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Sternenkinder

Sternenkinder

28.10.22
Sternenkinder

Foto: Dan Race - stock.adobe.com

Es ist eine schöne Metapher für ein Ereignis. Sternenkind, trauriges manchmal auch Engelskind oder Schmetterlingskind, nennt man es, wenn ein Kind noch vor oder kurz nach der Geburt verstirbt. Die Symbolik verankert sich fest in dem Glauben, dass diese Kinder in den Himmel kommen, bevor sie überhaupt die Erde berührt haben, sozusagen sofort als Engel geboren werden.

Foto: tobi.tobsn - stock.adobe.com
Foto: tobi.tobsn - stock.adobe.com

Entstanden ist dieser Begriff, um sich von Bezeichnungen wie „Fehlgeburt" oder „Totgeburt" abzugrenzen und als Protest gegen das bis 2013 geltende Personenstandsgesetz. Laut diesem konnte eine Person nämlich nur dann im Geburten- beziehungsweise Sterberegister verzeichnet werden, wenn eine bestimmte Dauer der Schwangerschaft und eine Mindestgröße und ein Mindestgewicht erfüllt wurden. Wog das Kind unter 500 Gramm, wurde es nicht als Person angesehen, ein Zustand, der gerade den trauernden Eltern die Verarbeitung des Geschehenen erschwerte. Die Bezeichnung dieser Kinder als Sternenkinder verbreitete sich schnell auf Internetseiten, Foren und in Selbsthilfegruppen für trauernde verwaiste Eltern. 2009 unterschrieben 40000 Bürgerinnen und Bürger eine Petition an den Bundestag, in der um die Änderung des Personenstandsgesetzes gebeten wurde. Mit Erfolg: 2013 beschloss der Bundestag einstimmig die Änderungen. Seitdem können Eltern ihre Sternenkinder standesamtlich eintragen lassen, unabhängig vom Gewicht des Neugeborenen.

Dass ihre Kinder nun ganz offiziell als Personen anerkannt werden, hilft verwaisten Eltern ungemein bei der Trauerbewältigung. Aber es gibt noch andere Angebote rund um Sternenkinder, die Eltern helfen sollen. Manche wünschen sich beispielsweise Bilder von sich und dem Baby als Erinnerung, allerdings bleibt meist wenig Zeit zwischen Geburt und Bestattung der Kinder. Die Dein-Sternenkind Stiftung hat dafür ein Netzwerk mit rund 550 Fotografen weltweit, die auf Abruf stehen. Geht ein Auftrag über ihre Website ein, werden sofort Fotografen in der Nähe informiert, die dann ehrenamtlich und absolut kostenlos die Eltern aufsuchen und die gewünschten Bilder machen.

Wichtig für Eltern von Sternenkindern ist vor allen Dingen zu wissen, dass sie nicht alleine sind in ihrer Trauer. In Selbsthilfegruppen und Internetforen kann man sich mit anderen Eltern austauschen und gemeinsam lernen, mit dem Verlust umzugehen, in den meisten größeren Gemeinden und Städten gibt es Stiftungen und Verbände, die gezielt betroffene Familien unterstützen. Im Vergleich zu anderen Trauerfällen müssen hier oft andere Fragen beantwortet werden, so suchen Eltern immer wieder die Schuld bei sich selbst oder haben Schwierigkeiten damit, mit dem Tod von einem Kind abzuschließen, das kaum gelebt hat. Daher ist gerade beim Verlust eines Sternenkindes spezielle Trauerbegleitung gefragt.

Auch wenn Sternenkinder nur etwa 0,13 Prozent der Geburten im Jahr ausmachen, ist es wichtig, ihre Existenz anzuerkennen. Betroffene Eltern können zumindest auf eines zählen: Sie haben ein starkes Netzwerk an ehrenamtlichen Helfern, Stiftungen und Verbänden hinter sich, die sie unterstützen. F.F.