Übelkeit bemerkt, muss aber nicht gleich mit dem Schlimmsten rechnen. Häufig handelt es sich auch „nur“ um eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis). Auch Gelbsucht oder Fieber können ein Symptom sein.

Man unterscheidet zwischen einer akuten oder chronischen Entzündung. Auslöser einer akuten Entzündung sind häufig Gallensteine, aber auch übermäßiger Alkoholkonsum. Bei einer akuten Pankreatitis, die durch Gallensteine verursacht wird, behindern die Steinchen den Abfluss des Verdauungssekrets aus der Bauchspeicheldrüse. Die Enzyme, die eigentlich erst im Darm aktiv werden sollten, fangen dann trotzdem und frühzeitig an, zu arbeiten, greifen das Bauchspeicheldrüsengewebe an und es entsteht eine Entzündung.

Zudem kann die Entzündung auf den Gallenblasengang drücken. Die Galle staut sich zurück in die Leber und verursacht eine Gelbfärbung der Haut und Schleimhäute. Wiederholte akute Entzündungen der Bauchspeicheldrüse können chronisch werden und immer wieder Beschwerden verursachen. Der häufigste Grund hierfür ist übermäßiger Alkoholkonsum.

Mit einer rechtzeitigen Behandlung kann man die Entzündung aber wieder gut in den Griff bekommen. Gastroenterologe PD Dr. med. Matthias Büchter, Chefarzt der Inneren Medizin im St. Nikolaus-Stiftshospital, betont die Notwendigkeit der schnellen Erkennung und Behandlung der Erkrankung. „Wenn rechtsseitige Oberbauchschmerzen zusammen mit Gelbsucht und Fieber vorliegen, ist eine rasche stationäre Behandlung mit Antibiotika und Entfernung der Gallensteine durch eine besondere Form der Magenspiegelung, der endoskopisch retrograden Cholangiopankreatikographie, notwendig. Dafür ist bei uns rund um die Uhr ein spezialisiertes Team aus Ärzten und Pflegekräften einsatzbereit“, erklärt der Chefarzt.

Die Bauchspeicheldrüse-3
Prof. Dr. Wolff erklärt der Patientin, welcher Teil der Bauchspeicheldrüse bei der Operation entfernt werden muss und welche Organe noch betroffen sind. Foto: Petra Dettmer

Diabetes mellitus

Eine der großen Volkskrankheiten: Diabetes, die Störung des Zuckerstoffwechsels. Verursacher auch hier: die Bauchspeicheldrüse. Hauptaufgabe der Bauchspeicheldrüse mit 98 Prozent ist es, notwendige Verdauungssekrete zu produzieren, aber die restlichen 2 Prozent produzieren Hormone, vor allem das Insulin. Und das Insulin ist für den Zuckerabbau im Blut zuständig. Das Fatale: Man merkt meist gar nicht, dass man zuckerkrank ist. Und man merkt auch nicht, wie der Diabetes die Blutgefäße, Nervenbahnen und Organe unwiederbringlich angreift und schädigt. Dabei kommt es zum Beispiel häufig zu Netzhautschäden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder dem Diabetischen Fuß.

Die häufigsten Symptome sind: Vermehrter Harndrang, starkes Durstgefühl, aber auch Müdigkeit und Konzentrationsstörungen. Es wird unterschieden zwischen zwei Typen von Diabetes mellitus.

Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung. Körpereigene Antikörper zerstören die insulinproduzierenden Zellen. Betroffenen müssen deshalb Insulin spritzen.

Beim Typ 2 entwickelt der Körper eine Insulinresistenz. Das Insulin verliert seine Wirksamkeit. Dieser Typ wird häufig auch als „Lifestyle“-Diabetes bezeichnet, da häufig die Ursache ungesunde Ernährung ist. Viele Typ-2-Diabetiker haben Übergewicht und einen erhöhten Bauchumfang. Häufig hilft Gewichtsabnahme und Bewegung. Wenn dies nicht ausreicht, kann medikamentös der Blutzuckerspiegel in den Normbereich gebracht werden. Petra Dettmer